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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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für sein virtuoses Banjospiel berühmt war. Sawyer schüttelte dauernd den Kopf und gab wirre Laute von sich, während Hoffmann mit krächzender Stimme erklärte, dass sie soeben versucht hätten, die Welle zu durchstoßen. Sie seien auch bis auf zwanzig Kilometer an sie herangekommen, hätten dann aber umkehren müssen, weil es Timothy plötzlich schwarz vor den Augen wurde. So erfuhr man von der Überlegung des Obersten Rats, die Bevölkerung auf die andere Seite der Welle zu evakuieren: Sawyer und Hoffmann hatten die Möglichkeiten dafür ausloten sollen. Kaum war ihre Geschichte bekannt geworden, berichtete jemand, zwei andere Pioniere hätten den Auftrag erhalten, auf offener See mit einem Bathyskaph unter der Welle hindurchzutauchen, seien aber bis jetzt nicht zurückgekehrt. Eine Nachricht von ihnen hätte man bisher auch nicht erhalten.
    Zu dieser Zeit harrten nur noch etwa zweihundert Menschen auf dem Platz aus: knapp die Hälfte aller Erwachsenen des Regenbogenplaneten. Sie bemühten sich, in Grüppchen zusammenzubleiben, und unterhielten sich leise, ohne allerdings die Augen vom Ratsgebäude abzuwenden.
    Auf dem Platz war es ruhig geworden. Die »Maulwürfe« hatten sich tief ins Erdinnere vorgearbeitet, sodass man ihr Grollen kaum noch hörte. Die Gespräche, die die Menschen führten, waren betrübt.
    »Wieder fällt mein Urlaub ins Wasser. Diesmal, scheint es, für lange Zeit.«
    »Bunker und Unterstände … Es ist ja nicht das erste Mal, dass uns so eine schwarze Wand zum Untertauchen zwingt …«
    »Ein Jammer, aber ich habe nicht die geringste Lust zum Malen. Das Ratsgebäude wäre ein lohnendes Objekt – diese Farben! Das würde ich zu gern aufs Papier bringen … Und es wäre auch reizvoll, diese Atmosphäre, diese Anspannung und Erwartung einzufangen … aber es geht einfach nicht. Mir ist richtig elend zumute.«
    »Eigenartig ist es trotzdem. Als hätten wir einen Geheimen Rat gewählt. Methoden wie im Mittelalter: in Klausur gehen, um über das Schicksal des Planeten zu beratschlagen. Wir werden ja sehen, was dabei herauskommt. Bestimmt nichts Vernünftiges.«
    »Schau mal dort … Ananjew, das gefällt mir gar nicht. Schon seit zwei Stunden hockt er ganz allein da, sagt kein Wort und schärft nur immerzu sein Taschenmesser … Ich gehe jetzt hin und spreche ihn an. Kommst du mit?«
    »Aodsora ist niedergebrannt … Mein Aodsora, ich habe es gebaut! Jetzt muss alles neu errichtet werden … Bis es wieder in Schutt und Asche liegt.«
    »Mir tun die beiden leid. Wir zwei sind wenigstens zusammen, und deshalb habe ich auch keine Angst, Ehrenwort! Aber der Direktor kann die letzten Stunden nicht einmal mit seiner Frau verbringen. Das ist schon ein Elend!«
    »Ich sitze hier untätig herum und schwatze, weil es meiner Ansicht nach nur eine einzige Möglichkeit für unsere Rettung gibt: den ›Pfeil‹. Alles andere ist nichts als bloße Beschäftigungstherapie.«
    »Warum bin ich bloß hierhergekommen? Was hat mir auf der Erde gefehlt? Nie hätte ich gedacht, dass uns der Regenbogenplanet so übel mitspielen würde …«
    Plötzlich dröhnte es aus dem Lautsprecher: »Achtung, Regenbogen! Hier spricht der Oberste Rat! Wir fordern alle Einwohner des Planeten auf, sich zu einer Vollversammlung auf dem Ratsplatz einzufinden. Die Versammlung beginnt in zwanzig Minuten. Ich wiederhole …«
    Als sich Gorbowski einen Weg durch die Menge zum Ratsgebäude bahnte, wurde ihm bewusst, welch ungewöhnlicher Beliebtheit er sich erfreute. Man machte ihm ehrerbietig Platz, zeigte auf ihn, grüßte oder sprach ihn an: »Na, wie steht es, Leonid Andrejewitsch?« Zur gleichen Zeit flüsterten sich die Leute hinter seinem Rücken die Namen der Sterne und Planeten zu, mit denen er bereits zu tun gehabt hatte, und die Namen der Raumschiffe, deren Kommandant er gewesen war.
    Gorbowski, der so viel Aufmerksamkeit nicht gewohnt war, verbeugte sich kurz im Vorübergehen, hob die Hand zum Gruß, lächelte und antwortete: »Danke, bis jetzt ist alles in Ordnung.« Und dachte: Jetzt soll mir noch mal jemand erzählen, die breiten Massen hätten kein Interesse mehr für die Raumfahrt. Fast körperlich empfand er die ungeheure Nervenanspannung der Menschen auf dem Platz, die ihn ein bisschen an die Minuten vor einem besonders schwierigen und wichtigen Examen erinnerte. Die Spannung übertrug sich auch auf ihn. Während er lächelte und scherzhafte Antworten gab, versuchte er, die Stimmung und das kollektive Gedankengut der

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