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Gesammelte Werke 1

Titel: Gesammelte Werke 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strugatzki Boris
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wissen, sondern einander auch nie begegnen. Begründung: Erwägungen grundsätzlicher Natur, die ich hier nicht näher ausführen will.

    Viertens. Sie alle sollten sich auf außerirdische Fachgebiete spezialisieren; dadurch wird ihnen die Rückkehr zur Erde auf natürliche Weise erschwert - nämlich durch ihre Lebensund Arbeitsumstände. Begründung: dieselben grundsätzlichen, logischen Erwägungen. Vorerst müssen wir dem von den Wanderern vorgezeichneten Weg folgen; gleichzeitig aber sollten wir alles tun, um diesen Weg später wieder zu verlassen, und zwar je früher, desto besser.
    Wie zu erwarten, riefen »Die vier Forderungen Sikorskys« großen Unwillen hervor. Denn wie alle übrigen Menschen hassten auch die Teilnehmer der Sitzung jede Art von Geheimnis, geheim gehaltenen Tatsachen und Themen, über die man nicht sprechen durfte - sowie überhaupt die ganze KomKon 2. Aber wie Sikorsky es vorausgesehen hatte, kamen die Psychologen und Soziologen, nachdem sie ihren Gefühlen freien Lauf gelassen hatten, zur Vernunft und standen ihm nun entschieden zur Seite. Mit dem Gesetz über das Persönlichkeitsgeheimnis war nicht zu spaßen: Mühelos konnte man sich eine ganze Reihe äußerst unangenehmer Situationen ausmalen, die im Falle einer Verletzung der beiden ersten Forderungen zukünftig entstehen mochten. Versuchen Sie sich in die Psyche eines Menschen zu versetzen, der erfährt, dass er durch einen Inkubator zur Welt gekommen ist, den unbekannte Monster vor fünfundvierzigtausend Jahren mit unbekanntem Zweck in Gang gesetzt haben, und der dazu noch weiß, dass auch alle anderen in seiner Umgebung das wissen. Und wenn er nur über die geringste Spur von Phantasie verfügt, wird ihm bald klar, dass er, ein Erdenmensch durch und durch, der nichts anderes als die Erde kennt und liebt, vielleicht eine schreckliche Gefahr für die Menschheit in sich trägt. Das kann einen Menschen so traumatisieren, dass ihm nicht einmal mehr die besten Fachleute helfen können …
    Die Argumente der Psychologen wurden sodann von einer plötzlichen und ungewohnt scharfen Rede Mahiro Shinodas
bekräftigt, der ganz offen die Meinung vertrat, es würde zu viel an dreizehn noch ungeborene Rotznasen gedacht und viel zu wenig an die potenzielle Gefahr, die sie für die alte Erde darstellen konnten. Daraufhin wurden alle »Vier Forderungen« mit Stimmenmehrheit angenommen, und Rudolf Sikorsky erhielt den Auftrag, entsprechende Maßnahmen auszuarbeiten und umzusetzen. Und das gerade noch rechtzeitig.
    Am 5. Januar rief, etwas beunruhigt, Leonid Andrejewitsch Gorbowski bei Rudolf Sikorsky an. Wie sich herausstellte, hatte er sich eine halbe Stunde zuvor mit einem alten Freund, einem tagoranischen Xenologen, unterhalten, der seit zwei Jahren bei der Moskauer Universität akkreditiert gewesen war. Im Laufe der Unterhaltung hatte sich der Tagoraner wie beiläufig erkundigt, ob sich denn die vor einigen Tagen aufgetauchte Meldung über den ungewöhnlichen Fund im System von EN 9173 bestätigt hätte. Überrumpelt von der harmlosen Frage, hatte Gorbowski nur etwas Unverständliches gemurmelt: Schon lange sei er kein Fährtensucher mehr, das falle nicht in sein Interessengebiet, er sei gar nicht auf dem Laufenden, und dann erklärte er schließlich aufrichtig und erleichtert, er habe die Meldung gar nicht gelesen. Der Tagoraner brachte das Gespräch sofort auf ein anderes Thema, aber Gorbowski blieb von diesem Teil der Unterhaltung ein äußerst unangenehmer Nachgeschmack.
    Rudolf Sikorsky war klar, dass das Gespräch ein Nachspiel haben würde - und er täuschte sich nicht.
    Am 7. Januar bekam er unerwartet Besuch von dem hochgeschätzten Dr. As-Su, der soeben von der Tagora eingetroffen war. Von seiner Tätigkeit her war Dr. As-Su gewissermaßen Sikorskys Amtskollege, und das Ziel seines Besuchs bestand darin, eine ganze Reihe wichtiger Details zu besprechen, was die geplante Erweiterung des Aufgabenfeldes für die offiziellen Beobachter der Tagora auf der Erde betraf. Als
der dienstliche Teil des Gesprächs beendet war und vor dem kleinen Dr. As-Su sein irdisches Lieblingsgetränk stand (kalter Malzkaffee mit synthetischem Honig), begannen die zwei hochrangigen Herren mit dem Austausch von amüsanten und schauerlichen historischen Anekdoten, wie sie sie seit langem mit großem Können und Vergnügen einander erzählten.
    Dr. As-Su berichtete beispielsweise, wie tagoranische Bauarbeiter vor etwa 150 Erdenjahren beim Legen der Fundamente zur

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