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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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dreißig Zentimetern Durchmesser absägen und wieder zurückkehren. Zuerst lief alles bestens. Die Kentauren durchquerten den Wald fast wie vorgesehen, sondierten kurz die Landstraße, erreichten den Mast – und sägten ihn ab.
    »Den Funkmast?«, fragte Bykow verwundert.
    »Ja. Woraufhin wir Probleme mit den Funkern bekamen.«
    Bykow schüttelte den Kopf und sagte: »Hätte schlimmer kommen können. Stellen Sie sich vor, dort hätte statt des Mastes einer der Funker gestanden … zersägt in Ausübung seiner Dienstpflichten.«
    Dieses plötzliche Aufflackern kosmonautischen Humors quittierte Akimow mit höflichem Lächeln. Sermus hingegen nahm wie immer alles ernst.
    »O nein«, ereiferte er sich. »Das ist, mit Verlaub, absolut unmöglich. Niemals würden die Roboter einem Menschen Schaden zufügen.«
    »Ein solcher Vorfall ist jetzt natürlich völlig ausgeschlossen«, bestätigte Akimow. »Aber wenden wir uns den positiven Dingen zu … Alles bereit, Sermus?«
    »Jawohl.«
    »Dann los.«
    Sermus setzte die Pfeife an die Lippen, und die Erprobung des SKYBEK begann. Die Kentauren bewegten sich ohne Hast vorwärts. Sie gingen im Zickzack, trafen bald zusammen, bald gingen sie wieder auseinander, stapften durch Pfützen und zwängten sich durchs Gebüsch. Orang zuckelte im Abstand von etwa zwanzig Metern hinterher. Seine Lämpchen blinkten bunt, während er mit seinen Ketten über das nasse Riedgras walzte.
    Akimow wandte sich Bykow zu. »In der Werkstatt gibt es verschiedene Monitore. Von dort aus können wir das System mit etwas Abstand oder mit den Augen der Kentauren beobachten, wie Sie wollen.«
    »Ich würde ihnen lieber hinterherfahren.«
    »Auch eine Möglichkeit«, erwiderte Akimow. »Orang überträgt die Erkundungsdaten aber auch in die Werkstatt.«
    »Die Erkundungsdaten interessieren mich nicht«, sagte Bykow und ging auf das Geländefahrzeug zu.
    »Aber das Verfahren der Informationsübertragung …«, begann Sermus verwirrt.
    »Das Verfahren der Informationsübertragung interessiert mich nicht«, unterbrach ihn Bykow, ohne sich umzudrehen.
    Und was interessiert dich dann, du alte Schildkröte?, dachte Akimow. Am liebsten hätte er ihm eins mit der Faust auf den dicken braunen Hals gegeben. Bykow gefiel ihm nicht. Außerdem war ihm klargeworden, dass der Weltraumnavigator, dieser alte Planetenwolf, die grandiosen Eigenschaften der Skybeks gar nicht zu würdigen wusste. Er würde bestenfalls lustlos applaudieren und sich ein billigendes Lächeln abringen. Wenn er das überhaupt konnte. Hol ihn doch der Teufel! Doch da fiel Akimow wieder ein, dass die Erprobung in zwei bis drei Stunden beendet sein würde. Danach würden er und Nina nach Hause fahren, Bykow aber würde jahrelang, wenn nicht für immer, zu den Sternen fliegen. Akimow ließ Nina im Geländewagen Platz nehmen, setzte sich daneben und lehnte sich mit der Schulter an sie. Sie lächelte, aber irgendwie unsicher. Der Geländewagen setzte sich knurrend in Bewegung und fuhr langsam, über die Bulten hinweg, Orangs Lämpchen hinterher.
    Es regnete noch immer, aber die Spektrolit-Haube des Geländefahrzeugs blieb sauber und durchsichtig. Etwa fünfzig Meter vor ihnen zeichneten sich die grauen Gestalten der Kentauren durch den Wasserschleier hindurch ab. Orang war weit zurückgefallen und kroch nun rechts neben dem Geländefahrzeug her. Mit seiner ungeschickten, gutmütigen Art ähnelte er auf erstaunliche Weise einem nassen, grauen Elefantenbaby.
    Akimow, der hinter Bykow saß, sagte in dessen breiten Rücken: »Sollte es nötig sein, können sich die Kentauren von ihrem ›Gehirn‹ bis auf fünf, sechs, ja sogar acht Kilometer entfernen.«
    Der breite Rücken regte sich nicht einmal. Akimow spürte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg.
    »Falls die Funkverbindung abbrechen sollte«, fuhr er fort, diesmal mit erhobener Stimme, »kehren die Kentauren von selbst um und machen sich auf die Suche nach ihrem ›Gehirn‹. Sie schalten dann auf optische und akustische Signalgebung um. Sie suchen also selbst«, wiederholte er noch einmal.
    Nina legte ihre Finger auf die seinen. Sermus hüstelte verlegen in seine weiche, rundliche Hand. Als der Geländewagen einen bemoosten Baumstumpf umfuhr, neigte er sich steil zur Seite, und plötzlich blickte Akimow direkt in Bykows Augen. Er sah sie nur eine Sekunde lang im ovalen Rückspiegel des Fahrers. Sie musterten ihn mit einer seltsamen Anspannung. Dann richtete sich das Geländefahrzeug wieder auf, und das

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