Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band
wäre, sondern weil er zum ersten Mal in der Geschichte der Stadt beim elektronischen Roulette die Bank gesprengt hat. Daraufhin wurde beschlossen, diese Großtat zu verewigen.«
»Ich hatte etwas in der Art erwartet«, murmelte ich traurig.
Im Badezimmer begann die Dusche zu rauschen, und dann hörten wir Maria plötzlich fürchterlich brüllen. Zunächst dachte ich, er hätte eiskaltes statt warmes Wasser laufen lassen, aber er brüllte ohne Unterlass und fluchte schrecklich. Oscar und ich blickten uns an. Oscar war im Großen und Ganzen ruhig; er nahm wohl an, dass sich die Wirkung des Slegs auf diese Weise äußerte, und machte ein mitfühlendes Gesicht. Laut schepperte der Riegel, die Badezimmertür krachte auf, man hörte, wie nackte Füße durch das Schlafzimmer patschten, und der nackte Maria stürzte ins Arbeitszimmer.
»Sagen Sie mal, sind Sie noch ganz bei Trost?«, schrie er mich an. »Was sind das für dreckige Witze?«
Ich erstarrte. Maria sah aus wie ein Zebra. Sein wohlgenährter Körper war bedeckt von giftgrünen vertikalen Rinnsalen. Er brüllte und stampfte, und smaragdene Spritzer flogen umher. Als wir uns gefasst hatten und den Tatort untersuchten, fanden wir heraus, dass in den Duschkegel ein mit grünem Lack getränkter Schwamm gestopft war. Mir fiel Lens Zettel ein, und ich begriff, dass das Wusi gewesen war. Der Vorfall wurde genauestens erörtert. Maria meinte, es handle sich um Spott und eine grobe Verletzung der Subordination. Oscar lachte laut auf. Ich rieb Maria mit der Bürste ab und erklärte ihm die Sache. Dann verkündete er, dass er nun niemandem mehr traue und den Sleg zu Hause ausprobieren werde. Er zog sich an und besprach mit Oscar einen Plan zur Blockade der Stadt.
Ich säuberte die Wanne und sagte mir, dass meine Arbeit im Sicherheitsrat damit wohl beendet war. Jetzt würde es mir schlecht ergehen, und es ging mir auch schon schlecht … Etwas völlig Neues würde beginnen, und ich wusste nicht, womit anfangen. Ich hätte mich gern in die Erörterung des Blockadeplans eingeschaltet, aber nicht, weil ich eine Blockade für unumgänglich hielt, sondern weil es so einfach war – viel einfacher, als den Menschen ihre von den Dingen aufgefressene Seele wiederzugeben und andere zu lehren, die Probleme der Welt wie die eigenen zu betrachten.
»… Diesen Eiterherd von der Welt isolieren, streng isolieren – das ist unsere ganze Philosophie«, erklärte Maria. Das war für mich bestimmt. Oder auch nicht nur für mich. Denn Maria war ein kluger Kopf. Sicherlich begriff er, dass Isolation stets Verteidigung bedeutet, während hier angegriffen werden musste. Doch Maria verstand nur mit Einsatzgruppen anzugreifen, und es war ihm wohl peinlich, das zuzugeben.
Retten. Wieder einmal retten. Wie lange wird man euch retten müssen? Werdet ihr irgendwann einmal lernen, euch selbst zu retten? Warum hört ihr ewig auf die Popen, faschistische Demagogen, blöde Opirs? Warum strengt ihr nicht eure Gehirne an? Warum wollt ihr auf keinen Fall denken? Wieso könnt ihr nicht begreifen, dass die Welt riesengroß, kompliziert und überaus fesselnd ist? Warum findet ihr alles simpel und langweilig? Wodurch unterscheiden sich eure Gehirne von denen eines Rabelais, eines Swift, Lenin oder Einstein, eines Makarenko, Hemingway und Strogow? Irgendwann werde ich müde davon, dachte ich. Irgendwann genügen meine Kraft und meine Zuversicht nicht mehr. Denn ich bin ja genau wie ihr! Nur will ich euch helfen, während ihr mir nicht helfen wollt …
Oben schrie Wusi gellend auf, und Len begann kläglich zu weinen. Ich hörte, wie Oscar im Arbeitszimmer etwas brummte, und wusste plötzlich, dass ich nicht mehr von hier fortgehen würde … Ich bin erst vor drei Tagen angekommen, dachte ich, und weiß nicht, wo ich anfangen und was ich tun soll, aber ich weiß, dass ich bleibe, solange das Einwanderungsgesetz es erlaubt. Und wenn es aufhört, es mir zu erlauben, dann breche ich es.
DIE ERPROBUNG DES SKYBEK
1
Es war eine klare, mondhelle Nacht. Kalt und still. Doch sie beachteten weder die Kälte noch die Stille oder das Mondlicht. Als Akimow bemerkte, dass Nina die Schultern hochzog und ihre Hände unter die Achseln steckte, legte er ihr seine Jacke über. Nina blieb stehen.
»Freust du dich, dass ich gekommen bin?«, fragte sie.
»Sehr. Und du?«
»Sehr! Sehr, mein Lieber!« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. »Ich bin furchtbar glücklich. Einfach furchtbar.«
Akimow fasste sie
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