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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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tauchte Percy in der Lukenöffnung auf, direkt über Pischtas Kopf. Sein Gesicht war schweißüberströmt und dunkelrot angelaufen.
    »Halt mich fest, Leonid«, ächzte er. »Ich falle gleich runter.«
    Die Kinder lachten. Es war in der Tat ein komischer Anblick, den dicken Bordingenieur wie eine Fliege an der Decke hängen zu sehen, wobei er sich mit Händen und Füßen an den Gepäckhalterungen festklammerte, um auf diesem Weg aus dem überfüllten Raumschiff zu gelangen.
    Er war wuchtig und dampfte vor Hitze. Als Pischta und Gorbowski ihn herausgezogen und auf die Beine gestellt hatten, sagte er schwer atmend: »Alt bin ich. Ziemlich alt.« Schuldbewusst blinzelnd sah er Gorbowski an. »Ich halte es dort nicht aus, Leonid. So eng, stickig und heiß, wie es da ist … Dazu diese vermaledeite Uniform. Ich bleibe hier, flieg mit Mark.« Dann fügte er scherzhaft hinzu: »Außerdem habe ich euch, ehrlich gesagt, auch alle satt.«
    »Na, dann leb wohl, Percy«, verabschiedete sich Gorbowski.
    »Leb wohl, alter Freund«, antwortete Dickson gerührt.
    Gorbowski lächelte geheimnisvoll und klopfte ihm auf die Schulter.
    »Das wär’s also, Stanislaw«, wandte er sich an Pischta. »Jetzt musst du ohne Bordingenieur auskommen. Deine Aufgabe wird es sein, auf die Umlaufbahn des Äquatorialsputniks zu gelangen und dort auf den ›Pfeil‹ zu warten. Das Übrige erledigt der Kommandant des ›Pfeils‹.«
    Einige Sekunden lang schwieg Pischta verblüfft. Dann begriff er. »Was willst du damit sagen, he?«, fragte er leise und sah Gorbowski forschend an. »Was soll das heißen! Du gehörst doch zur Besatzung! Was sind das für Mätzchen?«
    »Mätzchen?«, wunderte sich Gorbowski. »Das sind keine Mätzchen. Geh jetzt. Du trägst für alle die Verantwortung. Bis zum Schluss.« Er wandte sich an die älteren Schüler: »Marsch an Bord!« Dann wieder zu Pischta: »Geh voraus, sonst kommst du nicht durch.«
    Pischta betrachtete die großen Schüler, wie sie langsam und niedergeschlagen auf die Treppe zugingen, schaute zur Luke, in der einzelne Kindergesichter zu sehen waren, dann gab er Gorbowski einen linkischen Kuss auf die Wange, nickte Mark und Dickson zu, stellte sich auf die Zehenspitzen und griff nach den Halterungen; Gorbowski gab ihm noch einen kleinen Schubs. Dann zwängten sich die Schüler einer nach dem anderen langsam und betont würdevoll ins Innere der Landefähre, wobei sie sich Mut machten mit Bemerkungen wie: »Na, macht schon! Behalt die Nase im Gesicht, sonst tritt dir noch einer drauf! Wer heult denn da? Kopf hoch!« Als Letzte war das Mädchen mit den Trainingshosen an der Reihe. Für einen Moment blieb sie stehen und sah Gorbowski hoffnungsvoll an; der aber machte ein steinernes Gesicht.
    »Es gibt keinen Platz mehr, sehen Sie?«, sagte sie leise. »Ich passe nicht mehr rein.«
    »Du wirst ohnehin ein bisschen dünner«, versicherte ihr Gorbowski und schob sie an den Schultern sacht zu den anderen hin. Dann fragte er Dickson: »Und wo ist der Film?«
    »Es ist an alles gedacht«, antwortete Percy wichtig. »Das Kino fängt an, wenn wir starten. Kinder lieben Überraschungen.«
    »Pischta!«, rief Gorbowski. »Bist du so weit?«
    »Ich bin fertig!«, hallte es dumpf zurück.
    »Dann starte! Guten Flug! Mach die Luken dicht! Guten Flug, Kinder!«
    Der schwere Lukendeckel rollte geräuschlos in den Führungsschienen herunter. Gorbowski winkte zum Abschied und wollte schon vom Lukensüll zurücktreten, als ihm plötzlich noch etwas einfiel. »Halt!«, schrie er. »Der Brief!«
    In der Brusttasche steckte er nicht, in der Seitentasche auch nicht. Die Luke schloss sich bereits. Aus unerklärlichen Gründen fand sich der Brief in der Innentasche. Gorbowski steckte ihn hastig dem Mädchen in den Trainingshosen zu und riss seine Hand fort. Im gleichen Moment schnappte die Luke zu. Gorbowski strich, er wusste selbst nicht, warum, sacht über das bläulich schimmernde Metall, dann stieg er, ohne noch jemanden anzusehen, die Gangway hinunter, die anschließend von Dickson und Mark weggerollt wurde.
    Vor der »Tariel« befanden sich nur noch wenige Leute, dafür kreisten über der Landefähre Dutzende von Hubschraubern und Flugwagen.
    Gorbowski ging um die vor dem Schiff aufgehäuften Wertgegenstände herum, stolperte über eine Büste und gelangte schließlich zur Passagierluke, wo Shenja Wjasanizyna hatte auf ihn warten sollen. Wenn Matwej wenigstens da wäre, dachte er betrübt. Er fühlte sich erschöpft und

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