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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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sagte der andere.
    »Wir haben zwei Jahre daran gebaut.«
    »Bitte!«
    Gorbowski schüttelte den Kopf und ging vorsichtig um die beiden herum.
    »Leonid Andrejewitsch«, sagte der Erste kläglich. »Wir flehen Sie an.«
    Gorbowski schüttelte abermals den Kopf.
    »Erniedrige dich nicht«, sagte der Zweite wütend, ließ plötzlich seinen Zipfel los, und der eingewickelte Gegenstand schlug krachend auf dem Boden auf. »Wozu hältst du es denn noch fest?«
    Mit unerwarteter Wucht versetzte er dem Gegenstand einen Fußtritt und ging, stark hinkend, davon.
    »Wolodka«, rief ihm der andere ängstlich hinterher. »Spiel nicht verrückt!«
    Gorbowski wandte sich kopfschüttelnd ab. Er brachte kein Wort heraus. Hinter ihm ging, schwer atmend und ihm fast in die Fersen tretend, Maljajew.
    Eine weitere Gruppe von Leuten, alle mit Rollen, Päckchen und Paketen in den Händen, setzte sich in Marsch und ging neben ihm her.
    »Vielleicht könnte man es so machen, dass …«, sagte einer von ihnen nervös und abgehackt. »Vielleicht könnte man alles … alles an der Gepäckluke zusammentragen … Wir wissen, dass die Chancen sehr gering sind … Aber vielleicht bleibt plötzlich doch noch etwas Platz übrig … Schließlich sind das ja keine Menschen, sondern Gegenstände … Irgendwo könnte man sie verstauen … irgendwie …«
    »Ja, ja«, sagte Gorbowski. »Befassen Sie sich bitte mit der Angelegenheit.« Er blieb stehen und packte sich das Bild auf die andere Schulter. »Sagen Sie den anderen Bescheid. Sie sollen alles an der Gepäckluke aufstapeln. Seitlich davon, in etwa zehn Schritt Entfernung. Abgemacht?«
    Die Menge geriet in Bewegung. Die Leute mit den Rollen und Päckchen gingen allmählich auseinander, und Gorbowski gelangte schließlich auf den freien Platz vor der Passagierluke, wo die Kleinen, in Zweierreihen aufgestellt, darauf warteten, von Percy Dickson in Empfang genommen zu werden.
    Die Knirpse in ihren verschiedenfarbigen Jäckchen, Hosen und Mützen waren durch die Aussicht auf diese außerplanmäßige Sternenfahrt sehr aufgeregt. Sie waren so mit sich und dem Anblick des riesigen blau schimmernden Schiffs beschäftigt, dass sie ihren Müttern und Vätern kaum einen Blick schenkten. Sie hatten anderes im Sinn als ihre Eltern. In der runden Lukenöffnung stand Percy Dickson. Er steckte in einer uralten, längst verblichenen Paradeuniform für Kosmonauten. Die Uniform war schwer, dick und mit vielen Abzeichen und prächtiger Posamentenstickerei verziert. Die silbernen Knöpfe blitzten. Der Schweiß lief in Strömen über Dicksons bärtiges Gesicht, und von Zeit zu Zeit donnerte er mit kräftigem Seemannsbass: »Abrakadabra! Simsalabim! Alle Mann an Deck, Anker lichten!« Er sagte das sehr lustig, und die Kleinen starrten ihn mit verzauberten Blicken an. Da standen auch die Erzieher: Der Mann hielt Listen in der Hand, und die Frau sang mit den Kindern lustige Verse von einem tapferen Nashorn. Ohne Dickson auch nur für einen Moment aus den Augen zu lassen, sangen die Knirpse begeistert mit, wobei einer den anderen zu übertönen suchte.
    Stünde man mit dem Rücken zur Menge, dachte Gorbowski, könnte man tatsächlich meinen, der gute Onkel Percy hätte einen fröhlichen Rundflug um den Regenbogenplaneten organisiert. Als aber Dickson den Kleinen, der nun an der Reihe war, auf den Arm nahm und durch die Passagierluke weiterreichte, schrie eine Frauenstimme hinter Gorbowski hysterisch auf: »Tolik! Mein Tolik!« Gorbowski schaute sich um und blickte in das blasse Gesicht Maljajews; er sah die angespannten Züge der Väter und die kläglich lächelnden Gesichter der Mütter, er sah die Tränen, die zusammengepressten Lippen, die Verzweiflung und die hemmungslos schluchzende Frau, die von einem Mann in erdverschmiertem Arbeitsanzug um die Schultern gefasst und schnell weggeführt wurde. Jemand wandte sich ab, ein anderer krümmte sich zusammen und machte hastig kehrt, wobei er mit dem hinter ihm Stehenden zusammenprallte, ein Dritter legte sich auf den Betonboden und hämmerte sich mit den Fäusten an den Kopf.
    Gorbowski entdeckte Shenja Wjasanizyna, die etwas voller und hübscher geworden war. Sie stand mit weit aufgerissenen Augen da, den Mund fest zusammengepresst, und hielt einen dicken, ruhigen Jungen in roten Hosen an der Hand. Der Kleine aß einen Apfel und war ganz in den Anblick des mit Glitzerschmuck behängten Percy Dickson versunken.
    »Guten Tag, Leonid«, sagte sie.
    »Guten Tag, Shenja«,

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