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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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jemanden, der in einiger Entfernung vor Mboga herrannte, viel schneller als der Jäger, und im Laufen das Gras auseinanderschob. Der Doktor blieb stehen, hob mit einem Arm den Karabiner, zielte und schoss erneut. Das Etwas im Gras wich zur Seite aus und verschwand hinter der nächsten Hausecke. Eine Sekunde später aber erhob sich ein im Mondlicht weiß schimmernder Vogel, breit und leicht mit den gewaltigen Flügeln schwingend.
    »So schießen Sie doch!«, schrie Fokin.
    Er jagte die Straße entlang, fiel allerdings nach den ersten fünf Schritten hin. Mboga hingegen stand reglos da, die Flinte gesenkt, den Kopf in den Nacken gelegt, und beobachtete den Vogel. Der zog lautlos eine elegante Runde über der Stadt und verschwand, immer mehr an Höhe gewinnend, in Richtung Süden. Eine Minute später war er nicht mehr zu sehen. Erst da entdeckte Komow, dass tief über dem Stützpunkt weitere Vögel kreisten – drei, vier, fünf riesige weiße Vögel umrundeten den Bauplatz der Kyber und drehten dann ab.
    Komow sprang vom Dach. Die toten Parallelepipeden der Gebäude warfen dichte schwarze Schatten auf das silbrig schimmernde Gras. Unter seinem Fuß klirrte es leise, und Komow bückte sich. Im Gras glitzerte eine Patronenhülse. Als Komow den krummen Schatten des Hubschraubers erreichte, vernahm er Stimmen: Mboga, Fokin, Ryu und Tatjana kamen ihm außer Atem entgegen.
    »Ich hatte ihn schon gepackt«, sagte Fokin aufgeregt, »doch er versetzte mir einen Schlag gegen die Stirn und riss sich los. Sonst hätte ich ihn nie und nimmer losgelassen! Er war weich und warm wie ein kleines Kind. Und ganz nackt …«
    »Wir hätten ihn auch um ein Haar erwischt«, sagte Tanja. »Aber er hat sich in einen Vogel verwandelt, und weg war er.«
    »Also weißt du«, erwiderte Fokin, »hat sich in einen Vogel verwandelt …«
    »Das stimmt«, bestätigte Ryu. »Er verschwand um die Ecke, und im nächsten Augenblick flog von dort ein Vogel auf.«
    »Was will das schon heißen«, zweifelte Fokin. »Er hat den Vogel einfach aufgestört – und ihr macht große Augen!«
    »Es war Zufall«, sagte auch Mboga.
    Komow trat auf sie zu, und sie blieben stehen.
    »Was ist passiert?«, fragte er.
    »Ich hatte ihn schon gepackt«, erklärte Fokin, »aber er hat mir einen Schlag versetzt.«
    »Das habe ich bereits gehört«, erwiderte Komow. »Doch wie fing die Sache an?«
    »Ich lag zwischen den Säcken auf der Lauer«, begann Mboga. »Da sah ich jemanden mitten auf der Straße durchs Gras kriechen. Ich wollte ihn fangen und schlich auf ihn zu, doch er bemerkte mich und machte kehrt. Als ich sah, dass ich ihn nicht würde einholen können, habe ich in die Luft geschossen. Es tut mir leid, Gennadi, aber ich fürchte, ich habe sie erschreckt und vertrieben.«
    Sie schwiegen eine Weile. Dann fragte Fokin verständnislos: »Was tut Ihnen eigentlich leid daran, Doktor Mboga?«
    Mboga zögerte mit der Antwort, die anderen warteten.
    »Es waren mindestens zwei«, meinte Mboga schließlich. »Den einen habe ich entdeckt, der andere war bei Ihnen im Zelt. Aber als ich am Hubschrauber vorbeilief … Na, das wird sich noch zeigen«, schloss er unvermittelt. »Wahrscheinlich habe ich mich geirrt.«
    Mboga marschierte lautlos in Richtung Lager. Die anderen tauschten einen verständnislosen Blick und folgten ihm dann. Neben dem Gebäude, auf dem der Hubschrauber parkte, blieb Mboga stehen.
    »Hier muss es gewesen sein«, sagte er.
    Fokin und Tanja tauchten in den schwarzen Schatten des Gebäudes ein. Ryu und Komow sahen erwartungsvoll auf Mboga; der Doktor dachte angestrengt nach.
    »Hier ist nichts«, sagte Fokin ärgerlich.
    »Was war es bloß«, murmelte Mboga vor sich hin. »Etwas war mir doch aufgefallen …«
    Schlecht gelaunt kam Fokin hinter der Mauer hervor, und der Schatten des Hubschrauberpropellers glitt über sein Gesicht.
    »Ich hab’s!«, rief Mboga plötzlich. »Da war so ein seltsamer Schatten!«
    Er ließ den Karabiner fallen und sprang mit Anlauf auf das Gebäudedach.
    »Ich darf bitten«, rief er.
    Auf dem Dach, hinter dem Rumpf des Helikopters, waren sorgsam, wie im Schaufenster eines Geschäfts, einige Gegenstände ausgebreitet. Der Kasten mit der Butter, der Sack mit dem Index »E-9«, ein Paar Schuhe, ein Taschenmikroelektrometer im Plastfutteral, vier Neutronenakkus, ein Stück erkalteten Glasplasts und eine Sonnenbrille.
    »Da sind ja meine Schuhe«, rief Tanja. »Und die Sonnenbrille. Die habe ich gestern beim Baden im Fluss

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