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Gesammelte Werke 1

Titel: Gesammelte Werke 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strugatzki Boris
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dorthin zurückkehren soll - auf die Veranda, zu den grausigen, triefenden Augen, zu den ekelhaft wabernden Gallertleibern …
    In diesem Moment stürzte eine lärmende Gruppe von Glaziologen in den Klub und fand dort Anatoli Sergejewitsch, der händeringend vor Gram noch immer keinen Entschluss fassen konnte. Die Glaziologen hörten sich seine Geschichte mit großem Mitgefühl an und beschlossen begeistert, ihn bei der Rückkehr auf die schreckliche Veranda zu begleiten. Doch
nun stellte sich heraus, dass Anatoli Sergejewitsch nicht nur der Null-Index dieser Ortschaft unbekannt war, sondern er auch ihren Namen vergessen hatte. Er vermochte nur zu sagen, dass sie unweit der Barentssee am Ufer eines kleinen Flusses lag, in der Zone der Polarkiefernwälder. Da kleideten die Glaziologen Anatoli Sergejewitsch dem örtlichen Klima entsprechend ein und schleppten ihn durch den heulenden Sturm in die Dienststelle der Ortschaft, quer durch ungeheure Schneewehen und begleitet von gigantischen Hunden, die wilden Tieren ähnelten. Und dort, in der Dienststelle, vor dem Terminal des GGI, kam einer von den Polarforschern auf den klugen Gedanken, dass dies eine ernste Angelegenheit sei. Denn zweifellos waren die Monster entweder aus einer Viehzucht ausgebrochen oder - welch schrecklicher Gedanke! - aus irgendeinem Labor, wo man Biomechanismen konstruierte. Wie dem auch sei, Jungs - Eigenmächtigkeit ist hier nicht angebracht, wir müssen den Katastrophendienst benachrichtigen.
    Sie riefen also bei der Notrufzentrale an, welche sich bedankte und mitteilte, man nehme die Meldung zur Kenntnis. Eine halbe Stunde später rief der Diensthabende der Notrufzentrale persönlich in der Dienststelle an und sagte, die Mitteilung sei bestätigt worden; dann bat er Anatoli Sergejewitsch an den Apparat. Anatoli Sergejewitsch schilderte in groben Zügen, was ihm widerfahren und wie er an den Rand der Antarktis geraten war. Der Diensthabende konnte ihn dahingehend beruhigen, dass niemand zu Schaden gekommen war und das Ehepaar Jarygin wohlauf sei, so dass alle voraussichtlich am nächsten Tag nach Malaja Pescha zurückkehren könnten. Er, Anatoli Sergejewitsch, solle aber jetzt besser ein Beruhigungsmittel nehmen und sich eine Weile ausruhen.
    So nahm Anatoli Sergejewitsch ein Beruhigungsmittel und legte sich auf dem Sofa in der Dienststelle hin. Doch er hatte keine Stunde geschlafen, als er wieder diese triefenden Augen
über dem Verandageländer sah, Eljas hysterisches Lachen hörte, und dann vor unerträglicher Scham erwachte.
    »Nein«, sagte Anatoli Sergejewitsch zu Toivo, »sie haben nicht versucht mich zurückzuhalten. Sie haben offensichtlich verstanden, wie ich mich fühlte. Nie hätte ich geglaubt, dass mir so etwas passieren könnte. Freilich, ich bin kein Fährtensucher oder Progressor, aber auch ich habe gefährliche Situationen erlebt und mich immer anständig verhalten. Ich kann wirklich nicht verstehen, was mit mir los war. Ich versuche es mir zu erklären, aber es gelingt mir nicht. Als wäre etwas über mich gekommen …« Plötzlich wurde sein Blick unruhig. »Und nun rede ich zwar mit Ihnen, aber in mir ist alles wie aus Eis. Vielleicht haben wir uns alle mit etwas vergiftet?«
    »Halten Sie es für möglich, dass es eine Halluzination gewesen ist?«, erkundigte sich Toivo.
    Anatoli Sergejewitsch zog die Schultern hoch, als fröstele ihn, und blickte zum Cottage der Jarygins hinüber. »Ich weiß nicht«, sagte er zögernd. »Nein, ich kann nichts dazu sagen.«
    »Gut, gehen wir nachsehen«, schlug Toivo vor.
    »Soll ich mitkommen?«, fragte Basil.
    »Nicht nötig«, antwortete Toivo. »Ich werde dort länger zu tun haben. Halten Sie inzwischen die Stellung.«
    »Soll ich wen gefangen nehmen?«, fragte Basil eifrig.
    »Unbedingt«, sagte Toivo. »Ich brauche Gefangene. Alle, die auch nur das Geringste mit eigenen Augen gesehen haben.«
    Und dann ging er mit Anatoli Sergejewitsch über den Platz. Dieser sah entschlossen und tatkräftig aus, doch je näher er dem Haus kam, umso angespannter wurde sein Gesicht, seine Kiefermuskeln traten hervor, und er biss sich auf die Unterlippe, als müsse er starke Schmerzen ertragen. Toivo hielt es für angebracht, ihm eine kleine Pause zu gönnen. Fünfzig Schritt vor der Hecke blieb er stehen - als wolle er sich nochmals
genau die Umgebung ansehen - und begann Fragen zu stellen. Ob jemand in dem Cottage dort rechts gewesen sei? Ach, dort war es dunkel? Und links? Eine Frau … Ja, ich

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