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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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an den Schultern und drehte sie, sodass sie beide über das Tal blickten.
    »Schau«, sagte er. »Das Graue Sumpfland.«
    Über dem Tal hingen weißgraue Nebelschwaden, die in der Ferne zu einer dichten silbrigen Wand verschwammen. Dahinter ragten – wie reglose Wellen – schwarze Hügel auf, und am Horizont schließlich erhoben sich unter dem trübblauen Himmel die blassen Gipfel des Bergrückens. Es war sehr still, und in der Luft lag der Geruch von Tau auf welkem Gras.
    »Das Graue Sumpfland«, wiederholte Akimow. »Unser Versuchsgelände.«
    »Du hast abgenommen«, stellte Nina fest. »Ist dir nicht kalt?«
    »Nein.«
    »Und du bist gewachsen.«
    »Unmöglich«, erwiderte er. Er spitzte die Lippen und hauchte ein Dampfwölkchen ins Mondlicht hinaus. »Ich fühle mich prächtig, Kleines.«
    Sie gingen weiter. Akimow hielt ihre Schultern noch immer umschlungen, und das war wunderbar, wenn auch etwas unbequem, denn er war um einiges größer als sie. Nina sah auf ihre Füße und versuchte, auf den breiten Schatten zu treten, der vor ihr über den Pfad glitt.
    Es wird Zeit, dass wir wieder zusammen sind, dachte Akimow. Wir kennen uns schon zwei Jahre und sind doch nur wenige Wochen zusammen gewesen. Als wäre ich ein Sternenfahrer! Wir beginnen einander zu vergessen. Ich erinnere mich zum Beispiel gar nicht mehr daran, wie es ist, wenn sie wütend ist. Ich weiß nur noch, dass sie dann sehr komisch ist. Einfach herrlich. Morgen treibe ich die Skybeks ins Graue Sumpfland, und dann kehren wir nach Hause zurück.
    Er blieb stehen und sagte feierlich: »Morgen kehren wir nach Hause zurück – zusammen und für immer.«
    »Für immer zusammen …«, wiederholte sie genussvoll. »Ich kann’s gar nicht glauben.«
    Dann fügte sie hinzu: »Bykow dagegen …« – warum war ihr ausgerechnet Bykow eingefallen? –, »Bykow wird so bald nicht nach Hause zurückkehren.«
    Er schwieg.
    »Bykow wird viele Jahre fliegen. Tag für Tag, Monat für Monat. Und irgendwo weit entfernt funkelt ein Sternchen …« Sie blickte ihm in die Augen. »Würdest du auch fliegen?«
    »Natürlich!«, antwortete er und musste sogar grinsen. »Aber mich würden sie nicht nehmen.«
    »Warum?«
    »Ich habe mich zu sehr spezialisiert. Für solche Expeditionen brauchen sie Leute mit zwei, drei Fachgebieten. Da kann ich nicht mithalten.«
    »Egal«, sagte sie. »Du bist der Beste.«
    Lächelnd schloss sie die Augen. Sie konnte mit geschlossenen Augen gehen. Er führte sie.
    Morgen kehren wir nach Hause zurück, dachte sie. Bykow dagegen fliegt fort zu den Sternen. Warum muss ich ausgerechnet an ihn denken? Der große, ewig schlecht gelaunte Bykow … Als wir einander vorgestellt wurden, hat er mich irgendwie seltsam angesehen – als ob er auf mich zielte. Oder habe ich mir das nur eingebildet? Er hat kleine, kalte Augen und ein breites Gesicht, das, wie bei den meisten Interplanetariern, ganz fleckig ist von der Sonneneinstrahlung. Im Turboflieger hat er die ganze Zeit geschwiegen und Zeitschriften durchgeblättert …
    Sie blickte Akimow von unten herauf an.
    »Sag mal, deine … Skybeks, die sind wohl sehr wichtig für die Raumfahrer?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Ja, sieht ganz so aus. Warum sonst wäre Bykow selbst hergekommen, um sie sich anzusehen, nicht wahr?«
    »Da hast du recht.«
    Ja wirklich, dachte Akimow, warum ist Bykow selbst gekommen?
    »Hier sind Stufen.«
    Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie einen Hügel hinaufgestiegen waren. Nun führten einige Steinstufen auf eine breite Betonplattform, in deren Mitte eine dunkle, flache Kuppel aus gewelltem Polymer zu sehen war. Die Kuppel war feucht vom Tau, und der Mond ließ glänzende Lichtreflexe darauf erscheinen.
    »Was ist das?«, fragte Nina.
    »Unsere Werkstatt«, antwortete Akimow. »Hier halten wir unsere Schäfchen. Willst du sie dir ansehen?«
    »Natürlich.«
    »Dabei kannst du dich auch ein wenig aufwärmen.«
    Akimow führte sie zur Kuppel. Der breite Schatten glitt nun neben ihnen über den Beton. Auch der Beton war taufeucht und glänzte im Mondlicht. Sie gingen um die Kuppel herum. Akimow kramte in seiner Tasche, holte eine kleine, flache Pfeife heraus und setzte sie an die Lippen. Nina schaffte es nicht mehr, sich die Ohren zuzuhalten, und spürte einen unangenehmen Druck auf dem Trommelfell; ärgerlich zog sie die Brauen zusammen. Ein Segment der Kuppel fuhr mit leisem Surren beiseite und gab einen niedrigen, rechteckigen Durchgang frei.
    »Ich kann Ultraschall nicht

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