Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band
jedoch die Vermutung, der »Zeitmotor« sei heil geblieben. Eine Annahme, die sich nun bestätigt hatte. Der »Zeitmotor« hatte seine Tätigkeit fortgesetzt und Energie aus Zeit gewonnen, sie gespeichert und nun, vor vier Monaten, zum ersten Mal freigesetzt.
»Das ist im Grunde auch schon alles.« Berkut lächelte unschlüssig. »Verstehen Sie jetzt, worum es geht?«
»Ja, danke«, antwortete Polessow.
»Und lesen Sie bei Gelegenheit Leming«, empfahl der Physiker. »Es gibt eine ausgezeichnete Arbeit von ihm: ›Die T-Elektrodynamik‹.«
Polessow hüstelte.
»Bei den durchsichtigen Säulen in dem unterirdischen Gewölbe«, fuhr Berkut fort, »handelt es sich übrigens um besagte Energiespeicher. Der Motor selbst befindet sich eine Etage tiefer. Die Energie strömt in die Säulen, sammelt sich dort an und wird von Zeit zu Zeit freigesetzt. Wie das konkret vor sich geht, weiß bisher niemand genau.«
»Leming weiß es«, bemerkte Iwan Iwanowitsch.
Berkut warf ihm einen Blick zu und sagte: »Ja. Leming nimmt an, dass die Energie in Form von Protomaterie ausgestoßen wird – der Grundlage sämtlicher quantenloser Elementarteilchen und Felder. Anschließend bildet sich die Protomaterie spontan in Quantenmaterie um – und zwar zum einen in Teilchen und Antiteilchen, zum anderen in elektromagnetische Felder. Zu einem gewissen Teil verbindet sie sich aber auch mit dem Medium, das sie umgibt. Auf diese Weise entsteht möglicherweise der seltsame blaue Nebel. Die Protomaterie verschafft sich überallhin Zugang, für sie gibt es keine Hindernisse, sie wirkt sowohl auf die Instrumente und Kyber als auch auf unseren Organismus. Aber wahrscheinlich erkläre ich das alles ziemlich unverständlich?«
»Aber nein, warum denn?«, entgegnete Polessow. Er erinnerte sich, wie hektisch die Zeiger der Instrumente geflattert hatten, die die Magnetfelder überwachten. »Wieso denn?«, wiederholte er. »Vielen Dank. Und was machen die anderen ›Zeitmotoren‹?«
»Die anderen drei haben sich bisher nicht gerührt«, antwortete Berkut. »Ein Glück, denn wir haben mit diesem hier genug zu tun.«
»Wir werden hier ein Riesenlabor errichten, eine ganze Stadt«, ließ sich Iwan Iwanowitsch vernehmen und starrte immer noch wie gebannt auf den Bildschirm. »Wir bauen neue, bessere ›Zeitmotoren‹. Ich werde es noch erleben, dass wir die ersten Schiffe in den Kosmos schicken, die allein mit der Energiequelle ›Zeit‹ fliegen.« Dann wandte er sich unvermittelt zu Polessow um und sagte: »Und was die T-Mechanik angeht, junger Mann: Die muss man kennen. Die Grundlagen der T-Mechanik werden bereits in der Schule gelehrt.«
»Das stimmt nicht«, widersprach Polessow.
»Doch, es stimmt. Mein Enkel hat es mir erzählt. Aber lassen wir das … Ich möchte Ihnen ein Angebot machen, Polessow: Wir brauchen hier einen Fahrer mit sehr guten Nerven.«
»Hm, daraus wird nichts«, antwortete Polessow und schüttelte den Kopf. »Ich muss zurück auf den Merkur. Dort werden ebenfalls Fahrer mit sehr guten Nerven gebraucht.«
Iwan Iwanowitsch zog die Brauen zusammen und brummte: »Na, Sie müssen’s ja wissen …«
»Da sind sie!«, rief Berkut plötzlich und zeigte zum Bildschirm.
Aus der Taiga tauchten lautlos einer nach dem anderen silbern glänzende Vögel auf. Sie glitten tief über der schwarzen Erde hin und landeten schließlich mit angelegten Flügeln. Die Luken öffneten sich, und mehrere Menschen in gelben Schutzanzügen und großen Helmen sprangen heraus.
»Da ist ja auch Akopjan«, freute sich Berkut. »Lasst uns gehen und sie willkommen heißen.«
SPEZIELLE VORAUSSETZUNGEN
1
Der Dichter Alexander Kudrjaschow
Walja Petrow war zu mir gekommen, um mich persönlich davon in Kenntnis zu setzen. Er nahm die Baskenmütze vom Kopf, strich sich die Haare glatt und sagte: »Also, Sanja, jetzt ist es beschlossene Sache.«
Dann setzte er sich in den niedrigen Sessel und streckte seine langen Beine aus. Als er mich anblickte, lächelte er.
»Wann?«, fragte ich.
»In zehn Tagen.« Bei diesen Worten faltete er seine Mütze in der Mitte zusammen und strich sie auf den Knien glatt. »Nun ist die Wahl doch noch auf mich gefallen«, fuhr er fort. »Ich hatte schon alle Hoffnung aufgegeben.«
»Nein, wieso denn?«, erwiderte ich. »Schließlich bist du ein erfahrener Sternenfahrer.«
Ich holte Zitronensaft und Honig aus dem Kühlschrank, wir mixten es zusammen und tranken jeder ein Glas.
»Wir werden von der ›Tsifei‹ aus starten«,
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