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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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antwortete Gorbowski.
    Maljajew und Patrick traten zur Seite.
    »Wie dünn du bist«, fuhr sie fort. »Noch genauso dünn wie früher. Sogar noch dünner.«
    »Dafür bist du hübscher geworden.«
    »Halte ich dich auch nicht ab?«
    »Aber nein, alles läuft gut. Ich muss mir nur noch die ›Tariel‹ ansehen. Ich habe nämlich große Angst, dass die Plätze nicht ausreichen.«
    »Man hat es ziemlich schwer so allein«, erzählte Shenja unvermittelt. »Matwej ist immerzu beschäftigt. Manchmal habe ich den Eindruck, dass ihm alles ganz egal ist.«
    »Das stimmt absolut nicht«, widersprach Gorbowski. »Ich habe mich mit ihm unterhalten und kann dir das versichern. Aber was soll er tun? Alle Kinder auf dem Regenbogenplaneten sind irgendwie auch seine Kinder. Er kann nicht anders.«
    Mit der freien Hand winkte sie schwach ab. »Ich weiß nicht, was ich mit Aljoschka machen soll«, sagte sie. »Er ist so an sein Zuhause gewöhnt. Selbst im Kindergarten war er noch nie.«
    »Er wird sich einleben. Kinder gewöhnen sich sehr schnell an alles Neue, Shenja. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Es wird gut gehen.«
    »Ich weiß nicht einmal, an wen ich mich wenden soll.«
    »Die Erzieher sind beide in Ordnung. Das weißt du doch. Aljoschka wird es an nichts fehlen.«
    »Das meine ich nicht. Er ist doch in keiner Liste vermerkt.«
    »Was soll daran Schlimmes sein? Ob er nun in der Liste steht oder nicht – kein einziges Kind wird auf dem Regenbogen zurückbleiben. Die Listen sind nur der Vollständigkeit halber da. Wenn du willst, gehe ich hin und sage, dass er eingeschrieben wird.«
    »Ja«, antwortete sie. »Das heißt, nein … warte noch. Wäre es denn möglich, dass ich ihn selbst an Bord bringe?«
    Gorbowski schüttelte betrübt den Kopf. »Shenja«, sagte er weich. »Das muss doch nicht sein. Wozu die Kinder beunruhigen?«
    »Ich werde niemanden beunruhigen. Ich möchte nur mal sehen, wie es ihm dort geht … wer neben ihm sitzen wird …«
    »Kinder wie er. Fröhliche und liebe Kinder.«
    »Könnte ich nicht doch mit ihm hinaufgehen?«
    »Nein, das geht wirklich nicht, Shenja.«
    »Es muss aber sein. Es ist sehr wichtig. Ich kann ihn nicht allein lassen. Wie soll er ohne mich leben? Du verstehst das nicht. Ihr auf euer ›Tariel‹ versteht überhaupt nichts. Ich werde alles tun, was verlangt wird. Jede x-beliebige Arbeit. Ich kann alles. Sei doch nicht so herzlos.«
    »Shenja, schau dich einmal um. Da stehen lauter Mütter.«
    »Er ist aber nicht so wie die anderen. Er ist schwach und launisch. Er kann nicht ohne mich sein. Er kann es einfach nicht. Ich muss es doch am besten wissen. Willst du etwa ausnützen, dass ich mich bei niemandem über dich beschweren kann?«
    »Und du, willst du etwa den Platz eines Kindes einnehmen, das dann hierbleiben muss?«
    »Niemand wird zurückbleiben«, sagte sie heftig. »Ich bin ganz sicher, niemand! Alle werden unterkommen. Ich brauche ja so gut wie keinen Platz. Ihr habt doch bestimmt Maschinenräume, Kammern. Ich muss unbedingt bei ihm sein!«
    »Entschuldige, aber ich kann nichts für dich tun.«
    »Doch, du kannst! Du bist der Kapitän und kannst alles. Du warst doch immer ein guter Mensch, Leonid.«
    »Ich bin jetzt nicht anders als früher. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie wahr es ist, wenn ich das von mir sage.«
    »Ich werde nicht von deiner Seite weichen«, sagte sie und verstummte.
    »Na schön«, antwortete Gorbowski. »Wir machen es so: Ich bringe jetzt Aljoschka an Bord, schaue mir die Räumlichkeiten an und komme dann zu dir zurück. Einverstanden?«
    Sie sah ihm forschend in die Augen. »Gut, ich weiß, dass du mich nicht hintergehen wirst. Das hast du noch nie getan.«
    »Nein, ich werde niemanden betrügen: Wenn das Raumschiff startet, bist du an meiner Seite. Gib mir den Jungen.«
    Wie im Schlaf, ohne den Blick von seinem Gesicht zu lösen, schob sie ihm Aljoschka hin. »Geh nur, geh, Alik«, sagte sie. »Geh mit Onkel Leonid.«
    »Wohin?«, fragte der Junge.
    »Aufs Schiff«, antwortete Gorbowski und nahm ihn an der Hand. »Wohin denn sonst? Auf dieses Schiff da. Zu dem Onkel dort. Willst du?«
    »Ja, zu dem Onkel will ich«, erklärte der Junge. Die Mutter schaute er gar nicht mehr an. Sie gingen gemeinsam zur Gangway, über die gerade die letzten Kinder zum Schiff stiegen. Gorbowski wandte sich an den Erzieher: »Tragen Sie ihn in die Liste ein. Alexej Matwejewitsch Wjasanizyn.«
    Der Erzieher sah zuerst den Jungen an, dann Gorbowski und nickte,

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