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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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erlaubt sein, die Seelen der Menschen mit Eitlem und Vergänglichem zu vergiften.« – »Aber wie werden sie sich dann vermehren?«, fragte Iowa Smith. Er bückte sich wieder nach dem Bier, und wir sahen die Brandlöcher in seiner Hose. »Ich rede von der Politik«, erklärte der Lehrer kurz. »Die Faschisten müssen vernichtet werden, sie sind Bestien, aber das genügt nicht. Es gibt noch viele andere politische Parteien, und für sie und ihre Propaganda ist kein Platz in unserem Land.« Der Lehrer kam aus dieser Stadt und wohnte zwei Viertel von unserem Posten entfernt. »Sozialanarchisten, Technokraten, Kommunisten, natürlich …« – »Ich bin Kommunist«, erklärte Iowa Smith. »Jedenfalls meinen Überzeugungen nach. Und ich bin für die Kommune.« Der Lehrer blickte ihn verwirrt an. »Und ich bin Atheist«, fügte Iowa Smith hinzu. »Einen Gott gibt es nicht, Lehrer, tut mir leid.« Und da erklärten wir alle, dass wir Atheisten seien, und Pek sagte, dass er außerdem für die Technokratie sei, während Robert mitteilte, sein Vater sei Sozialanarchist, und auch sein Großvater sei Sozialanarchist gewesen, und er, Robert, werde wohl nicht umhinkönnen, es ebenfalls zu werden, obgleich er gar nicht genau wisse, was das sei. »Wenn das Bier eiskalt wäre, würde ich mit Vergnügen an Gott glauben«, sagte Pek nachdenklich. Der Lehrer lächelte betreten und putzte sich den Kneifer. Er war ein guter Mensch, wir machten uns immer lustig über ihn, und er war niemals beleidigt. Gleich in der ersten Nacht hatte ich bemerkt, dass er nicht sonderlich tapfer war, aber ohne Befehl wich er nicht zurück. Während wir alle noch witzelten und quatschten, donnerte und krachte es plötzlich, und die Wand des brennenden Hauses stürzte ein. Aus dem wirbelnden Feuer, aus einer Wolke von Funken und Rauch schwamm, etwa einen Meter über dem Boden, ein Sturmpanzer heraus, ein »Mammut«, direkt auf unsere Straße. So etwas Schreckliches hatten wir noch nicht gesehen. Als er sich mitten auf dem Fahrdamm befand, schwenkte er den Werfer, als blicke er um sich, setzte das Luftkissen aus und rückte polternd und knirschend in unsere Richtung vor. Ich kam erst wieder in einem Torbogen zu mir. Der Panzer war bereits nah herangerückt, und zunächst konnte ich keinen von unseren Leuten entdecken. Dann richtete sich oben auf dem Schützenpanzerwagen Iowa Smith auf, hielt die »Donnerbüchse« vor sich und zielte – das Verschlussstück gegen den Bauch gestemmt. Ich sah, wie er durch den Rückstoß in der Körpermitte einknickte und wie über die schwarze Stirn des Panzers ein Feuerstrich prasselte; dann war die Straße von flammendem Tosen erfüllt … Als ich mühsam die versengten Lider öffnete, war Rauch ringsum, und nur der Panzer war zu sehen. Weder den Schützenpanzerwagen noch den Ziegelhaufen noch den schiefen Kiosk am Nachbarhaus sah ich, nur der Panzer stand noch dort, wo er gestanden hatte. Er schien nun erwacht zu sein und spie Kaskaden von Feuer. Vor meinen Augen hörte die Straße auf, eine Straße zu sein, und verwandelte sich in einen Platz. Pek schlug mich heftig ins Genick, und dicht vor mir sah ich seine glasigen Augen. Wir hatten keine Zeit mehr, zum Schützengraben zu laufen und die Ladeschale zu wenden. Zu zweit packten wir eine Granate und rannten dem Panzer entgegen. Ich erinnere mich nur noch, wie ich unablässig auf Peks Hinterkopf blickte und keuchend meine Schritte zählte. Plötzlich flog Peks Helm weg, und er stürzte; um ein Haar hätte ich die schwere Granate losgelassen und wäre auf ihn gefallen. Den Panzer jagten dann Robert und der Lehrer in die Luft. Ich weiß nicht, wie und wann sie das taten – wahrscheinlich waren sie mit einer anderen Granate hinter uns hergelaufen. Ich saß bis zum Morgen mitten auf dem Fahrdamm, hielt Peks verbundenen Kopf auf dem Schoß und starrte auf die riesigen Gleisketten des Panzers, die aus dem Asphaltsee ragten. Am selben Morgen war alles zu Ende. Sun Padana ergab sich mit seinem Stab und wurde, bereits gefangen genommen, von einer wahnsinnigen Frau auf der Straße erschossen …
    Und genau hier war diese Stelle. Ich glaubte, Brand und glühendes Metall zu riechen, an der Ecke stand der Kiosk, und er war sogar ein wenig schief – im Stil der neuen Architektur. Der Teil der Straße, den der Panzer in einen Platz verwandelt hatte, war ein Platz geblieben, eine Grünanlage hatte den Asphaltsee ersetzt; dort bezog gerade jemand Prügel. Iowa Smith war

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