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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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unverrichteter Dinge zurück und sagten, ein echter Planetenerkunder sei der, dem es gelinge, genau jenen Moment zu berechnen, in dem er alles auf eine Karte setzen könne. Oder sie sagten: Ein Planetenerkunder ginge an die Orte, von denen kein Roboter zurückkehre. Sie erklärten weiter, ein Planetenerkunder stürbe immer eines natürlichen Todes. Komme er bei der Erkundung um, so verdiene er die Bezeichnung nicht mehr. Man könne zwar sagen, er lebte und starb als Biologe. Von einem Planetenerkunder jedoch müsse es dann heißen: Er lebte als Planetenerkunder und kam als Biologe um. All diese Sprüche waren sehr emotional, doch erklärten sie nicht das Geringste. Viele hervorragende Gelehrte und Forscher waren Planetenerkunder, und es hatte eine Zeit gegeben, da auch Sidorow sich für solche Leute begeistert hatte. Doch die Begeisterung auf der Schulbank war eine Sache, etwas ganz anderes war es hingegen zuzuschauen, wie sich Gorbowski einer Schildkröte gleich Kilometer um Kilometer vorantastete, statt die ganze Entfernung mit einem einzigen, zwar riskanten, doch dafür blitzartigen Sprung zu meistern.
    Nach dem sechzehnten Erkundungsflug schließlich erklärte Gorbowski, dass er nun mit der Erforschung des letzten und schwierigsten Abschnitts auf dem Weg zur Planetenoberfläche beginnen werde.
    »Bis zur Oberfläche der Wladislawa verbleiben noch fünfundzwanzig Kilometer einer völlig unerforschten Schicht«, sagte er, während er wie gewohnt etwas verschlafen blinzelte und über die Köpfe der anderen hinwegsah. »Es handelt sich dabei um eine sehr gefährliche Strecke, deshalb werde ich besonders vorsichtig zu Werke gehen. Walkenstein und ich werden noch mindestens zehn bis fünfzehn Runden absolvieren, ehe wir uns an diesen Abschnitt wagen, vorausgesetzt natürlich, dass Direktor Bader uns mit dem notwendigen Treibstoff versorgt.«
    »Direktor Bader hat nichts dagegen einzuwenden«, erwiderte dieser hoheitsvoll. »Sie können ganz beruhigt sein, Leonid.«
    »Ausgezeichnet!«, freute sich Gorbowski. »Ich beabsichtige, wie gesagt, mit äußerster Vorsicht zu handeln, und kann es deshalb, glaube ich, verantworten, diesmal auch Sidorow mitzunehmen.«
    Vor Überraschung sprang Sidorow auf. Alle Blicke richteten sich auf ihn.
    »Jetzt hast du’s geschafft, mein Junge«, sagte Dickson.
    »Stimmt«, bemerkte Bader. »Einem Neuling soll man eine Chance geben.«
    Waseda lächelte zustimmend, und selbst Walkenstein widersprach nicht, obgleich man ihm ansah, dass er mit der Entscheidung nicht einverstanden war. Er hatte nichts für Helden übrig.
    »Es ist nur gerecht«, sagte Gorbowski weiter und tappte, ohne sich umzublicken, rückwärts zum Sofa, wo er es sich mit äußerster Akkuratesse bequem machte. »Nun gehen Sie schon, Sie Neuling«, er lächelte dem Biologen zu. »Und bereiten Sie Ihre Container vor. Es bleibt dabei, wir nehmen Sie mit.«
    Sidorow stürmte aus der Mannschaftskajüte. Als er draußen war, sagte Walkenstein: »Es hat keinen Sinn.«
    »Sei kein Egoist, Mark«, widersprach Gorbowski träge. »Der Junge sitzt bereits ein Jahr hier. Dabei will er nichts weiter als ein paar Bakterien aus der Atmosphäre fischen.«
    Walkenstein schüttelte den Kopf und wiederholte: »Es hat keinen Sinn, er ist ein Möchtegern-Held.«
    »Macht nichts«, erwiderte Gorbowski. »Ich erinnere mich jetzt auch wieder: Die Studenten nannten ihn Athos. Und ich habe sein Büchlein gelesen. Er ist begabt und wird sicher keine Dummheiten machen. Ich war früher auch mal so ein Möchtegern-Held, wie du es nennst. Du übrigens nicht minder. Und auch Ryu war einer, stimmt’s, Ryu?«
    »Stimmt, Käpt’n«, bestätigte Waseda.
    Gorbowski strich sich mit einem Stöhnen über die Schulter.
    »Tut ganz schön weh«, klagte er. »Dieser verdammte Wirbel hat uns auch noch gegen den Strom gejagt. Was macht dein Knie, Mark?«
    Walkenstein hob das eine Bein hoch und winkelte es mehrmals an. Die anderen beobachteten ihn dabei.
    »›O weh, die Kniescheibe steht schief!‹«, rief er.
    »Na, dann werd ich euch jetzt eine Massage verabreichen«, bestimmte Dickson und erhob sich schwerfällig.
    Die »Tariel« bewegte sich auf der Meridian-Umlaufbahn und passierte den Nordpol der Wladislawa alle dreieinhalb Stunden. Gegen Ende des Tageszyklus löste sich die Impulsrakete mit Gorbowski, Walkenstein und Sidorow an Bord vom Raumschiff und jagte in die Tiefe, mitten hinein in einen schwarzen, trichterförmigen Strudel, der sich in dem

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