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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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riefen mehrere dort herumstehende Menschen verwundert. Langsam stieg er die Treppe empor und begegnete Patrick. Der starrte ihn mit offen stehendem Mund an.
    »Patrick«, sagte Robert. »Patrick, alter Junge. Kamillo ist tot.«
    Patrick riss die Augen auf und presste die Hand vor den Mund. Robert ging weiter. Die Tür zur Dispatcherzentrale stand offen. Hier fand er Maljajew und den Chef der Nullphysiker im Norden, Schota Petrowitsch Pagawa, sowie Karl Hoffmann und noch einige andere Leute, wahrscheinlich Biologen. Robert blieb an der Tür stehen und hielt sich am Pfosten fest. Hinter ihm wurde Fußgetrappel laut, und jemand fragte: »Woher weiß er denn das?«
    »Kamillo …«, sagte Robert heiser und verstummte.
    Alle sahen ihn verständnislos an.
    »Was gibt’s?«, fragte Maljajew streng. »Was ist mit Ihnen, Skljarow, wieso sind Sie in diesem Aufzug?«
    Robert trat an den Tisch heran, stützte seine verschmutzten Hände auf herumliegende Papiere und sagte schroff: »Kamillo ist tot. Verunglückt!«
    Es wurde sehr still. Maljajews Augen verengten sich.
    »Was heißt verunglückt? Wo?«
    »Er ist unter ein Aeromobil geraten«, antwortete Robert. »Wegen Ihrer wertvollen Ulmotrone. Er hätte sich problemlos retten können, stattdessen hat er mir geholfen, diese verdammten Dinger zu tragen, und dabei hat es ihn erwischt. Die Ulmotrone habe ich dagelassen. Verstehen Sie? Ich habe sie einfach liegenlassen. Es war mir egal.«
    Man reichte Robert ein Glas Wasser. Er griff hastig danach und leerte es in einem Zug aus. Maljajew schwieg. Sein bleiches Gesicht wurde noch bleicher. Karl Hoffmann ordnete planlos irgendwelche Skizzen und hielt den Blick gesenkt. Pagawa erhob sich mit hängenden Schultern.
    »Das ist ein schwerer Verlust«, sagte Maljajew nach einigem Schweigen. »Er war ein großartiger Mensch.« Er wischte sich die Stirn. »Ein ganz großartiger Mensch.« Dann sah er wieder zu Robert hinüber. »Sie sind sicher sehr erschöpft, Skljarow …«
    »Ich bin keineswegs erschöpft.«
    »Bringen Sie sich in Ordnung, und erholen Sie sich.«
    »Mehr haben Sie nicht zu sagen?«, fragte Robert bitter.
    Maljajews Gesicht nahm seinen gewohnten Ausdruck an – es wurde abweisend und hart. »Eine Auskunft möchte ich noch von Ihnen. Haben Sie die Welle gesehen?«
    »Ja, ich habe die Welle gesehen.«
    »Welcher Typ war es?«
    In Roberts Gehirn klickte eine Art Relais, und alles war wieder wie früher. Vor ihm stand der allmächtige, kluge Vorgesetzte Maljajew, und er war der ewige Laborant und Beobachter Robert Skljarow, Modell »Jugend«.
    »Ich glaube, der dritte«, antwortete er gefügig. »Eine Lü-Welle.«
    Pagawa hob den Kopf. »Gut, gut«, sagte er unerwartet lebhaft, verstummte aber gleich darauf niedergeschlagen, setzte sich schlaff hin und stützte die Arme auf den Tisch. »Ach, Kamillo, Kamillo«, murmelte er. »So ein Unglück!« Er griff sich an die Schläfen und schüttelte betrübt den Kopf.
    Einer der Biologen zupfte Maljajew am Ärmel, wobei er ängstlich in Roberts Richtung schielte, und fragte schüchtern: »Entschuldigen Sie bitte, aber was soll die Lü-Welle Gutes haben?«
    Maljajew löste endlich seinen starren Blick von Robert und sagte: »Sie würde bedeuten, dass nicht alle, sondern nur einige Anbauflächen der Nordregion vernichtet werden. Aber wir sind noch nicht sicher, ob es sich tatsächlich um eine Lü-Welle handelt. Skljarow kann sich auch geirrt haben.«
    »Das verstehe ich nicht«, mischte sich der Biologe bestürzt ein. »Wir hatten uns doch so abgesprochen, dass … Sie haben doch diese … ›Charybden‹ … Ist die Welle wirklich nicht aufzuhalten? Was seid ihr denn für Physiker?«
    Karl Hoffmann bemerkte: »Vielleicht gelingt es uns, die Welle in ihrem diskreten Umkehrbereich zu ersticken.«
    »Was heißt, ›vielleicht‹?«, rief eine Frau, die neben dem Biologen stand – Robert kannte sie nicht –, entrüstet aus. »Wissen Sie, dass das eine Unverschämtheit ist? Wo bleiben Ihre Garantien, wo Ihre schönen Versprechungen? Begreifen Sie eigentlich, dass Sie damit unseren Menschen Fleisch und Brot nehmen?«
    »Ich verwahre mich gegen derlei Vorwürfe«, sagte Maljajew schneidend. »Ich spreche Ihnen mein tiefes Mitgefühl aus, aber Ihre Anschuldigungen müssen Sie schon an die Adresse von Etienne Lamondois richten. Wir führen keine Nullexperimente durch. Wir studieren die Welle.«
    Robert machte abrupt kehrt und wandte sich zur Tür. Kamillo ist ihnen völlig gleichgültig, dachte

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