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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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gealtert von seinen Missionen zurückkehren und irgendwann als alter Mann heimkommen. Aber ich werde nie wieder jahrelang auf ihn warten müssen. Ein Mensch, der sich zum Herrn über die Zeit aufgeschwungen hat. Mein Mann.

3
    Der Sternenflieger Walentin Petrow
    Die Dritte Sternenexpedition hatte begonnen. Die »Muromez« flog vertikal zur Ekliptik, beschleunigte ihr Tempo und entfernte sich von der heimatlichen Sonne. Jetzt war es an der Zeit, meine Kameraden in den Plan einzuweihen. Auf der Erde hatte ich es für das Schwierigste gehalten, die Zustimmung der Raumfahrtbehörden zu erwirken. Am Einverständnis der Mannschaft hatte ich nicht gezweifelt. Jetzt freilich war ich meiner Sache nicht mehr so sicher. Ich warf einen Blick zu Serjosha hinüber – er saß am Steuerpult, die geliebten Sahnebonbons vor sich – und wurde etwas ruhiger. Serjosha hatte mir seine Einwilligung bereits auf der Erde gegeben, und wir hatten den Plan gemeinsam durchgeboxt. Ich nickte ihm zu, und wir begaben uns in die Mannschaftskajüte. Larry und Saburo spielten gerade Shogi, der kleine Ludovico Porta kramte in der Filmothek, und Arthur Lepellier saß kerzengerade mit weit geöffneten Augen da, offenbar bemüht, das Mädchen im orangefarbenen Pullover zu vergessen … Wahrscheinlich würde er zustimmen.
    »Hört mal«, begann ich. »Wisst ihr, was mit der Sternenexpedition auf euch zukommt?«
    Sie sahen mich verblüfft an. Natürlich wussten sie das: viele Jahre anstrengender, monotoner Arbeit und der Verzicht auf alles, was ihnen auf Erden teuer war. Denn zu dem Zeitpunkt, da wir zurückkämen, wäre die Erinnerung an uns nur noch eine Legende. Sie sahen mich schweigend an. Dann antwortete Porta zögernd:
    »Wir können uns das sehr gut vorstellen.«
    Ich fuhr fort: »Ich möchte die Erde eher wiedersehen als in zweihundert Jahren.«
    »Ich auch«, erwiderte Saburo.
    »Und ich ebenfalls«, schloss sich Larsen an und grinste, »zum Beispiel heute zum Abendbrot.«
    Arthur Lepellier blinzelte, und Ludovico fragte neugierig: »Wollt ihr die Geschwindigkeit reduzieren?«
    »Ich möchte sehr viel früher zurückkehren als in hundert Jahren«, wiederholte ich. »Es gibt eine Möglichkeit, unser ganzes Programm zu erledigen und nicht nach zweihundert Jahren, sondern schon nach ein paar Monaten zurückzukommen.«
    »Ausgeschlossen«, widersprach Mikimi.
    »Utopisch«, seufzte Arthur.
    Larry aber stützte das Kinn auf seine mächtigen Fäuste und bat: »Wie soll das gehen? Erklär uns das mal, Käpt’n.«
    Bis zum Eintauchen in die Zone des AFF, des absolut freien Flugs, verblieben noch etwa vierundzwanzig Stunden. Ich setzte mich zwischen Larsen und Arthur in einen Sessel und forderte Sergej auf: »Erklär du es ihnen.«
    »Wir alle wissen«, begann Serjosha, »dass die Zeit im Raumschiff umso langsamer verstreicht, je geringer die Differenz zwischen der Geschwindigkeit des Flugkörpers und der Lichtgeschwindigkeit ist, das folgt aus den Gesetzen der Schwerkraft. Diese sind vor allem dann wirksam, wenn das Raumschiff weniger Beschleunigungsphasen durchläuft und die Triebwerke nicht allzu lange in Betrieb sind. Wenn sich das Raumschiff dagegen bei annähernder Lichtgeschwindigkeit und durchgängig laufenden Motoren bewegt, wenn sich die Beschleunigungsschübe erhöhen, sodass sich innerhalb der Lichtbarriere ein Schwanken der Beschleunigung ergibt, dann … Ja, schwer zu sagen, was dann genau passiert. Der modernste Computer ist nicht in der Lage, allgemeingültige Angaben darüber zu liefern. Unter bestimmten speziellen Voraussetzungen schließt die Theorie der Schwerkraft die Möglichkeit vollkommen neuartiger Erscheinungen nicht aus. So kann etwa die Zeit im Raumschiff ihren Lauf beschleunigen. Jahrzehnte, die im Schiff verstreichen, entsprechen nur einigen Monaten auf der Erde. Die ›Muromez‹ ist das erste Schiff mit Photonenstauantrieb der Welt, mit ihr wäre ein solches Experiment möglich. Natürlich wird es für uns alle unerträglich schwer werden: Wir müssten jahrelang mit einer fünf- bis sechsfachen Überbelastung fliegen …«
    »Utopie«, wandte Arthur ein. Er seufzte abermals, und man hatte den Eindruck, als sähe er wieder das Mädchen im orangefarbenen Pullover vor sich.
    Ich baute auf Porta. Er war Biologe, kannte sich aber auch mit fast allen anderen Disziplinen aus – mit Ausnahme der deskriptiven Linguistik vielleicht.
    »Ich habe schon davon gehört«, sagte er. »Aber das ist bisher nichts als Theorie. Und die

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