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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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Wartet ab und seid vorsichtig. Bis bald.«
    Nachdem er das Mikrofon abgeschaltet hatte, lachte Berkut ebenfalls los. Nur Polessow blieb ernst. Er sah blass aus und hatte vor Erschöpfung hohle Wangen. Doch nach zwei Tabletten Sporamin wollte er noch nicht schlafen. Er fühlte sich ziemlich elend. Hinzu kam, dass er zum ersten Mal nicht begriff, was um ihn herum vorging, und das quälte und ärgerte ihn. Er zürnte dem selbstzufriedenen Iwan Iwanowitsch, ja selbst dem sanften Berkut, obwohl er wusste, dass das völlig absurd war. Schließlich überwand er sich und fragte ohne Umschweife: »Was ist das eigentlich – der ›Zeitmotor‹?«
    Die Physiker sahen verblüfft erst ihn, dann einander an. Polessow fügte hinzu: »Wenn es kein Geheimnis ist, natürlich.«
    Berkut errötete so heftig, dass er einem direkt leidtat. »Wir haben ganz vergessen … Entschuldigen Sie, Pjotr Wladimirowitsch …«, stotterte er. »Zuerst waren wir uns unserer Sache nicht sicher, und dann dieser Erfolg … Es kam so unerwartet … Wie peinlich! Seien Sie uns bitte nicht böse, es war nicht so gemeint …«
    »Nun, der ›Zeitmotor‹«, begann Iwan Iwanowitsch mit einem Lächeln, »ist nichts anderes als ein immerfort laufender Motor, ein Perpetuum mobile sozusagen.«
    »Warten Sie, Iwan«, unterbrach ihn Berkut. »Ich werde Ihnen gleich alles erklären Pjotr Wladimirowitsch. Aber seien Sie uns bitte nicht mehr böse. Kennen Sie sich ein wenig in der T-Mechanik aus?«
    Polessow schüttelte finster den Kopf. Er war noch immer wütend, fand Berkuts Reaktion aber auch diesmal sympathisch.
    »Nun, dann ist es ein bisschen komplizierter. Aber das macht nichts, ich werde trotzdem versuchen, es Ihnen begreiflich zu machen.«
    Er bemühte sich, es zu erklären, und Polessow gab sich Mühe, es zu begreifen. Es ging um die Eigenschaften der Zeit und um die Zeit als physikalischen Prozess. Nach Berkuts Worten handelte es sich dabei um ein ungewöhnlich kompliziertes Problem. Viele Jahre zuvor hatte man bei der Erforschung der Energiequellen von Sternen erstmals eine – noch nicht verifizierte – Theorie der Zeit entwickelt: die Zeit als physikalischer, mit Energie verbundener Prozess. Grundlegend für diese Theorie waren Postulate, die die Zeit als einen materiellen Prozess betrachteten, der eine bestimmte Energie trägt. Später fanden sich (zunächst theoretisch, dann auch experimentell) zahlreiche spezifische Bedingungen für die Freisetzung von Energie, die mit der Zeit in Verbindung stand. Damit war die Mechanik der »physikalischen Zeit« geboren – die Tau- bzw. T-Mechanik.
    Eines der wichtigsten Ergebnisse der T-Mechanik war, wie Berkut weiter berichtete, die Schlussfolgerung, dass es prinzipiell möglich sei, den Gang der Zeit für die Gewinnung von Energie zu nutzen. Man hatte erste Apparaturen entwickelt, die es erlaubten, dies in die Praxis umzusetzen. Leider war die Produktivität dieser Vorrichtungen minimal gewesen. So hatten sie lediglich eine allgemeine, experimentelle Bestätigung der Grundtheorie gebracht, konnten als Energiequelle jedoch nicht genutzt werden. Es waren noch keine ›Zeitmotoren‹. In praktischer Hinsicht hatte das Problem erst gelöst werden können, als man die T-Elektrodynamik entwickelte. Und selbst diese neuartigen Apparaturen hatten Jahrzehnte benötigt, ehe ein positiver und halbwegs ergiebiger Energieausstoß erzielt worden war.
    Vor siebzig Jahren, so erklärte Berkut weiter, waren auf Beschluss des Internationalen Wissenschaftlichen Rates vier solche Vorrichtungen konstruiert und versuchsweise in Betrieb genommen worden; es handelte sich um die sogenannten Zeitmotoren. Einer davon befand sich hier, in der Taiga, der zweite am Amazonas, der dritte in der Antarktis und der vierte auf dem Mond, im Tycho-Krater. Anschließend hatte man unweit der Apparatur in der Taiga ein telemechanisches Laboratorium zur Erforschung der Mesonen errichtet. Und dann, vor achtundvierzig Jahren, war eine Explosion erfolgt. Das Laboratorium stand nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem »Zeitmotor«, und doch glaubte man auch diesen vernichtet, da das Ausmaß der Zerstörung verheerend gewesen war. Das Gelände nach der Explosion zu betreten war unmöglich, doch bestand auch lange Zeit keine Notwendigkeit dazu. Die Aufmerksamkeit der Wissenschaftler konzentrierte sich deshalb auf die noch verbliebenen drei Einrichtungen, und das Experiment in der Taiga geriet nach und nach in Vergessenheit. Seit einiger Zeit gab es

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