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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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»Was heißt gegangen?«, fragte er flüsternd. »Wohin?«
    Auf dem Platz war es ganz still geworden.
    »Erlauben Sie, dass ich spreche«, bat Lamondois.
    Er griff nach dem Megafon. Gorbowski sah, wie sich seine schmalen weißen Finger energisch auf Matwejs große Hand legten, mit der er krampfhaft das Sprachrohr umklammerte. Er gab es nicht gleich her.
    »Wir wissen alle«, begann Lamondois, »was der Regenbogenplanet ist: ein Planet, der im Dienste der Wissenschaft besiedelt wurde und zur Durchführung physikalischer Experimente bestimmt ist. Auf das Resultat dieser Versuche wartet die ganze Menschheit. Jeder, der auf unseren Planeten kommt und hier lebt, ist sich im Klaren darüber, wohin er gekommen ist und wo er lebt.« Lamondois sprach präzise und sicher; er wirkte sehr imposant, wie er so dastand – blass, kerzengerade aufgerichtet und gespannt wie eine Saite. »Wir alle sind Soldaten der Wissenschaft – ihr haben wir unser Leben geopfert, unsere Neigungen, das Beste, das wir zu geben vermögen. Was wir geschaffen haben, gehört im Grunde nicht mehr uns. Es gehört der Wissenschaft und den zwanzig Milliarden Erdenbürgern, die über den ganzen Weltraum verstreut sind. Gespräche über moralische Themen sind kompliziert und nicht immer angenehm. Reichlich oft geraten dabei Verstand und Logik in Widerstreit mit unserem rein emotionalen ›Ich will‹ und ›Ich will nicht‹, ›Es gefällt mir‹ und ›Es gefällt mir nicht‹. Aber es gibt ein objektives Gesetz, das die menschliche Gesellschaft vorantreibt. Es ist unabhängig von unseren Gefühlen und lautet: ›Die Menschheit muss erkennen.‹ Der Kampf des Wissens gegen das Unwissen ist unser wichtigstes Anliegen. Und wenn wir wollen, dass unser Handeln im Licht dieses Gesetzes besteht, müssen wir ihm strikt folgen, selbst wenn wir dann von einigen unserer angeborenen Triebe oder erworbenen Ideale abrücken müssen.« Lamondois legte eine kurze Pause ein und knöpfte sich den Hemdkragen auf. »Das Wertvollste auf dem Regenbogenplaneten ist unsere Arbeit. Dreißig Jahre lang haben wir den diskreten Raum erforscht. Wir haben die besten Nullphysiker der Erde hier vereint. Die aus unserer Arbeit geborenen Ideen – so tiefgründig, zukunftsweisend oder auch paradox sie mitunter sein mögen – stehen aber noch ganz am Anfang. Ich gehe sicher nicht fehl, wenn ich sage, dass auf unserem Planeten die einzigen Menschen leben, die zu Repräsentanten eines neuen Raumbegriffs geworden sind. Ich gehe auch nicht fehl zu sagen, dass nur wir über ein reiches experimentelles Material verfügen, das der theoretischen Ausarbeitung dieses Begriffes dient. Doch selbst wir, die Spezialisten, können im Augenblick noch nicht abschätzen, welch unüberschaubare, gigantische Macht über die Welt diese neue Theorie der Menschheit an die Hand gibt. Die Wissenschaft wird nicht nur um dreißig, nein, um hundert, zweihundert … dreihundert Jahre zurückgeworfen werden, wenn wir die Ergebnisse unserer Arbeit nicht sichern …«
    Lamondois hielt plötzlich inne; sein Gesicht bekam rote Flecken, die Schultern sackten herunter. Über der Stadt stand Grabesstille.
    »Ich möchte sehr gerne leben«, sagte Lamondois plötzlich. »Und meine Kinder … Ich habe zwei, einen Jungen und ein Mädchen, sind dort im Park … Ich weiß einfach nicht … Entscheidet selbst.«
    Er ließ das Megafon sinken und blieb – völlig erschöpft, gealtert und mitleiderregend – vor der Menge stehen.
    Alle schwiegen – die Nullphysiker, die in den ersten Reihen standen, und auch die unglücklichen Repräsentanten des neuen Raumbegriffs, die Einzigen im ganzen Weltall. Es schwiegen die Künstler und Schriftsteller, die sehr genau wussten, was dreißig Jahre Arbeit bedeuteten, und die ebenso gut wussten, dass kein Meisterwerk wiederholbar war. Es schwiegen die Pioniere und Energetiker, die dreißig Jahre lang Seite an Seite mit den Nullphysikern und für sie gearbeitet hatten. Es schwiegen auch die Mitglieder des Obersten Rats, Männer, die als klug, gebildet und großherzig angesehen waren und die in erster Linie darüber zu befinden hatten, was nun weiter geschehen sollte.
    Gorbowski sah in Hunderte von Gesichtern, in junge und alte, männliche und weibliche; sie erschienen ihm in diesem Augenblick alle gleich und ähnelten dem von Etienne Lamondois in erstaunlichem Maße. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, was jetzt in ihnen vorging. Alle wollten leben. Der junge Mensch – weil er noch so wenig vom

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