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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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wobei er den Namen notierte. Gorbowski stieg langsam die Stufen hinauf, hob Aljoscha hoch und bugsierte ihn durch die Lukenöffnung.
    »Das hier ist das Unterdeck«, erklärte er.
    Mit einem Ruck riss sich der Junge los, ging zielstrebig auf Percy Dickson zu und sah ihn von oben bis unten an. Gorbowski setzte Surds Gemälde, das er noch immer auf der Schulter trug, ab und stellte es in die Ecke. Was war noch?, dachte er bei sich. Ach ja! Er ging abermals zur Luke, beugte sich hinaus und nahm Maljajews Akten entgegen.
    »Danke«, sagte Maljajew lächelnd. »Sie haben es nicht vergessen … Wir wünschen Ihnen einen guten Flug.«
    Patrick lächelte gleichfalls. Sie nickten ihm noch einmal zu und verschwanden in der Menge. Shenja stand direkt unter der Luke, und Gorbowski winkte ihr. Dann wandte er sich an Dickson. »Heiß?«, fragte er.
    »Ja, schrecklich. Wenn ich mich wenigstens abbrausen könnte. Aber die Duschräume sind mit Kindern belegt.«
    »Mach die Duschräume frei«, schlug Gorbowski vor.
    »Das ist leicht gesagt.« Dickson ächzte und lockerte mühsam den engen Uniformkragen. »Mein Bart wächst schon fast den Hals hinunter«, murmelte er. »Er sticht unerträglich, der ganze Körper juckt.«
    »Onkel«, fragte Aljoscha, »ist dein Bart echt?«
    »Kannst mal dran zupfen«, antwortete Percy mit einem Seufzer und beugte sich hinunter.
    Der Junge zog daran. »Ist trotzdem kein richtiger Bart«, erklärte er.
    Gorbowski fasste Aljoscha an der Schulter, doch er machte sich los.
    »Ich gehe nicht mit dir«, sagte er. »Ich will mit dem Kapitän gehen.«
    »Na gut«, meinte Gorbowski. »Percy, bring ihn zum Erzieher.«
    Vor der Tür, die zum Korridor führte, blieb er gebückt stehen.
    »Fall nicht in Ohnmacht«, rief Dickson ihm nach.
    Gorbowski öffnete die Tür. Nein, so etwas hatte es auf der Landefähre bisher nicht gegeben. Das war ein Kreischen und Lachen, ein Pfeifen, Zwitschern, Gurren, Hämmern, Klingen, Trampeln, Klirren, Säuglingsgeschrei … Dazu kamen die unverwechselbaren Gerüche von Milch, Honig, Medikamenten, erhitzten Kinderkörpern, Seife – und all das trotz der Klimaanlage und der Havarie-Ventilatoren, die auf Hoch touren liefen. Gorbowski jonglierte sich vorsichtig durch den Flur, bemüht, niemanden zu treten, und schaute dabei sorgenvoll in die offen stehenden Türen. Dort wurde gehüpft, getanzt und eine Puppe geschaukelt, einer feuerte aus seinem Gewehr, ein anderer schwang ein Lasso, es drängten sich in furchtbarer Enge an die vierzig Jungen und Mädchen im Alter von zwei bis sechs Jahren zusammen, die auf und unter den Betten saßen oder zwischen Tisch- und Stuhlbeinen herumkrabbelten. Die beiden Erzieher liefen besorgt von einer Kabine zur anderen. Im Mannschaftslogis, aus dem man fast das gesamte Mobiliar geschafft hatte, wickelten und stillten junge Mütter ihre Neugeborenen. Hier war auch eine Art Krippe eingerichtet worden, wo gerade fünf Krabbelkinder auf allen vieren umhertapsten und ihre kleinen Piepsstimmen lebhaft gebrauchten. Voller Beklemmung stellte sich Gorbowski dieses Gewimmel im Zustand der Schwerelosigkeit vor.
    Die Kommandozentrale erkannte er, da sie völlig ausgeräumt worden war, kaum wieder. Die riesige Kontrollkonsole, die sonst fast ein Drittel der Kabine einnahm, fehlte. Auch das Steuerpult und der Pilotensessel waren verschwunden, ebenso der Bildschirm und der Sessel, der vor dem Bordcomputer stand. Der Computer selbst war zur Hälfte demontiert, und seine schimmernden Blockelemente lagen frei. Die Landefähre hatte aufgehört, ein Raumschiff zu sein. Sie hatte sich in eine schlichte, mit Eigenantrieb versehene interplanetare Barke verwandelt, die zwar ihr gutes Flugvermögen beibehalten würde, aber nur für Flüge mit Trägheitsnavigation eingesetzt werden konnte.
    Gorbowski steckte die Hände in die Taschen. Dickson, der neben ihm stand, seufzte tief auf.
    »Soso«, sagte Gorbowski. »Und wo ist Walkenstein?«
    »Hier«, rief dieser und kroch aus dem Bordcomputer heraus. Er sah blass und sehr entschlossen aus.
    »Bist ein ganzer Kerl, Mark«, lobte ihn Gorbowski. »Und du auch, Dickson. Danke.«
    »Pischta hat schon dreimal nach dir gefragt«, sagte Mark und verschwand wieder am Rechner. »Er ist an der Gepäckluke.«
    Gorbowski durchquerte die Kommandozentrale und ging zur Lastenabteilung. Ihm wurde unheimlich zumute. Hier, in dem langen, schmalen und spärlich beleuchteten Raum, standen eng aneinandergepresst Jungen und Mädchen, die bereits zur

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