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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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Empfänger und setzte mich im Zimmer an den Schreibtisch. Der Empfangschef blickte bald auf mich, bald auf den Empfänger. So, dachte ich, jetzt ist ihm klar, weshalb ich gekommen bin. Ich schaltete den Empfänger ein. Er krächzte und heulte. Sie wissen alle vom Sleg. Ich brauche weder El noch Riemaier, ich kann jeden Beliebigen nehmen, den Erstbesten, der mir begegnet. Diesen Empfangschef zum Beispiel. Meinetwegen gleich. Ich knipste den Empfänger aus und sagte: »Seien Sie so gut, schalten Sie die Anlage ein.«
    Mit kleinen Schritten lief der Empfangschef zur Anlage, schaltete sie ein und schaute mich fragend an.
    »Lassen Sie die Frequenz«, sagte ich. »Ein wenig leiser, bitte. Ich danke Ihnen.«
    »Sie raten mir also nicht, die Polizei zu rufen?«, wollte der Empfangschef wissen.
    »Wie es Ihnen beliebt.«
    »Mir kam es so vor, als hätten Sie an etwas ganz Bestimmtes gedacht, als Sie mich fragten.«
    »Das kam Ihnen nur so vor«, erwiderte ich kühl. »Ich mag Mr. Pablebridge einfach nicht. Sie betrifft das nicht.«
    Der Empfangschef verneigte sich.
    »Ich bleibe einstweilen hier, Wail«, teilte ich ihm mit. »Vermutlich kommt Mr. Pablebridge zurück. Sie brauchen ihm nicht zu sagen, wo ich bin. Sie sind einstweilen frei.«
    »Zu Befehl«, sagte der Empfangschef.
    Als er weg war, rief ich das Servicebüro an und diktierte ein Telegramm an Maria: »Sinn des Lebens gefunden aber einsamer Bruder plötzlich ausgeschieden komm bitte sofort Iwan«. Dann schaltete ich wieder den Empfänger ein, und er krächzte und heulte los. Ich nahm den Deckel ab und zog den Überlagerer heraus, der kein Überlagerer war, sondern ein Sleg. Ein sauberes schönes Bauteil, offensichtlich fabrikmäßig hergestellt, und je länger ich es betrachtete, desto mehr wollte mir scheinen, dass ich irgendwann irgendwo – lange vor meiner Ankunft hier – solche Bauteile schon in einem anderen, weit verbreiteten Gerät gesehen hatte. Ich versuchte mich zu erinnern und erinnerte mich stattdessen des Empfangschefs, seines Gesichts, seines Grinsens, des verständnisvollen, mitfühlenden Blicks. Sie alle waren infiziert. Nein, sie hatten noch keinen Sleg probiert, Gott bewahre! Sie hatten ihn noch nicht einmal gesehen. Ist ja unanständig so was! Der schlimmste Dreck. Still, meine Liebe, wie kannst du vor dem Jungen? Aber man hat mir erzählt, es sei ungewöhnlich … Ich? Wie kommst du darauf, mein Freund! Du hast aber eine schlechte Meinung von mir … Ich weiß nicht, man sagt, in der »Oase«, bei Buba, ich selbst habe keine Ahnung … Warum eigentlich nicht? Ich bin ein maßvoller Mensch, wenn ich spüre, dass es einen Haken gibt, höre ich auf … Geben Sie fünf Päckchen »Dewon«, wir wollen (hi, hi) zum Fischen … Fünfzigtausend Einwohner. Und deren Bekannte in anderen Städten. Sowie hunderttausend Touristen jährlich. Es drehte sich gar nicht um diese Bande. Gott mit ihr, dieser Bande, es kostete uns ein Lächeln, sie zu sprengen. Nein, das Problem war, dass sie alle dazu bereit waren, danach lechzten, und es gab nicht die geringste Chance, ihnen zu beweisen, dass das schrecklich war, tödlich, erbärmlich.
    Ich hielt den Sleg in der Faust fest, stützte den Kopf darauf und starrte auf die Spange mit den Ordensbändern an Riemaiers Jackett, die über der Stuhllehne hing. So wie ich gerade hatte wohl auch Riemaier vor einigen Monaten im Sessel gesessen und zum zweiten Mal einen Sleg und einen Empfänger in Händen gehalten. Und auch ihm war der kleine Lichtfleck durch den Sinn gewandert … Du brauchst dir um nichts Sorgen zu machen, jetzt ist Licht in jeder Finsternis, Süße in jeder Bitternis, Freude in jeder Qual …
    Na siehst du, sagte Riemaier. Jetzt hast du es verstanden. Man muss nur ehrlich zu sich selbst sein. Anfangs ist es ein bisschen peinlich, dann begreifst du allmählich, wie viel Zeit du vertan hast …
    Riemaier, sagte ich. Ich habe die Zeit nicht für mich vertan. Das darf man nicht, man darf es einfach nicht, das ist der Untergang für alle, man darf das Leben nicht durch Träume ersetzen …
    Shilin, sagte Riemaier. Wenn der Mensch etwas tut, dann tut er es für sich. Vielleicht existieren auf der Welt vollendete Egoisten – vollendete Altruisten gibt es jedenfalls nicht. Und was den Tod im Badezimmer betrifft, so sind wir, erstens, in der realen Welt ohnehin alle sterblich, und, zweitens, hat uns die Wissenschaft den Sleg gegeben; deshalb wird sie auch dafür sorgen, dass er auf Dauer nicht schädlich ist.

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