Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band
zurückgekommen sein? Dennoch war der Mann wesentlich älter, und ihm fehlte der linke Arm; der leere Ärmel steckte im Gürtel seines Overalls. Nein, es war kein anderer als Petrow. Ru ž ena lief auf ihn zu, und sie fielen sich in die Arme. Die zwei anderen Kosmonauten blieben gleichfalls stehen. Es waren Larry Larsen und der Pilot – der mir unbekannte Raumfahrer, den damals das Mädchen im orangefarbenen Pullover begleitet hatte.
Schweigend umringten wir die Männer und starrten sie an wie hypnotisiert. Schließlich rief Petrow feierlich:
»Ich grüße euch, Freunde. Ihr müsst entschuldigen, wenn ich einige von euch nicht gleich wiedererkannt habe, aber seit wir uns das letzte Mal sahen, sind immerhin siebzehn Jahre vergangen …«
Niemand sagte auch nur ein Wort.
»Wer ist der Leiter des Raketodroms?«, erkundigte sich Petrow.
»Ich«, meldete sich der Leiter des nördlichen Raketodroms.
»Ich habe unterwegs die Ladeautomatik verloren«, sagte Petrow. »Seien Sie so freundlich, und lassen Sie das Schiff ausladen. Wir haben viel interessantes Material an Bord.«
Der Leiter des nördlichen Raketodroms betrachtete ihn voller Schrecken – und Bewunderung.
»Nur Segment sechs rühren Sie bitte nicht an, in Ordnung? Dort befinden sich zwei unserer Kameraden: Sergej Sawjalow und Saburo Mikimi. Wir haben sie mit zurückgebracht, um sie auf der Erde zu begraben. Fünf Jahre haben wir sie bei uns gehabt, nicht wahr, Larry?«
»Ja«, bestätigte Larsen. »Sergej Sawjalow fünf Jahre, Mikimi vier. Und Porta mussten wir ganz dort lassen.« Er lächelte, sein Bart begann zu zittern, und er fing an zu weinen.
Petrow beugte sich hastig zu Ru ž ena hinunter.
»Komm, Ru ž enka. Lass uns gehen. Wir sind zurückgekehrt und haben der Erde ferne Welten zum Geschenk mitgebracht. Du siehst, ich bin zurückgekommen.«
Sie sah ihn an mit einem Blick, wie ihn mir noch nie eine Frau geschenkt hat oder je schenken wird.
»Ja«, sagte sie. »Du bist zurückgekehrt.«
Dabei blinzelte sie und schüttelte den Kopf. Sie gingen Arm in Arm mitten durch die Menge, und wir machten ihnen bereitwillig Platz.
Auf der »Tsifei« hatte sie sich für immer von ihm verabschiedet. Doch nach einem halben Jahr sah sie ihn wieder. Er war für zweihundert Jahre fortgegangen und kehrte nach siebzehn Jahren zurück. Ihm gelang das. Ihm war immer alles gelungen. Aber wie?
Ich kann es nicht erklären und weiß nicht, ob man es je erklären kann. Ich bin nur ein Dichter, kein Physiker.
2
Die Sängerin Ru ž ena Nasková
»Es sieht nach Regen aus«, sagte Walja.
Wir saßen auf dem Sofa vor dem Balkon und schauten in den tief hängenden Himmel über den fahlen Dächern der Stadt.
»Regen«, wiederholte er. »Ich habe schon lange keinen Regen mehr gesehen. Dort hat es nie geregnet.«
»Wieso?«, fragte ich.
»Keine Ahnung. Aber der Regen hat mir gefehlt.«
Obwohl es schon dunkel wurde, schalteten wir das Licht nicht ein. Ich legte Walja den Arm um die Schulter.
»Nicht, Ru ž enka«, sagte er leise.
»Was ist?« Unter meiner Hand spürte ich seinen leeren Ärmel.
»Das ist doch sicher unangenehm.«
»Red keinen Unsinn«, erwiderte ich. »Sag lieber nichts.«
»Wir schweigen doch sowieso die meiste Zeit.«
Ein Windstoß wölbte die Gardine, und auf dem Tisch raschelte Papier.
»Dieser Wind – herrlich!«, freute sich Walja und schloss die Augen.
»Hat dir der Wind dort auch gefehlt?« Ich legte meinen Kopf an seine Schulter.
»Du hast mir gefehlt«, murmelte er.
In der Stadt gingen die Lichter an. Die dunklen Wolken verfärbten sich rötlich und sanken noch tiefer herab. Schlagartig setzte heftiger Regen ein und prasselte gegen die Fensterscheiben.
»Soll ich die Balkontür schließen?«, fragte ich.
»Nein. Bleib sitzen!«, bat er und drückte meine Hand so fest, dass es wehtat.
»Walja!«, rief ich.
Er ließ meine Hand los.
»Entschuldige, Ru ž enka, das wollte ich nicht.«
Ich sah ihm in die Augen.
»Du bist ein richtiger Kraftprotz geworden«, sagte ich. »Hart wie ein Brett und furchtbar stark.«
»Kein Wunder«, erwiderte er mit ironischem Lächeln. »Ich bin geradezu absurd stark geworden. Alle Krüppel sind stark.«
»Unsinn! Das hat doch nichts damit zu tun.«
»Du hast recht«, pflichtete er mir bei. »Es kommt von der hohen Überbelastung, die …«
»Sprich nicht weiter«, bat ich. »Du kannst später erzählen. Nicht jetzt.«
Abermals legte ich den Kopf an seine Schulter. Es regnete immer noch. Vor der
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