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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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vielleicht.«
    »Gut, dann werden wir uns auch ein bisschen später unterhalten. Und nun stör mich bitte nicht bei der Arbeit.«
    Gorbowski holte sich ein Glas und mehrere Säfte aus dem Kühlschrank, mixte sich einen Cocktail und nahm wieder die halb liegende Stellung im Sessel ein. Der Sessel war weich und kühl, der Cocktail eiskalt und wohlschmeckend. Gorbowski lag entspannt da, schlürfte sein Getränk durch einen Strohhalm, schloss vor Behagen die Augen und lauschte dem Gespräch zwischen Matwej und Kaneko. Der Chefenergetiker erklärte, dass er nicht kommen könne – man ließe ihn einfach nicht fort. Wer ihn denn festhalte, erkundigte sich Matwej, er werde ihm gleich mal Gaba zur Unterstützung schicken. Kaneko erwiderte, er hätte auch ohne Gaba schon genug um die Ohren. Dann berichtete ihm Matwej von der Welle und erinnerte Kaneko ein wenig verlegen daran, dass er neben allen anderen Pflichten auch der Leiter des APS war, des Amtes für Persönliche Sicherheit. Ärgerlich gab Kaneko zurück, er könne sich nicht entsinnen, diese Funktion innezuhaben, und Gorbowski fand das durchaus verständlich.
    Mit den Leitern des APS empfand er von jeher so etwas wie Mitleid. Jeder erschlossene, mitunter auch erst halb erschlossene Planet zog früher oder später Fremde an: Touristen und Urlauber (manchmal mit Kind und Kegel); freischaffende Künstler, die auf der Suche nach neuen Eindrücken waren; Leute, die Misserfolge gehabt hatten und sich nun in die Einsamkeit oder in schwere Arbeit flüchten wollten; begeisterte Jäger und sonstige Abenteurer, die in keinem Register geführt wurden, mit niemandem auf dem Planeten bekannt waren und das nach Möglichkeit auch nicht werden wollten. Der Leiter des APS nun hatte die undankbare Aufgabe, jeden einzelnen dieser Fremden persönlich aufzusuchen, ihn von den spezifischen Gefahren des Planeten in Kenntnis zu setzen und dafür zu sorgen, dass der Betreffende Tag für Tag sein Erkennungssignal an eine Registriermaschine schickte. Auf bösartigen Planeten vom Typ Jaila oder Pandora, wo den Neuling auf Schritt und Tritt alle möglichen Gefahren umlauerten, hatten die Mitarbeiter des APS schon mehr als einem von ihnen das Leben gerettet. Auf dem Regenbogen dagegen, der flach und übersichtlich wie ein Brett war und dessen ausgeglichenes Klima und die nur spärlich ausgeprägte Tierwelt kaum Gefahren bargen, musste sich das APS zwangsläufig in eine reine Formsache verwandeln (und hatte es allem Anschein nach getan). Folglich befasste sich Kaneko, der Unsinnigkeit dieser Funktion gewahr, auch nicht mit der Aufklärung der Schriftsteller, die nichts weiter als Ruhe zum Arbeiten brauchten, oder mit dem Aufspüren von verschwiegenen Spazierwinkeln für Liebespärchen und Jungvermählte, sondern mit seiner Energieplanung und anderen wichtigen Dingen.
    »Wie viele Fremde gibt es zurzeit auf dem Regenbogenplaneten?«, wollte Matwej wissen.
    »Etwa sechzig, vielleicht ein paar mehr.«
    »Kaneko, mein Lieber, so schwer es dir fällt, aber du musst diese Leute unverzüglich finden und in die Hauptstadt evakuieren.«
    »Ich verstehe den Sinn dieser Maßnahme nicht ganz«, erwiderte Kaneko höflich. »In den bedrohten Regionen halten sich die Touristen ohnehin nie auf. Da gibt es nur kahle, ausgedörrte Steppe, in der es unerträglich heiß ist und zudem jämmerlich stinkt.«
    »Bitte, Kaneko, wir wollen nicht darüber streiten«, unterbrach ihn Matwej. »Welle ist Welle. In einer solchen Situation ist es besser, wir haben alle Fremden in Reichweite. Jetzt wird gleich Gaba mit seinen Nichtsnutzen hier aufkreuzen; ich schicke ihn dann zu dir. Sieh zu, dass du bald damit zurande kommst.«
    Gorbowski hatte den Strohhalm beiseitegelegt und schlürfte den Cocktail direkt aus dem Glas. Er hing seinen Gedanken nach. Kamillo ist gestorben und wiederauferstanden, ging es ihm durch den Kopf. Etwas Ähnliches habe ich doch schon mal gehört … Offenbar hat diese berüchtigte Welle eine regelrechte Panik hervorgerufen. In einem solchen Chaos glaubt man immer, dass Menschen, die man kannte, umgekommen sind, und dann trifft man sie plötzlich zur allergrößten Verwunderung in einem Restaurant wieder, Millionen Kilometer von dem Ort entfernt, wo sie angeblich gestorben sind. Ihre Gesichter sind vielleicht ein wenig zerschunden, ihre Stimmen heiser, aber forsch. Sie hören sich deine Geschichte an und verputzen dabei die sechste Portion marinierter Garnelen mit Chinakohl.
    »Matwej, wo steckt Kamillo

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