Gesammelte Werke 1
das Museum zu schließen! Ich habe dringend gewisse Daten im Gedächtnis aufzufrischen. Ich erscheine hier. Man lässt mich nicht hinein. Mich! Ein Mitglied des wissenschaftlichen Rates dieses Museums! Ich rufe den Direktor an: Was ist los? Der
Direktor, der liebe Grant Hotschikjan, in gewissem Sinne mein Schüler … Der Ärmste windet sich, der Ärmste wird rot vor Scham über sich selbst und vor mir. Aber er kann nichts machen, er hat sein Wort gegeben! Ihn haben ziemlich angesehene Leute darum gebeten, und er hat sein Wort gegeben! Interessant, wer hat ihn wohl gebeten? Vielleicht ein gewisser Rudolf Sikorsky? Nein! Oh nein! Niemand hat hier von einem Rudolf Sikorsky auch nur gehört! Aber mich kann man nicht so leicht täuschen! Mir war sofort klar, wessen Ohren da hinter den Kulissen hervorschauen! Und trotzdem wüsste ich gern, Sikorsky, warum Sie schon eine geschlagene Stunde schweigen und nicht auf meine Fragen antworten? Was wollten Sie damit erreichen, frage ich! Das Museum zu schließen! Der schändliche Versuch, aus dem Museum Exponate zu entwenden, die ihm gehören! Nächtliche Hinterhalte! Und wer, zum Teufel, hat hier den Strom abgeschaltet? Ich weiß nicht, was ich hätte tun sollen, wenn ich nicht eine Taschenlampe im Gleiter gehabt hätte! Ich habe mir sogar eine Beule geholt, ja, ja, zum Teufel mit Ihnen! Und dort drüben hab ich etwas umgeworfen! Ich kann nur hoffen - will hoffen! -, dass es bloß eine Attrappe war. Und beten Sie zu Gott, Sikorsky, dass es bloß eine Attrappe gewesen ist, denn wenn es ein Original war, werden Sie es mir bis zur letzten Schweißnaht wieder zusammensetzen! Bis zur letzten Schweißnaht! Und wenn auch nur eine Schweißnaht fehlt, werden Sie sich brav auf die Tagora begeben …«
Ihm versagte die Stimme, und er begann krampfhaft zu keuchen, wobei er sich mit beiden Fäusten gegen die Brust schlug.
»Erhalte ich noch Antwort auf meine Fragen?«, japste er wütend und in Atemnot.
Ich saß da wie im Theater. Es machte alles einen eher komischen Eindruck auf mich. Dann aber schaute ich Seine Exzellenz an und erstarrte vor Erstaunen.
Seine Exzellenz Rudolf Sikorsky, dieser Eisklotz, dieses Granitmonument und Vorbild an Selbstbeherrschung und Kaltblütigkeit, dieser unfehlbare Mechanismus im Zutagefördern von Informationen, hatte einen puterroten Kopf bekommen. Er atmete schwer, presste krampfhaft seine knochigen, sommersprossigen Fäuste zusammen, und seine berühmten Ohren glühten und zuckten, dass es unheimlich anzusehen war. Er hatte sich freilich noch in der Gewalt, aber sicherlich wusste nur er allein, was ihn das kostete.
»Ich möchte gern wissen, Bromberg«, sagte er mit erstickter Stimme, »wozu Sie die Zünder brauchen.«
»Ach, das möchten Sie gern wissen!«, zischte Dr. Bromberg giftig. Dann beugte er sich plötzlich vor und blickte Seiner Exzellenz aus so kurzer Distanz ins Gesicht, dass seine lange Nase beinahe zwischen die Zähne meines Chefs geriet. »Und was möchten Sie noch gern über mich wissen? Vielleicht interessiert Sie mein Stuhlgang? Oder zum Beispiel, worüber ich mich unlängst mit Pilguj unterhalten habe?«
Die Erwähnung des Namens Pilguj in diesem Zusammenhang gefiel mir nicht. Pilguj befasste sich mit den Biogeneratoren, und meine Abteilung befasste sich schon den zweiten Monat mit Pilguj. Seine Exzellenz aber schenkte der Erwähnung Pilgujs keine Beachtung. Er beugte sich stattdessen selbst nach vorn, und zwar so plötzlich, dass Bromberg gerade noch zurückfahren konnte.
»Um Ihren Stuhlgang kümmern Sie sich gefälligst selbst!«, fauchte er. »Ich jedoch möchte wissen, warum Sie sich erlauben, nachts in das Museum einzubrechen, und warum Sie Ihre Krallen nach den Zündern ausstrecken, obwohl man Ihnen klipp und klar gesagt hat, dass für die nächsten paar Tage …«
»Sie wollen wohl mein Verhalten kritisieren? Ha! Wer? Sikorsky! Mich! Wegen Einbruchs! Da möchte ich gern wissen,
wie Sie selbst in das Museum hineingekommen sind! He? Antworten Sie!«
»Das tut nichts zur Sache, Bromberg!«
» Sie sind ein Einbrecher, Sikorsky!«, verkündete Bromberg und zeigte mit seinem langen, knochigen Finger auf Seine Exzellenz. »Bis zum Einbruch sind Sie herabgesunken!«
»Sie sind bis zum Einbruch herabgesunken, Bromberg!«, brüllte Seine Exzellenz los. »Sie! Ihnen ist vollkommen klar und unzweideutig gesagt worden: Das Museum ist gesperrt! Jeder normale Mensch hätte an Ihrer Stelle …«
»Wenn ein normaler Mensch auf einen
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