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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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Ein Notsignal, und schon würde man ihnen von dort aus zu Hilfe eilen. Doch war ein Notruf gerechtfertigt? Ein Paar Schuhe waren abhanden gekommen, zwei Säcke, und dann war es dem Leiter der Gruppe so vorgekommen, als ob …
    Der helle Punkt verblasste und verschwand. Die »Sonnenblume« war in den Schatten der Leonida eingetaucht. Komow legte sich wieder auf den Boden, die Hände im Nacken verschränkt. Ist der Planet nicht vielleicht eine Spur zu wohleingerichtet?, dachte er. Die warmen grünen Täler, die frische Luft, der idyllische Fluss ohne Krokodile … Womöglich ist das Ganze nur ein Schirm, hinter dem unbekannte Kräfte wirken? Oder ist es vielleicht ganz einfach: Tanja hat ihre Schuhe irgendwo im Gras verloren, und Fokins verschwundene Säcke (diese Schlafmütze!) liegen unter den Einzelteilen des noch nicht montierten Bagger. Nicht von ungefähr lief er heute den ganzen Tag verstohlenen Blicks von einem Stapel zum andern.
    Komow war wohl eingenickt, denn als er wieder zu sich kam, stand die Palmira schon hoch am Himmel. Aus dem Zelt, in dem Fokin schlief, drang Schmatzen und Schnarchen. Auf dem Nachbardach hingegen hörte er Geflüster.
    »… in der Schule hatten die Chemiker das Sagen. Wir trieben also drei Heliumballons auf und füllten sie noch am selben Abend mit Gas. Saburo kroch auf der Erde herum, um die Haltetrosse zu lösen. Kaum waren sie gerissen, flogen wir davon. Saburo blieb unten zurück, rannte hinter uns her und schrie, wir sollten anhalten. Dann ernannte er mich zum Kapitän und gab den Befehl, sofort abzubremsen. Ich steuerte unverzüglich den Relaismast an. Dort hingen wir dann die ganze Nacht. Und die ganze Nacht brüllten wir uns gegenseitig an, weil wir uns nicht einig wurden: Sollte nun Saburo zu unserem Lehrer gehen oder nicht? Saburo hätte gehen können, wollte aber nicht, wir hingegen wollten, konnten aber nicht. Am Morgen haben sie uns dann bemerkt und heruntergeholt …«
    »Ich war als Mädchen ziemlich still und hatte furchtbare Angst vor technischen Geräten. Selbst heute fürchte ich mich noch vor Kybern.«
    »Vor Kybern braucht man aber keine Angst zu haben, Tanja. Sie sind gutmütig.«
    »Ich kann sie aber nicht ausstehen. Mich stört, dass sie teils lebendig, teils tot sind …«
    Komow drehte sich auf die Seite und schaute zum Nachbardach hinüber; dort saßen Tanja und Ryu und ließen die Beine baumeln. Wie zwei Turteltäubchen, dachte Komow. Morgen werden sie vor Müdigkeit nicht aus den Augen sehen können.
    »Tanja«, sagte er leise. »Zeit zum Schlafen.«
    »Ich hab gar keine Lust zu schlafen«, erwiderte sie. »Wir haben einen kleinen Spaziergang am Ufer gemacht.« Ryu rutschte verlegen hin und her. »Es war sehr schön am Fluss. Der Mond scheint, und die Fische springen.«
    »Äh … Wo ist eigentlich Doktor Mboga?«, fragte Ryu unvermittelt.
    »Er arbeitet«, antwortete Komow.
    »Du hast recht, Ryu«, sagte Tanja begeistert. »Lass uns Doktor Mboga suchen.«
    Hoffnungsloser Fall, dachte Komow und drehte sich auf die andere Seite. Das Geflüster auf dem Dach ging weiter. Da stand Komow entschlossen auf, schnappte sein Bettzeug und kehrte ins Zelt zurück. Dort war es sehr laut – Fokin grunzte, was das Zeug hielt. Trottel, dachte Komow, während er sich ausstreckte. Ein ausgesprochener Trottel. In solch einer Nacht müsstest du ihr den Hof machen! Und du – hast dir bloß einen Schnauzbart wachsen lassen und glaubst, damit wäre die Sache geritzt … Er wickelte sich ins Laken und schlief augenblicklich ein.
    Ein ohrenbetäubendes Krachen ließ ihn im Bett auffahren. Im Zelt war es dunkel. Nochmals Getöse – zwei weitere Salven erdröhnten. »Verdammt«, schrie Fokin im Finstern. »Ist da jemand?« Ein kurzer hasenähnlicher Schrei ertönte, und gleich darauf brüllte Fokin triumphierend: »Da haben wir dich! Los, hierher!« Komow verhedderte sich im Laken und kam nicht gleich hoch. Dann hörte er einen dumpfen Schlag. Fokin stöhnte auf, im nächsten Augenblick zeichnete sich etwas kleines Dunkles im hellen Dreieck der Zelttür ab und verschwand. Komow stürzte hinterher. Auch Fokin wollte hinausstürmen, und so stießen sie voller Wucht mit den Köpfen zusammen. Komow knirschte mit den Zähnen, dann gelangte er endlich nach draußen. Das Dach gegenüber war leer. Komow blickte sich um und sah, dass Mboga längs zur Straße im Gras auf den Fluss zulief und ihm stolpernd, aber dicht auf den Fersen Ryu und Tatjana folgten. Und noch etwas bemerkte er:

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