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Gesammelte Werke 1

Titel: Gesammelte Werke 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strugatzki Boris
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fürchtete.
    Iwanow war auch erschrocken. Sie sahen einander an und verstanden sich wortlos. Beiden stand ein und dasselbe Bild vor Augen: dreizehn sonnengebräunte Bomben liefen zerkratzt und mit fröhlichem Geschrei über Bächlein dahin und kletterten an verschiedenen Enden der Welt auf Bäumen herum; und hier, zwei Schritte entfernt, warteten dreizehn Zünder zu diesen Bomben in unheilvoller Stille auf ihre Stunde.
    Sicher, es war eine schwache Minute. Nichts Schreckliches war geschehen und es gab keinen zwingenden Grund zu der Annahme, dass die Scheiben mit den Zeichen tatsächlich Zünder zu Bomben waren und ein verborgenes Programm zum Leben erwecken würden. Beide, Sikorsky und Iwanow, waren einfach schon zu sehr daran gewöhnt, das Schlimmste zu vermuten, wenn es um die »Findelkinder« ging. Und selbst wenn ihre panischen Vorstellungen sie nicht getrogen hätten, selbst dann war noch nichts Schreckliches geschehen. Denn man konnte die Zünder in jedem beliebigen Moment vernichten, in jedem beliebigen Moment aus dem Museum nehmen und auf den Mond schicken, an den Rand des bewohnten Alls, und, wenn nötig, noch weiter.
    Rudolf Sikorsky rief den Direktor des Museums an und bat ihn, das Exponat Nummer soundso dem Weltrat zur Verfügung zu stellen und es zu ihm, Rudolf Sikorsky, in die Dienststelle zu schicken. Es folgte eine leicht verwunderte, tadellos höfliche, und doch unzweideutige Ablehnung. Denn wie sich herausstellte (davon hatte Sikorsky bislang keine Ahnung gehabt),
wurden die Exponate jedes Museums - nicht nur des Museums für Außerirdische Kulturen, sondern jedes Museums auf der Erde - nicht herausgegeben, weder an Privatpersonen noch an den Weltrat. Sogar wenn der liebe Gott persönlich mit dem Exponat Nummer soundso arbeiten wollte, müsste er sich zu diesem Zweck im Museum einfinden, die entsprechenden Vollmachten vorweisen und die nötigen Untersuchungen dort, im Museum selbst, durchführen. Dazu würde man ihm, dem lieben Gott, übrigens auch alle erforderlichen Voraussetzungen schaffen: Laboratorien, jedwede Ausrüstung, Konsultation und so weiter und so fort.
    Der Fall zeigte sich von einer unerwarteten Seite. Aber der erste Schock war schon vorüber - letzten Endes war es gut, dass die Bombe zur Wiedervereinigung mit dem Zünder zumindest »die entsprechenden Vollmachten« brauchte. Und schließlich lag es nur an ihm, Rudolf Sikorsky, dafür zu sorgen, dass sich nun das Museum in einen Safe verwandelte - wenn auch mit etwas größeren Abmessungen. Und überhaupt, was war denn so schlimm? Woher sollten die Bomben wissen, wo sich die Zünder befanden und dass es überhaupt welche gab? Nein, es war eine schwache Minute gewesen. Eine der wenigen Minuten dieser Art in seinem Leben.
    Man nahm sich die Zünder gründlich vor. Ausgewählte Leute mit den entsprechenden Vollmachten und Empfehlungen führten in den bestens ausgestatteten Laboratorien des Museums eine Serie sorgsam geplanter Untersuchungen durch. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen aber waren gleich null - hätte es da nicht einen sehr seltsamen, ja geradezu tragischen Umstand gegeben.
    Mit einem der Zünder wurde das Regenerationsexperiment durchgeführt. Das Experiment lieferte ein negatives Resultat, d. h. im Gegensatz zu vielen anderen Objekten der materiellen Kultur der Wanderer stellte sich der Zünder Nummer 12 (mit dem Zeichen »Fraktur-M«), nachdem er zerstört
worden war, nicht wieder selbst her. Zwei Tage später geriet eine Gruppe von Schülern aus dem Internat »Tiemplado« - siebenundzwanzig Jungen und Mädchen und ein Lehrer - in den nördlichen Anden in einen Steinschlag. Viele trugen Schrammen und Verletzungen davon, blieben jedoch am Leben - bis auf Enda Lasco, Personalakte Nr. 12, Zeichen: »Fraktur-M«.
    Gewiss, das konnte Zufall sein. Aber die Untersuchung der Zünder wurde eingestellt, und durch den Weltrat gelang es, sie generell zu verbieten.
    Es gab einen weiteren Vorfall, jedoch viel später, im Jahre’62, als Rudolf Sikorsky unter dem Decknamen »der Wanderer« Resident auf dem Saraksch war.
    Dank seiner Abwesenheit gelang es einer Gruppe von Psychologen, die zur Kommission für die Dreizehn gehörte, die Genehmigung zu erhalten, einem der »Findelkinder« sein Persönlichkeitsgeheimnis teilweise zu offenbaren. Für das Experiment wurde Kornej Jašmaa ausgewählt - Nummer 11, Zeichen »Elbrus«. Nach sorgfältiger Vorbereitung erzählte man ihm die ganze Wahrheit über seine Herkunft. Nur soweit es ihn

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