Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band
ist.«
»Trotzdem«, beharrte Sorotschinski. »Die Zeit der Landeflieger ist vorbei. Die Kuppel mit den Menschen wird lediglich am Anfang stehen. Später wird man unbemannte Raumschiffe aussenden, um die Eier abzuwerfen, und die Menschen treffen erst ein, wenn alles bestens vorbereitet ist.«
Sorotschinski ließ sich über die Perspektiven der Embryomechanik aus, wobei er im Wesentlichen den Inhalt des berühmten Vortrages von Fisher wiedergab. Eine Sache, über die in letzter Zeit viel gesprochen wird, dachte Sidorow, und sie hat durchaus etwas für sich. Aber hatte es sich mit den ersten unbemannten Planetenschiffen nicht ebenso verhalten? Auch damals hieß es, die Planetenerkunder hätten nun nur noch ihre Schlüsse zu ziehen. Als dann Akimow und Sermus das erste System von Erkundungskybern ausschickten, hatte er, Sidorow, den Kosmos sogar aufgeben wollen. Dreißig Jahre war das jetzt her, aber wie oft hatte er seitdem, verstümmelten Kyberteilen auf der Spur, seinen Fuß in die Hölle setzen und vollenden müssen, was den Maschinen nicht gelungen war … Sorotschinski ist ein grüner Junge, dachte er, und äußerst schwatzhaft dazu.
Als Galzew zum vierten Mal sein »Unsinn« angebracht hatte, kletterte Sidorow aus dem Wagen. Bei seinem Anblick verstummte Sorotschinski und sprang auf. Er hielt ein Stück halbreife Melone in den Händen, aus dem ein Messer ragte. Galzew dagegen blieb mit verschränkten Beinen sitzen.
»Möchten Sie Melone, Michail Albertowitsch?«, fragte Sorotschinski.
Sidorow schüttelte den Kopf und blickte, die Hände in den Taschen, zur Hügelkuppe hinüber. Die rötlichen Lichtreflexe auf der glänzenden Oberfläche des Eis verblassten zusehends. Es wurde schnell dunkel. Unvermittelt tauchte ein heller Stern aus dem Dunst auf und bewegte sich langsam über den tiefblauen Himmel.
»Das ist Satellit acht«, sagte Galzew.
»Nein«, widersprach Sorotschinski selbstbewusst. »Es ist Satellit siebzehn. Oder nein – der Spiegelsatellit.«
Sidorow, der wusste, dass es der Satellit acht war, seufzte nur und machte sich auf den Weg zum Hügel. Sorotschinski ging ihm furchtbar auf die Nerven, und er beschloss, die Kameras zu überprüfen.
Als er zurückkam, brannte ein Lagerfeuer. Sorotschinski hatte es, unermüdlich, wie er war, angezündet, und stand nun in malerischer Pose davor und sprach wild gestikulierend auf Galzew ein. »Das Ziel ist nur Mittel zum Zweck«, hörte Sidorow ihn sagen.»Das Glück liegt nicht im Glück selbst, sondern im Streben danach …«
»Das habe ich schon mal gelesen«, sagte Galzew.
Ich ebenfalls, dachte Sidorow. Und nicht bloß einmal. Ich sollte Sorotschinski schlafen schicken. Sidorow sah auf die Uhr – die Leuchtzeiger zeigten Mitternacht. Es war jetzt völlig finster.
Es war eine mondlose Nacht, und Sidorow saß, die rechte Seite den Flammen zugewandt, am Lagerfeuer und döste vor sich hin. Galzew hatte gleichfalls Mühe, den Kopf oben zu halten, und Sorotschinski las Zeitung und raschelte dabei mit den Blättern. In diesem Augenblick – es war zwei Uhr dreiundfünfzig – brach das Ei auseinander.
Ein scharfer, durchdringender Laut ertönte – wie von einer Extrusionsmaschine, die ein fertiges Teil ausspuckt. Dann wurde die Hügelkuppe kurz von orangefarbenem Licht erhellt. Sidorow warf einen Blick auf die Uhr und erhob sich. Die Kuppe des Hügels zeichnete sich deutlich gegen den Sternenhimmel ab. Als sich die Augen, vom Feuer geblendet, an das Dunkel gewöhnt hatten, erblickte Sidorow eine Vielzahl schwacher roter Lichtpunkte, die sich langsam um jene Stelle herumbewegten, wo vorher das Ei gelegen hatte.
»Es geht los!«, flüsterte Sorotschinski mit unheilvoller Stimme. »Wach auf, Witja, es geht los!«
»Vielleicht hältst du endlich die Klappe!«, flüsterte Galzew hastig.
Von den dreien wusste einzig Sidorow, was auf dem Hügel vor sich ging. Der Embryo brauchte nach der Befruchtung zehn Stunden, um sich auf die äußeren Bedingungen einzustellen. War dieser Prozess abgeschlossen, begann die eigentliche Entwicklung. Was im Ei nicht für das Wachstum gebraucht wurde, diente dem Umbau und der Festigung der Effektoren – seiner Arbeitsorgane. Erst dann kam die Hülle an die Reihe. War sie geplatzt, begann der Kyberembryo, Nahrung von außen aufzunehmen.
Immer mehr Lichtpunkte tauchten auf, bewegten sich schneller und schneller. Ein Brummen wurde laut, dann ein schrilles kratzendes Geräusch – die Effektoren bohrten sich in den Grund und
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