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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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vielleicht nicht so wichtig. Fahren wir besser mit der Bestandsaufnahme fort: Die nördliche Welle hat also den Gürtel der Kontrollstationen erreicht. Die erste, die Lü-Welle, konnte aufgelöst werden. Die zweite, die P-Welle, jagt die ›Charybden‹ mit einer Geschwindigkeit von zwanzig Stundenkilometern vor sich her. Es ist deshalb anzunehmen, dass die Anbauflächen im Norden doch vernichtet werden. Wir mussten die Biologen mit Hubschraubern ausfliegen …«
    »Ich weiß«, sagte der Direktor. »Sie haben sich beschwert.«
    »Aber es war unvermeidlich! Das Verhalten der Biologen ist verständlich, ihrer aber nicht würdig. Doch wenden wir uns der zweiten Front, dem Süden, zu. Über dem Ozean konnte die Welle aufgehalten werden. In diesen Breiten lässt sich jetzt eine Beobachtung machen, für die Lü wohl die Hälfte seines Lebens hingegeben hätte: die Deformierung des ringförmigen Typs. Sie entspricht der Kappagleichung, und wenn die Welle ein Kappafeld hat, so kommt schlagartig Licht in die Sache, mit der sich unser armer Maljajew die ganze Zeit herumgeschlagen hat: die D-Durchdringung, die Telegenität der Fontänen, die ›doppelten Trugbilder‹ … Zum Teufel noch mal, in den letzten drei Stunden haben wir mehr über die Welle erfahren als in den vergangenen zehn Jahren. Matwej, nehmen Sie bitte schon jetzt zur Kenntnis, dass wir, sobald dieser Wirbel hier vorbei ist, ein U-Registriergerät benötigen, vielleicht sogar zwei. Betrachten Sie das als einen Antrag meiner Abteilung. Die gewöhnlichen Rechner werden uns da nicht weiterhelfen. Das können allein Lü-Algorithmen und Lü-Logik.«
    »Gut, gut«, sagte Matwej. »Wir waren beim Süden.«
    »Im Süden liegt wie gesagt der Ozean – um diese Region brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen. Dort ist die Welle bis zum Puschkinufer vorgedrungen, hat den Südlichen Archipel verbrannt und ist dann zur Ruhe gekommen. Ich nehme stark an, dass sie nicht weiter vorrücken wird. Zu schade, dass die Beobachter Hals über Kopf das Weite gesucht und die gesamte Automatik zurückgelassen haben. Deshalb wissen wir von der südlichen Welle fast nichts.« Er schnalzte ärgerlich mit den Fingern. »Ich verstehe natürlich sehr gut, dass Sie etwas völlig anderes interessiert. Aber was soll ich tun, Matwej! Man muss die Dinge realistisch sehen. Der Regenbogen ist ein Planet der Physiker. Er ist unser Labor. Die Energiestationen sind zerstört, aber wenn dieses Experiment beendet ist, werden wir sie gemeinsam wiederaufbauen. Denn wir werden sehr viel Energie brauchen! Und was die Fischaufzucht betrifft – die soll der Teufel holen … Wir Nullleute sind moralisch schon darauf eingestellt, Tintenschnecken nicht mehr auf der Speisekarte zu suchen: Nimm’s uns nicht übel, Matwej …«
    »Das tue ich nicht«, antwortete der Direktor mit einem tiefen Seufzen. »Sie kommen mir allerdings vor wie ein großes Kind, Etienne. Beim Spielen zerstören Sie alles, was den Erwachsenen lieb und teuer ist.« Er seufzte abermals. »Bemühen Sie sich wenigstens, die südlichen Anbauflächen zu retten. Unsere wirtschaftliche Unabhängigkeit würde ich nur ungern einbüßen.«
    Lamondois sah auf die Uhr, nickte zerstreut und war, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, draußen. Der Direktor warf einen Blick zu Gorbowski und fragte mit bitterem Lachen: »Na, wie gefällt dir das, Leonid? Tja, mein Lieber, dagegen ist die arme Postyschewa ein Engel. Diese Vandalen! Wenn ich bedenke, dass zu allen anderen Problemen nun auch noch die Sorge um die Wiederherstellung unseres gesamten Versorgungsnetzes kommt, stehen mir die Haare zu Berge.« Er zupfte nervös an seinem Schnurrbart. »Andererseits hat Lamondois auch recht: Der Regenbogenplanet ist wirklich das Terrain der Physiker. Aber was, um Himmels willen, wird Kaneko dazu sagen? Oder Jane …« Er schüttelte resigniert den Kopf und zuckte mit den Schultern. »Ach ja – Kaneko! Wo steckt der überhaupt?«
    »Matwej«, begann Gorbowski. »Könnte ich vielleicht erfahren, warum du mich herbestellt hast?«
    Der Direktor wandte ihm den Rücken zu und machte sich an den Tasten des Selektiergerätes zu schaffen.
    »Sitzt du bequem?«, erkundigte er sich, ohne auf Gorbowskis Frage einzugehen.
    »Ja«, antwortete der und räkelte sich behaglich im Sessel.
    »Möchtest du etwas trinken?«
    »Gerne sogar.«
    »Bedien dich. Im Kühlschrank findest du alles. Willst du auch etwas essen?«
    »Im Augenblick nicht, aber ein bisschen später

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