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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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Meliorationsingenieur aus Iowa, Vereinigte Staaten, gewesen, Robert Swieticki Filmregisseur aus Krakow, Polen, der Lehrer ein Lehrer aus dieser Stadt. Niemand hatte sie je wiedergesehen, nicht einmal tot. Doch Pek war Pek, jetzt Buba. Ich schaltete den Motor ein.
    Buba wohnte in genauso einer Villa wie ich. Die Haustür stand weit offen. Niemand meldete sich, als ich klopfte, niemand kam mir entgegen. Ich trat in die dunkle Diele. Das Licht ging nicht an. Die Tür zur rechten Seite war abgeschlossen, und ich öffnete die linke. Im Salon schlief auf einer zerfetzten Liege ein bärtiger Mann. Er trug keine Hose, nur eine Jacke. Jemandes Beine ragten unter dem umgekippten Tisch hervor. Es roch nach Kognak, Tabakrauch und etwas Süßem, wie neulich aus Wainas Salon. An der Tür zum Arbeitszimmer stieß ich mit einer Frau zusammen; sie war schön, üppig und wunderte sich kein bisschen, als sie mich sah.
    »Guten Abend«, grüßte ich. »Verzeihen Sie, wohnt Buba hier?«
    »Ja«, antwortete sie, während sie mich mit ihren glänzenden Augen musterte.
    »Darf ich zu ihm?«
    »Warum nicht? So lange Sie wollen.«
    »Wo ist er?«
    »Na, Sie sind mir einer!« Sie lachte. »Wo kann Buba wohl sein?«
    Ich vermutete, wo, sagte aber: »Ich weiß es nicht. Vielleicht im Schlafzimmer?«
    »Warm«, sagte sie.
    »Wieso warm?«
    »So ein Esel, und noch nüchtern. Willst du was trinken?«
    »Nein«, sagte ich ärgerlich. »Wo ist Buba? Ich suche ihn dringend.«
    »Schlimm, schlimm«, sagte sie fröhlich. »Na dann such ihn, such, ich gehe.«
    Sie tätschelte meine Wange und entfernte sich.
    Im Arbeitszimmer war niemand. Auf dem Tisch stand eine große Kristallvase mit rötlichem Zeug, das so widerlich süß roch, dass mir übel wurde. Im Schlafzimmer war ebenfalls niemand, das Bettzeug war zerwühlt. Auf die Badezimmertür war offensichtlich geschossen worden – von innen, den Durchschüssen nach zu urteilen. Ich zögerte kurz, dann drückte ich die Klinke herunter. Die Tür war verschlossen.
    Nur mit Mühe öffnete ich sie. Buba lag in der Wanne, bis zum Hals in grünlichem dampfendem Wasser. Auf dem Wannenrand krächzte und heulte der Empfänger. Ich stand da und blickte Buba an, den ehemaligen Forschungskosmonauten Pek Senai. Den ehemaligen schlanken, muskulösen jungen Mann, der mit achtzehn Jahren seine schöne warme Stadt am warmen Meer verlassen hatte, um zum Ruhm der Menschheit in den Kosmos zu fliegen, und mit dreißig Jahren in die Heimat zurückkehrte, um gegen die letzten Faschisten zu kämpfen. Dann blieb er für immer. Der Gedanke, vor knapp einer Stunde dasselbe getan zu haben wie er, war mir unangenehm. Ich berührte sein Gesicht, zog ihn an den spärlichen feuchten Haaren. Er regte sich nicht. Da beugte ich mich über ihn, um ihn »Potomak« schnuppern zu lassen, und begriff plötzlich, dass er tot war.
    Ich warf den Empfänger auf den Fußboden und zerstampfte ihn mit dem Absatz. Eine Pistole lag da. Aber Pek hatte sich nicht erschossen, wahrscheinlich hatte man ihn gestört, und er hatte auf die Tür gefeuert, damit man ihn in Ruhe ließe. Ich tauchte die Hände in das heiße Wasser, hob ihn heraus und trug ihn ins Schlafzimmer auf das Bett. Dort lag er, schlaff, und mit den tief eingesunkenen Augen schrecklich anzusehen. Wäre er nicht mein Freund gewesen … Wäre er nicht ein so wunderbarer Mensch gewesen, ein so wunderbarer Mitstreiter …
    Telefonisch rief ich die »Erste Hilfe« und setzte mich neben Pek. Ich bemühte mich, nicht an ihn, sondern an die Sache zu denken, und hart und kalt zu sein, weil mir wieder ein kleiner Lichtfleck durch den Sinn glitt, und diesmal erfasste ich, was es für ein Gedanke war. Als der Arzt kam, wusste ich, was ich zu tun hatte. Ich würde El aufsuchen und ihm jede beliebige Summe zahlen. Vielleicht würde ich ihn schlagen. Notfalls würde ich ihn foltern. Er würde mir sagen, woher diese Seuche auf die Welt gekrochen kam. Er würde mir Adresse und Namen nennen. Er würde mir alles sagen. Und wir würden diese Leute aufspüren. Wir würden ihre geheimen Werkstätten zertrümmern und verbrennen, und die Leute so weit fortschaffen, dass sie nie mehr zurückkehrten. Wer sie auch waren – wir würden sie alle fangen, alle, die irgendwann einmal einen Sleg genommen hatten, und sie isolieren. Wer sie auch waren. Dann würde ich verlangen, dass man auch mich isolierte, weil ich wusste, was Sleg ist. Weil ich begriffen hatte, was das für eine Idee war, weil ich sozial gefährlich war,

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