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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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Raumfahrtbehörde fliegen. Und einen Vortrag vorbereiten.«
    »Habt ihr viel Material mitgebracht?«, erkundigte ich mich.
    »Jede Menge. Zum Beispiel einen Film mit dem Titel ›Der Planet Ru ž ena, auf dem es nie regnet‹.«
    »Regnet es dort wirklich nie?«, fragte ich. Ich fühlte mich sehr geschmeichelt.
    »Einmal haben wir ein kleines Wölkchen gesehen«, erwiderte er. »Aus diesem Anlass hat Porta Kaffee gekocht. Im Übrigen ist die Ru ž ena ein ressourcenreicher Planet. Und die Sonne ist dort ein weißer Stern. Kein Vergleich mit unserer Kupferschüssel.«
    Er sprang auf, lief aus dem Zimmer und kam mit dem smaragdgrünen Stock zurück.
    »Schau«, sagte er. »Grünes Holz. Organisches Pflanzenmaterial. Aber Porta hat dort auch anorganische Lebensformen gefunden.«
    Ich lehnte den Stock gegen den Tisch.
    »Was ist mit Porta geschehen?«, fragte ich leise.
    Walja antwortete nicht. Mir fiel ein, dass er auf solche Fragen nie eine Antwort gab.
    »Wir haben neunzehn Kulturen verschiedener Mikroben mitgebracht«, berichtete er. »An die dreißig herbarisierte Pflanzenkollektionen, dieses grüne Holz und eine ganze Batterie von Spirituspräparaten diverser Organismen. Außerdem haben wir eine riesige Mineraliensammlung angelegt. Ich könnte dir sofort zwanzig Leute nennen, die sich die Finger danach abschlecken werden. Zumindest Konstantin Robertowitsch Tschentschik.«
    Tschentschik war der Vorsitzende des Komitees für extraterrestrische Ressourcen.
    »Wirst du wieder hinfliegen?«, fragte ich in möglichst beiläufigem Ton. Doch Walja durchschaute mich und lachte.
    »Natürlich nicht. Andere werden hinfliegen und einen Stützpunkt aufbauen. Die Ru ž ena eignet sich hervorragend als Raumfahrtstützpunkt. Von dort werden wir zum System WK 902 aufbrechen, und von dort weiter zum Roten Riesen WK 1335. Das ist sehr weit.«
    Er schien sich plötzlich an etwas zu erinnern und legte die Stirn in Falten.
    »Ru ž enka, du weißt nicht zufällig, was es mit diesem glänzenden Turm am Weltraumbahnhof auf sich hat?«
    Ich hatte keine Ahnung, von welchem Turm er sprach.
    »Er muss während des letzten halben Jahres neu gebaut worden sein«, vermutete Walja. Er lachte. »Weißt du, wann mir klar wurde, dass das Experiment gelungen ist? Als ich dich gesehen habe. Vorher hatten wir etwas argwöhnisch den Turm beäugt, und Larry hätte geschworen, dass wir uns im 24. Jahrhundert befinden. Jetzt erinnere ich mich auch wieder an den Chef des Raumbahnhofs. Ich hatte ihn nicht wiedererkannt. Nach den siebzehn Jahren hatte ich einfach vergessen, wie er aussieht, und gedacht, dass der Posten neu besetzt worden sei.«
    »Und mich hast du sofort erkannt?«, fragte ich.
    »Ich bitte dich!«
    »Ich dachte die ganze Zeit, dass ich träume«, sagte ich. »Ich glaube das auch jetzt noch. Du bist nur ein Trugbild …«
    »Aber hart wie ein Brett«, warf Walja ein.
    Ich lachte. Danach weinte ich ein bisschen und erzählte ihm, wie er Jahr um Jahr allein durch einen mit kalten Sternen gespickten schwarzen Abgrund geflogen war. Vor ihm Sterne, hinter ihm Sterne, sonst weit und breit nichts.
    Walja schüttelte den Kopf.
    »Das ist nur die halbe Wahrheit«, erwiderte er. »Sterne gab es nämlich auch keine. Weder vor mir noch hinter mir.«
    »Wieso?«, fragte ich und wischte mir die Tränen aus den Augen.
    »Wegen des Dopplereffekts … Bei einem Flugtempo nahe der Lichtgeschwindigkeit verschiebt der Dopplereffekt die Strahlung der Sterne in einen für das menschliche Auge unsichtbaren Bereich. Man kann sie dann nur mithilfe von speziellen Wandlern sehen. Schaut man dagegen durch ein gewöhnliches Teleskop, ist ringsum nur Finsternis. Totale Finsternis. Das ist ziemlich bedrückend, Ru ž enka. Man hat das Gefühl, als wäre man allein auf der Welt.«
    Ich fröstelte und schmiegte mich an ihn.
    »Gehen wir schlafen«, sagte er. »Morgen ist ein schwerer Tag.«
    »Was, wenn ich aufwache, und du bist nicht da?«
    »So wird es wohl kommen. Ich muss ganz frühmorgens nach Moskau fliegen. Da möchte ich dich nicht wecken.«
    »Doch, bitte weck mich auf«, bat ich.
    Er schlief rasch ein. Ich lag noch lange wach und betrachtete sein Gesicht. Im Halbdunkel wirkte es düster, fast schwarz. Er schlief ruhig. Nur einmal murmelte er kurz vor sich hin: »Vorsichtig, Larry … Es tut höllisch weh.« Und kurz darauf noch einmal: »Schick Artur weg. Er ist nicht gewohnt, so etwas mitanzusehen.«
    Er wird mich nie wieder für lange Zeit verlassen. Er wird

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