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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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mir«, sagte er. »Wir werden sie brauchen. Und noch etwas …« Er schwieg eine Weile. »Ich muss mit Ihnen sprechen, Akimow. Wenn es Ihnen keine Umstände bereitet, kommen Sie bitte heute Nachmittag bei mir vorbei.«

3
    Wahrscheinlich wusste Bykow einfach nicht, wie er anfangen sollte. Er blinzelte in den grauen Himmel hinter der durchsichtigen Wand, ächzte, strich sich über die Knie und trommelte mit seinen dicken, kräftigen Fingern auf die Armlehne des Sessels. Seine Finger waren braun mit ungleichmäßigen weißen Flecken, den Spuren kosmischer Verbrennungen. Wie lange wird er noch schweigen?, fragte sich Akimow. Dann fiel ihm plötzlich ein, dass der Turboflieger nach Nowosibirsk in zwei Stunden startete. Und dann, dass er in der Werkstatt Ninas Geschenk – einen Strauß »ewiger« Blumen – liegen gelassen hatte. Wahrscheinlich hatte Nina schon die Koffer gepackt und unterhielt sich gerade mit Sermus. Sermus würde noch eine Woche in der Werkstatt bleiben, wofür sich Akimow ihm gegenüber ein wenig schämte.
    »Also«, begann Bykow mit farbloser Stimme. »Es geht um Folgendes …«
    Wieder schwieg er eine Minute lang, knackte mit den Fingern und kaute auf seiner Unterlippe. Akimow rutschte ungeduldig in seinem Sessel hin und her.
    »Es geht also um Folgendes …«, wiederholte Bykow. »Sagen Sie, Akimow … Sie haben doch ungefähr zwei Jahre an dem System gearbeitet, richtig?«
    »Richtig«, bestätigte Akimow.
    »Wie kompliziert ist diese Arbeit … diese Präzisionsprogrammierung?«
    Die Programmierung dieses neuartigen »Gehirns« war nur an einem Ort möglich gewesen, der von äußeren Einflüssen vollkommen abgeschottet war. Deswegen hatten sie nicht im Forschungszentrum gearbeitet, sondern hier, weit weg von großen Betrieben, Starkstromleitungen, vom Lärm und Getöse der Großstadt, in isostatischen Räumen in einer Tiefe von fünfzig Metern unter einem Hügel mit einer Kunststoffhaube. Und deshalb hatte Akimow hier fast ohne Unterbrechung zwei Jahre in angespannter Präzisionsarbeit zugebracht.
    Doch Bykow erzählte er davon nichts. Stattdessen sagte er nur: »Ja, ziemlich kompliziert.«
    »Was haben Sie jetzt vor?«, fragte Bykow.
    Unwillig antwortete Akimow: »Ich werde an der Universität Nowosibirsk arbeiten. Die Entwicklung eines neuen Systems sollte nicht jedes Mal zwei Jahre dauern. Sermus und ich haben da gewisse Ideen. Die Programmierung der Programmierung.«
    Von diesen »gewissen Ideen« waren beide überaus begeistert: Sie würden kryotrone Kristallisatoren berechnen, ein fertiges, bereits programmiertes »Gehirn« züchten … Mathematiker, Physiker würden sie hinzuzuziehen, vor allem den genialen Kybernetiker Professor Sun Si-tao aus Kaifeng. Doch auch das erwähnte er mit keinem Wort.
    Bykow fragte nicht nach. Er schwieg eine Weile, trommelte erneut mit den Fingern auf die Lehne und brachte schließlich mühsam hervor: »Eigentlich geht es darum, dass … Sehen Sie, vor zwei Wochen hat sich unser Kybernetiker das Rückgrat gebrochen. Ein Unfall beim Sport. Nun liegt er im Krankenhaus, und es heißt, dass er nie wieder wird fliegen können.«
    Der Turboflieger startet in eineinhalb Stunden, dachte Akimow. Und plötzlich begriff er, was Bykow sagen wollte.
    »Das Rückgrat gebrochen?«, fragte er. »Und er wird nie wieder fliegen können?«
    Bykow nickte, ohne die Augen zu heben: »Nie wieder. Und wir starten in einer Woche.«
    Auf einmal musste Akimow an die Nacht denken, an viele Nächte, an den hellen Satelliten »Typhoeus« am Horizont. Und an die kleine, zarte Nina, die so glücklich gewesen war, dass sie nun für immer zusammen sein würden.
    »Ich verstehe«, sagte Akimow.
    Bykow schwieg und schaute auf seine Knie.
    »Ich verstehe«, wiederholte Akimow. »Ich bin auch Kybernetiker. Sie wollen, dass ich …«
    »Ja, ja«, bestätigte Bykow. »Wir starten in einer Woche. Wir haben so gut wie keine Zeit mehr. Und natürlich weiß ich, wie schwer das ist. Sechs Jahre hin und sechs zurück … das große Risiko … Aber …« Verwirrt blickte er Akimow an. »Verstehen Sie, ohne Kybernetiker ist die Expedition unvorstellbar.«
    Akimow erhob sich langsam.
    »Was Ihre Arbeit angeht«, sagte Bykow hastig, »die können Sie während des Flugs weiterverfolgen: Bücher, Mikrofilme, Konsultationen … Wir haben hervorragende Mathematiker. Ich weiß, das ist ein schwacher Trost, aber …«
    Nicht ein Jahr, nicht zwei, sondern zwölf. Zwölf Jahre ohne Nina.
    Akimow wusste nicht, wie er

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