Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band
jetzt?«, fragte er.
»Ach, das weißt du ja noch gar nicht«, sagte der Direktor. Er ging zu dem Tisch, auf dem die Getränke standen, und mixte sich einen Cocktail aus Granatapfelsaft und Ananassirup. »Maljajew hat mich aus Greenfield angerufen. Kamillo war aus unerfindlichen Gründen zur Beobachtungsstation gekommen und dort geblieben – just zu dem Zeitpunkt, als die Welle heranrollte. Eine verwickelte Geschichte. Der beobachtende Assistent, ein gewisser Skljarow, kam mit Kamillos Flyer in Greenfield angerast, machte die Leute dort verrückt und erklärte, Kamillo sei erschlagen worden. Keine zehn Minuten später meldete sich Kamillo über Videofon, prophezeite wie üblich etwas, was niemand begriff, und verschwand erneut. Nun frage ich dich, ob man Kamillo nach solchen Mätzchen noch ernst nehmen kann.«
»Schwer zu sagen. Kamillo ist wirklich ein sonderbarer Mensch«, antwortete Gorbowski und fügte hinzu: »Und wer ist dieser Skljarow?«
»Assistent bei Maljajew, wie ich schon sagte. Ein gewissen hafter, sympathischer Bursche, wenn auch nicht der Hellste … Aber die Annahme, er hätte Kamillo verraten, ist absurd. Nur ein Maljajew kann solche Hirngespinste ausbrüten.«
»Nichts gegen Maljajew«, erwiderte Gorbowski. »Er ist nur logisch in seinen Schlussfolgerungen. Aber lassen wir das jetzt. Die Welle ist im Augenblick wichtiger.«
»Gewiss«, sagte der Direktor zerstreut.
»Ist sie sehr gefährlich?«
»Wie bitte?«
»Ob die Welle sehr gefährlich ist.«
Matwej holte tief Luft. »Im Prinzip stellt die Welle immer eine tödliche Gefahr dar«, antwortete er. »Unglücklicherweise wissen die Physiker nie im Voraus, wie sie sich verhalten wird. Sie kann in jedem beliebigen Moment abklingen« – er schwieg bedeutungsvoll. »Sie kann aber auch weiterrollen.«
»Und man kann ihr nicht entkommen?«
»Ich habe noch nie gehört, dass es jemand versucht hätte. Man berichtet, sie biete einen grauenvollen Anblick.«
»Hast du sie etwa noch nie gesehen?«
Matwejs Schnurrbart sträubte sich ungehalten. »Du müsstest eigentlich bemerkt haben«, sagte er, »dass ich keine Zeit habe, kreuz und quer auf dem Planeten herumzugondeln. Dauernd muss ich auf jemanden warten, jemanden besänftigen, jemanden aufsuchen … Ich kann dir versichern, wenn ich nur ein bisschen Freizeit hätte …«
Vorsichtig erkundigte sich Gorbowski: »Matwej, brauchst du mich vielleicht für die Suchaktion nach den Fremden? Hast du mich deshalb gebeten herzukommen?«
Der Direktor sah ihn wütend an. »Willst du jetzt etwas essen?«
»N-nein.«
Matwej ging im Zimmer auf und ab. »Gut, ich will dir sagen, was mich beunruhigt. Erstens: Kamillo hat prophezeit, dass dieses Experiment schlecht ausgehen wird. Die Physiker haben ihm keinen Glauben geschenkt, ich folglich auch nicht. Und nun hat Lamondois zugegeben, dass Kamillo recht hatte. Zweitens …«
Die Tür wurde aufgerissen, und herein polterte ein großer junger Afrikaner in kurzen weißen Hosen, weißer Jacke und weißen Leinenschuhen an den bloßen Füßen. Er lächelte, wobei sein weißes Gebiss sichtbar wurde, breitete die Arme aus und rief pathetisch: »Da bin ich! Was wünscht mein Herr und Gebieter, der Direktor, von mir? Willst du, dass ich eine Stadt zerstöre, oder soll ich ein Schloss errichten? Ich wollte die schönste aller Frauen, genannt Jane Pickbridge, für dich fangen, doch ihr Zauber war stärker, und so blieb sie im Fischerdorf und schickt dir von dort Grüße, die leider nicht gerade schmeichelhaft sind.«
»Die Pickbridge lässt mich im Augenblick kalt«, erwiderte der Direktor ungerührt. »Grüße von Lamondois wären mir lieber.«
»Du hast recht, Herr!«, rief der Afrikaner.
»Gaba«, sagte der Direktor, »weißt du, dass die Welle anrollt?«
»Das soll eine Welle sein?«, meinte der Afrikaner verächtlich. »Erst wenn ich in die Startkammer steige und Lamondois den Schalthebel umlegt, wird man von einer Welle sprechen können! Alles andere ist blauer Dunst, Geplätscher, nicht der Rede wert! Aber ich höre dich an und bin bereit, mich zu unterwerfen.«
»Bist du mit deiner Brigade hier?«, erkundigte sich der Direktor geduldig. Stumm wies Gaba mit dem Gesicht zum Fenster. »Dann nimm deine Leute, und marsch ab zum Kosmodrom. Du hältst dich zu Kanekos Verfügung.«
»Mit Leib und Seele«, erwiderte der Afrikaner.
In diesem Moment schmetterten vor dem Fenster ein paar kräftige Männerkehlen zu den Klängen eines Banjos:
»Auf dem schönen
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