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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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mich lustig machte. Er war ein ganz anderer Typ als ich – draufgängerisch, ein Prahlhans und ungeheuer kühn. Es gab wenige, die wagten, es ihm gleichzutun, und die, die es wagten, machten später einen Rückzieher, oder sie kamen um. Er aber hatte bei allem Glück. Selbst über einen Abgrund konnte er mit einem Lächeln spazieren. Offenbar gefiel er sich so, wie er war – lustig, leichtsinnig und unverwundbar. Den anderen gefiel er auch. Und Ru ž enka liebte ihn. Und er? Er würde auch in zweihundert Jahren noch so sein wie jetzt und sich fröhlich lächelnd mit einem Stock, den er von Gott weiß was für einem Planeten mitgebracht hatte, gegen den abgewetzten Schuh klopfen.
    In der Mannschaftskajüte erschien nun ein blonder, braungebrannter Bursche und sagte: »Es wird Zeit, Genossen.«
    Wir erhoben uns. Das Mädchen im orangen Pullover schluchzte laut auf. Ich sah zu Ru ž ena und Petrow hinüber. Sie umarmten sich, und er vergrub seine Nase in ihrem Haar.
    »Leb wohl, Wieselchen«, sagte er.
    Ru ž enka schwieg.
    »Und gräm dich nicht.«
    Sie löste sich von ihm und machte sich an ihrer Frisur zu schaffen. Doch die Haare gehorchten nicht.
    »Geh jetzt«, sagte sie. »Nun geh schon. Ich kann nicht mehr. Bitte, geh.« Ihre Stimme klang tief und ungewöhnlich ruhig. »Leb wohl!«
    Er küsste sie noch einmal und ging dann, Schritt für Schritt und ohne den Blick von ihr zu wenden, rückwärts zum Ausgang. Seine Magnetschuhe scharrten über den Fußboden, er blickte Ru ž enka unverwandt an, so als fürchte er, sie könnte ihm sonst in den Rücken schießen. Sein Gesicht war, ebenso wie seine Lippen, kreideweiß, aber er lächelte. An der Luke wurde er von dem breitschultrigen Larry Larsen eingeholt; dann folgte der Unbekannte, der in Begleitung des jungen Mädchens gekommen war, ein weiterer Unbekannter und schließlich Serjosha Sawjalow.
    »Auf Wiedersehen, Ru ž enka«, rief da noch einmal Petrow.
    Erst später fiel mir auf, dass er »Auf Wiedersehen!« gerufen hatte, und glaubte, er habe sich versprochen.
    Als sich die Luke hinter den Männern geschlossen hatte, betätigte der blonde Bursche mehrere Knöpfe in der Wand. Es stellte sich heraus, dass die gewölbte Decke der Mannschaftskajüte als eine Art Stereobildschirm diente. Wir erblickten die »Muromez«. Sie war ein erstklassiges Raumschiff mit Photonenstauantrieb auf Annihilationsbasis. Kosmischer Staub, Gase und alles, was sich sonst im All befand, wurden vom Schiff aufgefangen und als Treibstoff im Reaktor verbrannt. Die »Muromez« verfügte daher über eine unbegrenzte Reichweite und konnte jedwede Geschwindigkeit erreichen – innerhalb der Lichtbarriere, versteht sich. Das Schiff hatte gewaltige Ausmaße und war rund fünfhundert Meter lang. Uns freilich kam es in diesem Augenblick so vor, als sei es ein silbern glänzendes Spielzeug, das zwischen Tausenden von Sternen in der Mitte des Bildschirms hing.
    Wie gebannt starrten wir darauf. Dann hörte man ein lautes Schnäuzen, anscheinend das Mädchen in dem orangefarbenen Pullover. Plötzlich flammte der Bildschirm auf. Der Lichtschein war grell und bläulich weiß wie ein Blitz. Ich war geblendet, und als die bunten Pünktchen vor meinen Pupillen wieder verschwunden waren, sah ich auf dem Schirm nur noch die Sterne.
    »Sie sind gestartet«, sagte der Blonde. Ich glaube, er beneidete sie.
    »Er ist weg«, flüsterte Ru ž ena.
    Sie kam auf mich zu, setzte dabei die Füße in den schweren Schuhen ungelenk voreinander und legte ihre Hand auf meinen Arm. Ihre Finger zitterten. »Mir ist ganz elend, Sanja«, sagte sie. »Ich habe Angst.«
    »Wenn du erlaubst, bleibe ich noch eine Weile bei dir«, erwiderte ich.
    Sie wollte nicht. Wieder nach Nowosibirsk zurückgekehrt, verabschiedeten wir uns. Ich begann an einem Gedicht zu schreiben. Es sollte lang werden und von Menschen handeln, die zu den Sternen flogen, und von einer Frau, die auf der wunderschönen, grünen Erde zurückblieb. Davon, wie diese Frau vor dem geliebten Mann stand, der ins All fliegen sollte, und mit tiefer, ruhiger Stimme sagte: »Geh jetzt. Geh. Ich kann nicht mehr. Bitte, geh.« Und wie der Mann mit bleichen Lippen lächelte …
    Ein halbes Jahr später rief Ru ž ena mich frühmorgens an. Sie war ebenso blass und großäugig wie damals auf der »Tsifei«, was ich allerdings dem bläulichen Farbstich zuschrieb, den die Videoschirme manchmal haben.
    »Sanja«, sagte Ru ž ena aufgeregt. »Ich erwarte dich auf dem Aerodrom,

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