Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Er hat auch um Instruktionen gebeten, dann aber zwei Container mit Penicella mitgebracht. Ganz gewöhnliche Schimmelpilze, wie es sie auf der Erde in Hülle und Fülle gibt. Sie wissen ja noch gar nicht, welche Bedingungen Sie auf dem Planeten vorfinden werden. Da wird Ihnen der Kopf nach allem Möglichen stehen, bloß nicht nach meinen Instruktionen.«
    »Auch wieder wahr«, seufzte Gorbowski. »Die Bedingungen kennen wir noch nicht. Da werden Sie eben noch ein bisschen warten müssen, Michail Albertowitsch.«
    Walkenstein nickte zufrieden.
    »Also gut«, resignierte Sidorow, er hielt die Augen geschlossen. »Aber dann nehmen Sie wenigstens meine Instruktionen entgegen.«
    »Unbedingt«, erwiderte Gorbowski. »Schießen Sie los.«
    Im Verlauf der folgenden vierzig Zyklen führte Gorbowski sechzehn Erkundungsflüge durch. Er steuerte ein ausgezeichnetes Planetenschiff mit Impulstriebwerk, die »Skyth-Aleph«, die Bader ihm zur Verfügung gestellt hatte. Die ersten fünf Flüge absolvierte er allein, um die Exosphäre der Wladislawa an den Polen, am Äquator und in anderen Breiten zu erproben. Schließlich schien ihm das Gebiet um den Nordpol am günstigsten, und von da an nahm er Walkenstein zur Erkundung mit. Ein ums andere Mal tauchten sie in die Atmosphäre des schwarz-orangefarbenen Planeten ein und wurden ein ums andere Mal, wie Korken aus dem Wasser, zurückgeschleudert. Doch mit jedem Versuch gelang es ihnen, tiefer in die Atmosphäre einzudringen.
    Zur Unterstützung der Planetenerkunder hatte Bader drei Observatorien in das Unternehmen einbezogen, die Gorbowski ständig über die Verlagerung der Wetterfronten in der Atmosphäre der Wladislawa informierten. Auch wurde auf seine Anweisung hin die Gewinnung von atomarem Wasserstoff wiederaufgenommen, der als Treibstoff für die »Skyth-Aleph« diente, denn der Verbrauch erwies sich als unvorhergesehen hoch. Dagegen wurden die Untersuchungen der Atmosphäre auf ihre chemische Zusammensetzung – Untersuchungen, die für gewöhnlich mit Bombensonden und Mesonenstrahlern durchgeführt wurden – eingestellt.
    Walkenstein und Gorbowski kehrten jedes Mal völlig erschöpft von ihren Erkundungsflügen zurück. Sie stürzten sich als Erstes gierig aufs Essen, wonach Gorbowski das nächstgelegene Sofa ansteuerte und lange liegen blieb; währenddessen unterhielt er seine Freunde mit allerlei Sinnsprüchen.
    Was Sidorow anging, so hatte ihm Gorbowski die Erlaubnis erteilt, auf der »Tariel« zu bleiben. Er hatte ihm gestattet, am Außenbord der »Skyth-Aleph« Containerfallen und ein biologisches Expresslabor einzurichten, wenn dadurch auch der Atmosphärenphysiker Ryu ein bisschen eingeengt wurde. Freilich war der Erfolg nicht der Rede wert: Die Container blieben leer, und die Aufzeichnungen des Expresslabors konnten nicht entschlüsselt werden. Die Magnetfelder der ungemein stürmischen Atmosphäre wirkten sich chaotisch auf die Instrumente aus, und das Labor funktionierte ohne die steuernde Hand eines Menschen nicht. Jedes Mal wenn Gorbowski heimkehrte, bemerkte er als Erstes den kahlgeschorenen Kopf Sidorows und schlug sich schuldbewusst mit der Hand vor die Stirn. Einmal sagte er zu ihm: »Die Sache ist die, Michail Albertowitsch, dass mir bei Kilometer hundertzwanzig die ganze Biologie einfach aus dem Kopf fliegt. Dort ist es zu scheußlich. Man kommt beinahe um vor Angst.«
    Von Zeit zu Zeit nahm der Kommandant auch Dickson mit, aber der musste sich nach jedem dieser Flüge erst einmal für ein paar Tage ins Bett legen. Auf die schüchterne Bitte Sidorows, doch mal nach den Instrumenten zu sehen, antwortete er rundheraus, er denke nicht daran, sich mit nebensächlichen Dingen abzugeben, dafür reiche einfach die Zeit nicht.
    Niemand von ihnen hat Zeit für die kleinen Dinge, dachte Sidorow bitter. Gorbowski und Walkenstein suchen ihre Stadt, Ryu hat mit der Atmosphäre zu tun, und Dickson kontrolliert den göttlichen Puls der drei, die eine Landung immer und immer wieder hinausschieben … Warum lassen sie sich nur so viel Zeit? Oder ist es ihnen etwa egal?
    Sidorow meinte, diese eigenartigen Männer, die sich Planetenerkunder nannten, niemals begreifen zu können. In der ganzen Welt kannte und rühmte man sie. Der Freund eines solchen Landefliegers zu sein, galt als große Ehre. Seit er hier war, musste er aber feststellen, dass es sehr widersprüchliche Menschen waren. Einerseits waren sie sehr kühn, andererseits beschämend vorsichtig: Stets kehrten sie