Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
Vom Netzwerk:
Stratoplan LT-347. Komm, so schnell du kannst.«
    Ich begriff überhaupt nichts und fragte, was los sei. Sie aber wiederholte nur: »Ich erwarte dich auf dem Aerodrom«, und legte auf. Ich setzte mich also in den Wagen und raste los. Der Morgen war klar und kühl, das beruhigte mich ein wenig. Auf dem Aerodrom angekommen, wurde ich zu einer großen Passagiermaschine begleitet, die bereits startklar war. Der Stratoplan stieg auf, kaum dass ich in die Kabine geklettert war. Ich stieß schmerzhaft mit der Brust gegen irgendeinen Rahmen. Dann entdeckte ich Ru ž ena und setzte mich neben sie. Sie sah in der Tat sehr blass aus und biss sich auf die Unterlippe.
    »Wohin fliegen wir?«, fragte ich.
    »Zum nördlichen Raketodrom«, antwortete Ru ž ena. Sie schwieg einige Zeit, dann sagte sie unvermittelt: »Walja kommt zurück.«
    »Was sagst du da?«
    Was hätte ich sonst sagen sollen? Wir flogen etwa zwei Stunden und wechselten in der ganzen Zeit kein Wort. Dafür unterhielten sich die anderen Passagiere umso lebhafter. Sie waren alle sehr aufgeregt und, wie mir schien, misstrauisch. Niemand wusste, warum die »Muromez« zurückkehrte. Den Gesprächen entnahm ich, dass tags zuvor ein Funkspruch von Petrow angekommen war. Darin hatte der Kommandant der Dritten Sternenexpedition mitgeteilt, dass auf der »Muromez« Apparaturen beschädigt worden seien und er unverzüglich auf dem Raketodrom landen müsse, ohne vorher die außerterrestrischen Stationen anzusteuern.
    »Petrow hat einfach Angst bekommen«, ließ sich ein bejahrter, dicker Mann vernehmen, der hinter uns saß. »Das kommt vor im Weltraum.«
    Ich blickte zu Ru ž ena und bemerkte, dass ihr Kinn zu zittern begann. Aber sie drehte sich nicht um. Es lohnte sich nicht. Sie wusste, dass Walja niemals Angst hatte, ja er wusste gar nicht, was das war.
    »So ist es auch Kong ergangen«, begann ein anderer.
    »Und der Parallelempfang?«, unterbrach ihn ein junger Sternenflieger, der ein furchtbar entstelltes Gesicht und böse Augen hatte.
    Sofort begannen Erörterungen zum Parallelempfang, und es stellte sich heraus, dass sowohl vor als auch nach Petrows Funkspruch Signale von der »Muromez« eingegangen waren, die noch aus der ersten Woche nach dem Abflug stammten. Die Funksignale waren furchtbar verzerrt angekommen, doch jedes enthielt das übliche »WT« – »Alles in Ordnung«. Als die Diskussion sich dem Höhepunkt näherte, setzte der Stratoplan zur Landung an.
    Wir kamen zu spät. Die »Muromez« war bereits gelandet, und der Stratoplan drehte zwei Runden über dem Raumschiff. Ich konnte jede Einzelheit erkennen, und es sah jetzt ganz und gar nicht aus wie ein kleines silbernes Spielzeug. Unter dem blauen Himmel der Tundra stand ein gigantischer Flugkörper – stark zur Seite geneigt, durch unerklärliche Kräfte deformiert und von seltsamen Flecken übersät. Rosafarbener Dampf stieg von ihm auf.
    »Sieht das nach Angst aus?«, meldete sich der Sternenflieger mit dem entstellten Gesicht.
    Unsere Maschine setzte ungefähr zehn Kilometer von der »Muromez« entfernt auf – näher durfte sie an das Schiff nicht herankommen, um eine Kontamination zu vermeiden. Wir stiegen aus. Der obere Teil des Schiffs hing wie ein schwarzer Schatten über dem Horizont. Von der Erde stieg feuchte Wärme auf, und die Zeit verging unendlich langsam. Unmittelbar nach uns landeten einige weitere Flieger. Wir warteten. Endlich vernahmen wir ein Motorengeräusch, und bald darauf flog ein Hubschrauber dicht über unsere Köpfe hinweg. Er landete etwa hundert Schritt von uns entfernt.
    Dann geschah das Wunder.
    Aus dem Hubschrauber stiegen drei Männer und kamen langsam auf uns zu. Voran schritt ein hochgewachsener, hagerer Mann in einem abgenutzten Overall. Beim Gehen klopfte er sich mit einem smaragdgrünen Stock gegen das Bein. Der zweite Mann war untersetzt und hatte einen dichten roten Bart, der dritte sah ausgemergelt aus und ging stark gebeugt. Wir schwiegen. Wir glaubten noch nicht, was wir sahen. Die drei kamen näher, und da schrie Ru ž ena plötzlich auf: »Walja!«
    Der Mann im abgenutzten Overall blieb für einen Augenblick stehen, schleuderte dann den Stock beiseite und stürzte fast im Laufschritt auf uns zu. Sein Gesicht sah merkwürdig aus, ohne Lippen – entweder war es zu rot, sodass sich die Lippen nicht davon abhoben, oder die Lippen waren, umgekehrt, zu blass. Trotzdem erkannte ich in ihm sofort Petrow. Wer anders außer ihm sollte mit der »Muromez«

Weitere Kostenlose Bücher