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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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…« Er machte eine Handbewegung, die ich nicht zu deuten wusste.
    Aber es war mehr als nur Theorie. Vor drei Jahren hatte ich die »Muromez« in der AFF-Zone getestet. Vierzig Tage lang hatte ich im Amortisator zugebracht und das Raumschiff mit einer Beschleunigung geflogen, die um das Vierfache höher lag als die Gravitationsbeschleunigung auf der Erde. Als ich zurückkam, stellte sich heraus, dass das Bordchronometer vierzehn Sekunden vorging. Also hatte ich im All vierzehn Sekunden länger zugebracht, als auf der Erde verstrichen waren. Davon hatte ich Gorbowski am Abend vor unserer Abreise berichtet, und er hatte den Finger gehoben und im Singsang erwidert:
    »Heut Mittag ist Raketenstart,
    man geht mit Überlicht auf Fahrt,
    und gestern Abend kommt man dann
    an.«
    Nun berichtete ich den Männern von meinem Versuch und schwindelte, der Chronometer sei um anderthalb Minuten vorgegangen.
    »Oh«, rief Porta. »Das ist gut.«
    »Und dennoch«, warnte ich, »die Überbelastungen werden schrecklich sein.« Ich sagte das mit Nachdruck, denn ich musste sie von Anfang an damit konfrontieren – auch wenn ich nur sehr erfahrene Kosmonauten in die Besatzung aufgenommen hatte, Raumfahrer, die eine doppelte und sogar dreifache Überbelastung gut überstanden.
    »Wie hoch?«, wollte Larry wissen.
    »Etwa das Siebenfache.«
    »Oh«, sagte Porta gedehnt. »Das ist viel.«
    »Dann werde ich ja eine halbe Tonne wiegen«, bemerkte Larsen und brach in schallendes Gelächter aus. Die anderen zuckten zusammen.
    »Ist die Behörde informiert?«, erkundigte sich Saburo, der äußerst verantwortungsbewusst war.
    »Sie halten es dort für ausgeschlossen, dass die Sache gelingt«, antwortete Sergej. »Dennoch haben sie ihre Einwilligung gegeben … vorausgesetzt natürlich, dass ihr einverstanden seid.«
    »Ich halte es ebenfalls für ausgeschlossen«, sagte Arthur laut und vernehmlich. »Was heißt hier Überbelastungen … spezielle Voraussetzungen …«
    Dann redeten alle durcheinander, und ich begab mich in die Steuerzentrale. Selbstverständlich waren sie nicht vor der Überbelastung zurückgeschreckt, obwohl sie alle sehr genau wussten, was sie sich damit aufluden. Sie waren bis auf Arthur alle einverstanden, nur er hatte widersprochen – gewiss in der heimlichen Hoffnung, dass ihn die anderen schon überzeugen würden. Eine halbe Stunde später kamen sie zu mir.
    »Handeln wir, Kapitän«, sagte Larry.
    »Wir werden unsere Aufgabe erfüllen und nach Hause zurückkehren«, bestätigte Arthur. »Nicht bloß auf die Erde – nach Hause!«
    »Was für ein Experiment!«, rief Mikimi begeistert.
    »Und die siebenfache Überbelastung? …« Porta machte wieder seine vage Handbewegung.
    »Jawohl«, bestätigte ich. »Siebenfache. Oder achtfache. Oder sogar die zehnfache.«
    »Das wird schwer«, meinte Porta ruhig.
    Es war so schwer, dass wir mitunter glaubten, wir überstünden es nicht. Im Laufe der ersten Monate verstärkte ich die Beschleunigung ganz allmählich. Mikimi und Sawjalow schrieben ein Programm für die kybernetische Steuerung, und die Beschleunigung erhöhte sich von diesem Zeitpunkt an automatisch um je ein Prozent am Tag. Ich hoffte, wir würden uns vielleicht halbwegs anpassen können. Aber es erwies sich als unmöglich. Die Knochen brachen, denn die Muskeln hielten dem Gewicht der Arme nicht mehr stand. Wir waren gezwungen, feste Nahrung aus unserem Speiseplan zu streichen, und ernährten uns nur von Bouillon und Saft. Nach hundert Tagen hatte sich unser Gewicht verdreifacht, nach hundertvierzig vervierfacht. Wir lagen unbeweglich in unseren Hängematten und schwiegen, weil uns das Sprechen schwerfiel. Nach hundertsechzig Tagen betrug die Beschleunigung das Fünffache der Schwerkraft auf der Erde. Zu diesem Zeitpunkt konnte nur noch Mikimi Saburo den Weg von der Mannschaftskajüte zur Steuerzentrale zurücklegen, ohne das Bewusstsein zu verlieren. Weder die Amortisatoren noch die Anabiose halfen. Der Versuch, einen anabioseähnlichen Schlaf herbeizuführen, scheiterte bei dieser kolossalen Überbelastung. Porta quälte sich mehr als alle anderen. Auch als wir ihn in den »Sarkophag« legten, konnte er nicht einschlafen. Er quälte sich. Es war schrecklich mitanzusehen.
    Ich wog dreieinhalb Zentner, Larry vierhundert Kilo. Wir fürchteten uns, ihn anzusehen. Aber wir sahen alle furchtbar aus. Das Gesicht schwoll an, die Lider waren zu schwer, um sie zu öffnen, und die Wirbelsäule knackte bei jeder Bewegung. Wir

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