Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band
verlassen und vergessen.
»Schützt eure Augen«, riet Akimow.
Auf einmal krachte es, dann glitt ein gleißend violetter Blitz über das graue Gestein. Die Mauer erbebte. Wumm! Wumm! Eine Fontäne aus grauem Staub und Granitgestein stob empor. Wumm! Wumm! Himbeerrote Flecken blitzten über den Granit, und man sah, wie zyklopische Felsblöcke in alle Richtungen flogen, bis die Mauer in sich zusammensank, durchzogen von breiten, hässlichen Rissen. Wumm! Krach! Die Kentauren und Orang beschossen das Hindernis der Reihe nach mit winzigen Ampullen, in denen sich zwischen Magnetringen kleine Mengen Deuteriumplasma befanden. Sie feuerten in aller Ruhe, gleichmütig, ohne Hast.
Nach einer Minute war alles vorbei. Der Beschuss hörte auf, und plötzlich war es so still, dass man das Zischen und Knacken des glühenden Gerölls hören konnte. Die Kentauren liefen in die breite Bresche hinein, die noch immer in eine graue Wolke aus Rauch und Staub gehüllt war. Orang wartete ab, ließ dem Panzer den Vortritt und tauchte dann ebenfalls in die heiße Wolke ein.
»Gut«, sagte Bykow kurz.
Akimow fing erneut seinen Blick im Spiegel ein: diesen seltsam angespannten Blick, als ob der Interplanetarier etwas sagen wollte, sich aber nicht dazu durchringen konnte. Etwas beunruhigte den berühmten Bykow, und diese Unruhe hing auf unerklärliche Weise mit ihm, Akimow, dem einfachen Programmingenieur, zusammen. Merkwürdig.
Nun passierte auch das Geländefahrzeug die Bresche. Einige Male schrammte es schwer über herumliegende Granitbrocken. Die Mauer war tatsächlich sehr dick: mindestens zwei Meter.
»Sehen Sie dort, Nina Iwanowna«, sagte Sermus triumphierend. »Dieser Pfahl markiert das Ende der Strecke. Zunächst aber wird sich noch etwas sehr Interessantes ereignen.«
Im selben Augenblick, als Nina den weißen Pfahl ausmachte, blieb Orang stehen. Die Kentauren liefen noch eine Weile weiter, dann hielten auch sie an und begannen sich wieder zurückzuziehen. Ganz vorsichtig gingen sie rückwärts, blieben neben Orang stehen und färbten sich allmählich rot.
»Schaut doch«, flüsterte Nina. »Sie sind rot geworden! Es ist ihnen peinlich …«
»Sollte er es wirklich gespürt haben?«, fragte Sermus ehrfürchtig.
»Was gespürt?«, wollte Nina wissen.
Offenbar hatte Orang eine Entscheidung getroffen. Der Panzer, der bis dahin demütig und still danebengestanden hatte, lebte plötzlich wieder auf. Sein Motor brummte los, Schlammklumpen flogen unter den Ketten hervor, dann stürzte er krachend und scheppernd auf den Pfahl zu, das lang ersehnte Ziel … Niemand schaffte es, auch nur ein Wort zu sagen, da ertönte schon ein Donnerschlag; unter den Antriebsketten des Panzers schoss ein orangefarbener Feuerfächer empor, das Monstrum machte einen Satz und verharrte dann reglos an Ort und Stelle, schief, rußgeschwärzt und schwer beschädigt. Dichter schwarzer Rauch drang daraus hervor und legte sich als fetter Rußfilm auf die Moorlandschaft.
»Er hat es tatsächlich erkannt!«, rief Sermus. »Jetzt wird er die Minenräumaktion einleiten!«
»Imitation einer x-Situation«, beeilte sich Akimow zu erläutern.
»Einer was?«, fragte Bykow.
»Einer x-Situation. Einer Situation, die sich nicht voraussehen lässt. Ein Minenfeld.«
»Das wird ja immer besser«, murmelte Bykow. »Ganz wie in den alten Filmen …«
»Orang hat Minen entdeckt?«, fragte Nina.
»Ja, ja«, antwortete Sermus ungeduldig. »Jetzt wird er sie räumen lassen.«
Doch Orang ließ sie nicht räumen. Jedenfalls nicht so, wie Sermus es erwartet hatte. Die Kentauren betraten nicht etwa das Feld, um die Minen auszugraben und ihre Zünder herauszuschrauben. Stattdessen stiegen alle drei auf den brennenden Panzer und eröffneten das Feuer. Noch bevor die geblendeten und vom Lärm fast tauben Beobachter wieder zu sich kamen, erstreckte sich über das gesamte Minenfeld bis hin zu dem weißen Pfahl – der nun nicht mehr weiß, sondern schwarz vor Ruß und Staub war – ein breiter Streifen umgepflügter Erde mit Pfützen aus kochend heißem Wasser. Die inzwischen blassblau gefärbten Kentauren näherten sich eilends dem Pfahl, beschnupperten ihn, nahmen wieder eine stahlgraue Farbe an und kehrten zu Orang zurück. Die Erprobung war abgeschlossen.
»Das war’s«, sagte Akimow erschöpft. »Jetzt können wir nach Hause fahren.«
Nina lächelte glücklich.
»Für immer zusammen«, flüsterte sie.
Auf einmal drehte sich Bykow zu ihnen um.
»Ihre Roboter gefallen
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