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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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Praktikanten begreifen einfach nicht den Unterschied zwischen einer Submarine, die ihre Arbeit verrichten muss, und einem Bathyscaph, der Forschungszwecken dient.
    Vierhundert Meter …
    In der Kabine war es jetzt sehr stickig, die Ionisatoren schafften es nicht mehr. Kondratjew hörte, wie schwer Below hinter ihm atmete. Dafür gab Akiko überhaupt keinen Laut von sich, man hätte meinen können, sie sei nicht vorhanden. Der Kommandant gab nochmals Sauerstoff. Ein Blick auf den Kompass sagte ihm, dass eine kräftige Strömung die Submarine vom Kurs abtrieb.
    »Below«, sagte Kondratjew. »Halte fest: Warmströmung, Tiefe vierhundert Meter, Richtung Südsüdwest, Geschwindigkeit zwei Meter pro Sekunde.«
    Below rastete die Taste des Tonbands ein und ließ ein schwaches Murmeln hören.
    »Fast ein Golfstrom«, stellte Kondratjew fest. »Ein Golfstrom im Kleinen.«
    »Temperatur?«, erkundigte sich Below matt.
    »Vierundzwanzig Grad.«
    »Seltsame Temperatur«, warf Akiko schüchtern ein. »Sehr ungewöhnlich.«
    »Wenn sich unter uns ein Vulkan befindet«, stöhnte Below, »kann es heiter werden. Have you ever tasted eine Fischsuppe aus Kalmaren, Akiko-san?«
    »Achtung«, warnte Kondratjew. »Ich führe uns jetzt aus der Strömung heraus, halten Sie sich fest!«
    »Das ist leicht gesagt«, brummte Below.
    »In Ordnung, Genosse Submarin-Master«, erwiderte Akiko.
    Um ein Haar hätte Kondratjew gesagt, sie könne sich ruhig an ihm festhalten, doch er genierte sich. Er neigte das Boot scharf nach links und kippte es dann senkrecht nach unten. »Ach du Elend«, sagte Below und ließ das Tonband los, das dem Kommandanten sogleich in den Nacken fiel. Bald spürte Kondratjew, wie sich Akikos Finger an seiner Schulter festkrallten, kurz darauf aber wieder abrutschten.
    »Fassen Sie mich fest um die Schultern«, sagte er im Befehlston.
    Doch ihre Finger glitten erneut ab, und das Mädchen wäre fast mit dem Gesicht auf den Rand des Pults geschlagen. Er konnte gerade noch den Arm dazwischenschieben, sodass sie nur gegen seinen Ellbogen stieß.
    »Entschuldigen Sie bitte«, bat sie.
    »Nicht so schnell«, stöhnte Below. »Nicht so schnell, Kondratjew!«
    Er hatte das Gefühl, in einem herabstürzenden Fahrstuhl zu sitzen. Kondratjew nahm die Hand vom Pult und tastete nach rechts. Als er die duftenden Haare Akikos berührte, fragte er: »Haben Sie sich weh getan?«
    »Nein, vielen Dank.«
    Er bückte sich, griff ihr unter die Arme und half ihr auf.
    »Vielen Dank«, wiederholte sie. »Danke … Ich schaff es schon selbst …«
    Er ließ sie los und warf einen Blick auf den Tiefenmesser. Sechshundertfünfzig Meter … sechshundertfünfundfünfzig … sechshundertsechzig.
    »Nimm doch um Himmels willen etwas Tempo weg, Kondratjew«, bat Below mit erstickter Stimme. »Es reicht.«
    Sie waren jetzt auf sechshundertachtzig Meter. Kondratjew brachte die Submarine wieder in horizontale Lage. Below schluckte laut und ließ die Sessellehne los.
    »Überstanden«, verkündete Kondratjew und machte Licht.
    Akiko hatte die Hand auf ihre Nase gelegt; über ihre Wangen flossen Tränen.
    »Ich habe Funken gesehen«, murmelte sie und lächelte mühsam.
    »Entschuldigen Sie bitte, Akiko-san«, sagte Kondratjew.
    Er fühlte sich nicht ganz wohl in seiner Haut. Zu einer solchen Sturzfahrt hatte eigentlich keine Veranlassung bestanden; er hatte bloß keine Lust gehabt, diese endlosen Spiralen zu drehen. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und sah sich zu Below um.
    Der saß zusammengekrümmt da mit bloßem Oberkörper und presste das zusammengeknüllte Hemd vor den Mund. Sein Gesicht war klatschnass und fahl, die Augen blutunterlaufen.
    »Das kommt von der Bratente«, bemerkte Kondratjew. »Merk dir das, Below.«
    »In Ordnung, aber jetzt gib mir Sauerstoff.«
    »Das geht nicht, es könnte zu einer Vergiftung kommen.«
    Kondratjew hätte gern noch eine Bemerkung wegen der Gläschen gemacht, hielt sich aber zurück und schaltete das Licht aus. Die Submarine bewegte sich nun wieder spiralförmig. Niemand sagte etwas, auch Below nicht. Siebenhundert Meter, siebenhundertfünfzig, achthundert …
    »Da ist er«, flüsterte Akiko.
    Über den Bildschirm glitt gemächlich ein schmaler, verschwommener Fleck. Das Tier war noch zu weit entfernt, als dass man es hätte erkennen können. Es konnte ein Kalmar sein, ein Pottwal, ein verirrter Jungwal, ebenso gut aber auch ein Riesenhai oder ein ihnen unbekanntes Tier. In diesen Tiefen gab es viele

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