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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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ersten Triumphe der Psychowellentechnik abzeichneten und sich die psychiatrischen Kliniken zu leeren begannen, klang im Chor des Begeisterungsgeschreis der wissenschaftlichen Kommentatoren die kleine Broschüre von Krinizki und Milowanowitsch wie eine störende Dissonanz. In ihrem kurzen Schlusskapitel schrieben die beiden sowjetischen Pädagogen ungefähr dies: In den meisten Ländern der Welt wird die junge Generation auf dem Niveau des 18. und 19. Jahrhunderts erzogen. Dieses althergebrachte Erziehungssystem hatte und hat zum Ziel, für die Gesellschaft qualifizierte, aber verdummte Teilnehmer am Produktionsprozess auszubilden. An allen anderen Fähigkeiten des menschlichen Gehirns ist dieses System nicht interessiert, und deshalb bleibt der Mensch außerhalb des Produktionsprozesses psychologisch vorwiegend ein Höhlenmensch bzw. ein ›unerzogener Mensch‹. Die Nichtausnutzung dieser Fähigkeiten hat das Unvermögen des Individuums zum Ergebnis, unsere komplizierte Welt in all ihren Widersprüchen zu erkennen, das Unvermögen, psychologisch unvereinbare Begriffe und Erscheinungen zu verknüpfen, sowie das Unvermögen, Vergnügen an der Untersuchung von Kausalitäten und Gesetzmäßigkeiten zu haben, sofern sie nicht die unmittelbare Befriedigung der primitivsten sozialen Instinkte berühren. Anders ausgedrückt, ist dieses Erziehungssystem praktisch nicht in der Lage, im Menschen Eigenschaften zu wecken wie eine klare Vorstellungskraft, Fantasie und – als Folge davon – Humorgefühl. Der ›unerzogene Mensch‹ fasst die Welt als einen dem Wesen nach trivialen, schematischen und traditionell einfachen Prozess auf, aus dem man nur um den Preis großer Anstrengungen Vergnügen ziehen kann, wobei aber auch das letztlich schematisch und traditionell ist. Die nicht genutzten Fähigkeiten bleiben jedoch allem Anschein nach eine verborgene Realität des menschlichen Gehirns. Die Aufgabe der wissenschaftlichen Pädagogik besteht nun gerade darin, diese Fähigkeiten zu stimulieren, dem Menschen Fantasie näherzubringen und die Vielfalt und Verschiedenartigkeit der potenziellen Kausalitäten der menschlichen Psyche in qualitative und quantitative Übereinstimmung mit der Vielfalt und Verschiedenartigkeit der Kausalitäten der realen Welt zu bringen. Diese Aufgabe soll bekanntlich die Hauptaufgabe der Menschheit für die nächste Epoche werden. Aber vorläufig ist sie nicht gelöst; es bestehen Gründe zu der Annahme und die Befürchtung, dass die Erfolge der Psychotechnik zu Methoden der Wellenstimulation des Gehirns führen, die dem Menschen ein illusorisches Dasein schenken, das in Prägnanz und Abwechslung das reale Dasein übertrifft. Wir erinnern uns, dass die Fantasie dem Menschen erlaubt, einerseits ein vernunftbegabtes Wesen und andererseits ein genießendes Tier zu sein. Wenn man dieser Tatsache hinzufügt, dass das psychische Material zur Schaffung eines herrlichen illusorischen Daseins beim ›unerzogenen Menschen‹ von den dunkelsten, ursprünglichsten Reflexen geliefert wird, fällt es nicht schwer sich vorzustellen, wie unheimlich verführerisch solche Möglichkeiten sind …
    Na bitte – der Sleg.
    Jetzt ist klar, warum sie das Wort »Sleg« an die Zäune schreiben.
    Jetzt ist alles klar. Schlimm, dass es mir klar ist. Besser wäre es, ich verstünde nichts, besser wäre es, ich kletterte nach dem Aufwachen mit einem Schulterzucken aus der Wanne. Hätten es auch Strogow, Einstein und Petrarca verstanden? Die Fantasie ist eine kostbare Sache, doch man darf sie nicht nach innen lenken. Nur nach außen. Da hat ein Lump einen äußerst schmackhaften Wurm an der Angel ins stille Wasser geworfen! Und wie gut die Zeit gewählt ist …Ja, wenn ich Wells’ Marsmenschen befehligte, brauchte ich mich nicht mit dreibeinigen Kampfmaschinen, Hitzstrahl und sonstigem Unsinn zu befassen. Das illusorische Dasein … Nein, das ist keine Droge, wirklich nicht. Es ist genau das, was sein soll – hier, jetzt. Jeder Zeit das Ihre. Mohnkörner und Hanf, Reich der wonnevollen dunklen Schatten und der Ruhe – für die Bettler, die Ausgehungerten, die Eingeschüchterten … Doch hier braucht niemand Ruhe, hier wird niemand unterdrückt oder stirbt vor Hunger, hier ist es einfach langweilig. Man ist satt, man hat es warm, man ist betrunken, und man langweilt sich. Die Welt ist keineswegs schlecht, nein, sie ist langweilig. Eine Welt ohne Perspektiven, eine Welt ohne Verheißungen … Aber er ist doch keine Karausche, sagt

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