Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
Vom Netzwerk:
lagen vor dem »Sarkophag« und sahen Porta an.
    »Genug jetzt, Walja«, stöhnte Serjosha.
    Wir krochen in die Steuerzentrale. Dort stand – stand! – Saburo mit einem Unterkiefer, der bis zur Brust herabhing. Aus dem Mundwinkel tropfte Speichel.
    »Es reicht, Saburo«, sagte ich, und meine Stimme klang wie die eines Fremden. Serjosha versuchte aufzustehen, lächelte und fiel sofort wieder zu Boden.
    »Es reicht«, sagte auch er. »Porta geht es schlecht. Er könnte sterben. Schalt den Reaktor ab, Saburo.«
    »Bis zur dreifachen Beschleunigung«, sagte ich.
    Saburo strich mit den Fingernägeln übers Pult. Sofort wurde es leichter. Erstaunlich leichter.
    »Die dreifache also«, wiederholte Saburo und setzte sich neben uns auf den weichen Boden. Wir blieben noch eine Weile liegen, um uns an den neuen Zustand zu gewöhnen, dann standen wir auf und begaben uns in die Mannschaftskajüte. Wir fühlten uns erheblich besser. Aber bald schon schauten wir uns an und ließen uns erneut auf alle viere nieder. Wir wogen zweihundert, zweihundertfünfzig Kilo. Es war der hundertsiebenundsechzigste Tag des Fluges, und die »Muromez« raste mit zweihundertzwanzigtausend Kilometern pro Sekunde durch den Weltraum, fraß dabei Staub, Gase und alles, was sich sonst im All fand, und verbrannte es als Treibstoff.
    Die Monate vergingen.Die Eigengeschwindigkeit der »Muromez« übertraf bereits die des Lichts und nahm pro Sekunde um jeweils zweiunddreißig Meter zu. Das machte uns sehr zu schaffen. Ich hatte den Eindruck, dass niemand so richtig an den Erfolg unseres Experiments glaubte. Andererseits begriffen alle ganz genau, welche Perspektiven das Gelingen unseres Versuchs eröffnen würde. Jeder Mensch hat Träume. So auch wir. Während wir uns die herabhängenden Unterkiefer hochhielten, träumten wir also davon, innerhalb eines einzigen Menschenlebens das gesamte Universum zu bereisen und es den Menschen zum Geschenk zu machen.
    Portas Zustand verbesserte sich. Er las jetzt viel und befasste sich intensiv mit der Theorie der Schwerkraft. Ab und zu packten wir ihn für ein paar Wochen in den »Sarkophag«, was ihm freilich nicht sonderlich gefiel: Er wollte keine Zeit vergeuden. Larry und Arthur führten astronomische Beobachtungen durch, während Sergej, Saburo und ich mit der Steuerung des Raumschiffs beschäftigt waren. In den freien Stunden zwischen den Wachen berechneten wir den Gang der Zeit in Systemen, die sich unter verschiedenen speziellen Voraussetzungen mit erhöhter Beschleunigung bewegten. Larry hielt uns an, Gymnastik zu treiben, und nach Ablauf eines Jahres war ich schon in der Lage, ohne große Mühe meine vier Zentner am Reck hochzuziehen.
    Unterdessen erstrahlte die Taja immer heller im Fadenkreuz unseres Bordteleskops; sie war das Ziel der ersten zwei Sternenexpeditionen gewesen. Die Taja gehörte zu den der Sonne am nächsten liegenden Sternen, bei denen man eine Ungleichheit in der Bewegung festgestellt hatte. Es war nicht ausgeschlossen, dass sie über ein Planetensystem verfügte. Vor uns waren bereits Bykow auf dem »Strahl« und Gorbowski auf der »Tariel« zu ihr aufgebrochen. In Abständen von jeweils fünfzigtausend astronomischen Einheiten hatte Bykow gewaltige Impulssender ins All geschleudert. Sechzehn davon hätten wir auf der neuen Trasse bemerken müssen, doch wir fingen nur von sieben Funksignale auf. Entweder funktionierten sie nicht mehr, oder wir waren vom Weg abgekommen. Am wahrscheinlichsten freilich war, dass wir Bykow bereits überholt hatten. Die Sender waren mit einem Empfänger mit einer bestimmten Frequenz ausgestattet. Wir hätten ein Funksignal für diejenigen hinterlassen können, die nach uns kämen. Einer der Impulssender funkte als Antwort auf unseren Ruf: »Bin hier vorbeigekommen. Viertes Jahr Bordzeit. Gorbowski.« Es war völlig unmöglich zu bestimmen, wie viele Jahre vor uns das gewesen sein mochte.
    Es stellte sich heraus, dass die Taja kein Planetensystem besaß. Es handelte sich vielmehr um einen Doppelstern. Ihr von der Erde aus unsichtbarer Teil erwies sich als ein schwacher rot leuchtender Stern, der bereits am Erlöschen war, weil sich seine Energiequellen weitgehend verbraucht hatten. Wir waren die ersten Erdenbewohner, die je fremde Sonnen zu Gesicht bekamen. Die Taja leuchtete gelb und hatte große Ähnlichkeit mit unserer heimatlichen Sonne. Schön aber war vor allem der Zweitstern. Er war himbeerfarben, und auf seiner Oberfläche schlängelten sich Ketten

Weitere Kostenlose Bücher