Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
Vom Netzwerk:
gegenübergestanden hatten.
    »Wird der Panzer sie überrollen?«, flüsterte sie.
    »Dann wäre all unsere Arbeit umsonst gewesen«, antwortete Akimow. Er war aufgestanden, um besser sehen zu können, und hielt sich an einer Sitzlehne fest. »Na endlich!«
    Die Kentauren formierten sich neu und stellten sich dem Panzer in einer Reihe entgegen. Dieser bewegte sich auf die Nummer eins zu, die ganz links stand. Der Regenschleier verzerrte die Perspektive; es schien, als befände sich der Panzer bereits mitten unter den Kentauren. Nina fand, dass sich die sechsbeinigen Roboter im Vergleich zu dieser plumpen, bösartigen Maschine mit erstaunlicher Leichtigkeit bewegten. Sie waren geradezu grazil und tänzelten auf der Stelle, wie ein Boxer vor dem Kampf.
    Erst im letzten Augenblick, als die mit feuchter Erde beschmierten Ketten bereits über Kentaur Nummer eins zu hängen schienen, sprang dieser zur Seite. Der Panzer machte einen Satz über mehrere Meter, woraufhin sich eine Woge schmutzigen Wassers über den Kentauren ergoss. Dann stieß der Panzer eine blaugraue Rauchwolke aus und machte brüllend auf einer Kette kehrt.
    Die Kentauren formierten sich wieder neu. Der »Einser« tänzelte noch immer an der gleichen Stelle, während Nummer zwei und drei die Position wechselten, um dem Panzer den Weg zu Orang abzuschneiden. Dieser zog sich inzwischen ohne Hast, ja beinahe träge, noch etwas weiter zurück, dann erloschen auf einmal die Lämpchen auf seinem Gehäuse. Der Panzer stürzte rasselnd und scheppernd los, blind vor Raserei wie ein großes Nashorn. Die Kentauren traten erneut ein wenig auseinander und warteten noch immer tänzelnd ab. Plötzlich blitzte an Orangs grauen Seitenwänden erneut ein kompliziertes Lichtmuster auf, und im selben Moment kam der Panzer zum Stehen. Er stand still, als hätte man ihn festgekettet, und das überdrehte Brüllen des Motors verstummte auf einen Schlag. Blitzschnell kletterten die drei Kentauren auf den Panzer und hantierten dort zielstrebig mit ihren Greifwerkzeugen herum. Orang stand daneben, surrte behaglich vor sich hin und blinkte vollkommen gleichmütig mit seinen bunten Lämpchen.
    »Orang hat die Stellfrequenz geändert«, erklärte Akimow.
    Nina holte tief Luft und sagte: »Ich dachte schon, dass Orang ihn vernichten wird.«
    »Aber wozu denn?«, rief Sermus mit durchdringender Stimme. »Orang hat schlicht und einfach die Steuerung über nommen! Wozu zerstören, was man nutzen kann? Bravo, Orang! Ausgezeichnet!«
    »Was kommt jetzt?«, fragte Bykow mit hölzerner Stimme.
    »Warten wir’s ab«, antwortete Akimow zurückhaltend.
    »Wissen Sie das etwa nicht?«
    »Ich nehme es an«, sagte Akimow.
    Sogleich berührte Nina mit der Hand seinen Ärmel.
    Die Kentauren ließen von dem Panzer ab, bildeten eine Kette und liefen weiter. Orang folgte ihnen, und auch der Panzer schüttelte sich plötzlich, machte unbeholfen auf seinen rasselnden Ketten kehrt und kroch ihnen hinterher. Traurig wankte er über die Bulten; an seinen rostigen Seiten lief das Regenwasser in Strömen herab. Er machte jetzt einen sehr friedfertigen, ja demütigen Eindruck.
    »Wir verlieren den Anschluss«, warnte Bykow. »Weiter.«
    Das Geländefahrzeug holte Orang ein und fuhr neben ihm her. Orangs Ketten patschten beflissen durch das nasse Gras (als wäre nichts passiert, dachte Nina). Etwas weiter links kroch der besiegte Panzer schlammspritzend vor sich hin und hinterließ eine lange Fahne blaugrauen Rauchs. Die Kentauren liefen etwa dreißig Meter voraus. Jetzt hatten sie sich smaragdgrün gefärbt.
    Der Regen war etwas stärker geworden, als vor ihnen eine lange, hohe Mauer aus riesigen Granitblöcken auftauchte. Die Mauer verlief quer über den gesamten Erprobungsstreifen und machte einen sehr stabilen Eindruck. Sermus rieb sich eifrig die Hände und hüstelte spöttisch.
    Die Kentauren schlichen sich langsam an die Mauer heran und tasteten sie mit ihren Greifwerkzeugen ab. Dann trennten sie sich plötzlich und liefen das steinerne Hindernis entlang – einer nach rechts, zwei nach links. Orang hatte sich seitlich zur Mauer in Stellung gebracht und schien abzuwarten.
    »Gehen wir ein wenig auf Abstand«, bat Akimow den Fahrer. Das Geländefahrzeug setzte einige Meter zurück. »Gut, das reicht«, sagte er.
    Die Kentauren liefen wieder zusammen und stellten sich vor der Mauer in einer Reihe auf. Orang fuhr gemächlich zu ihnen und stellte sich neben sie. Der verwaiste Panzer stand abseits, von allen

Weitere Kostenlose Bücher