Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
Vom Netzwerk:
sämtliche Formalitäten erledigt. Hoffentlich habe ich Sie nicht über Gebühr beansprucht. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.«
    »Danke«, sagte ich und ergriff den Koffer.
    Der Zöllner sah mich lächelnd an, den Kopf leicht geneigt. »Durch dieses Drehkreuz, bitte. Auf Wiedersehen. Erlauben Sie, Ihnen nochmals alles Gute zu wünschen.«
    Hinter einem italienischen Paar mit vier Kindern und zwei automatischen Gepäckträgern trat ich auf den Platz.
    Die Sonne stand hoch über den graublauen Bergen. Auf dem Platz war alles glänzend, hell und bunt. Ein wenig zu hell und zu bunt, wie es für Kurorte typisch ist. Glänzende orangefarbene und rote Busse mit drängelnden Touristen davor. Das glänzende, künstlich wirkende Grün der Anlagen, und darauf weiße, blaue, gelbe und goldene Pavillons, Sonnendächer und Kioske. Spiegelflächen, vertikal, horizontal und geneigt, auf denen Sonnenreflexe blitzten. Unter den Füßen und Rädern glatte, stumpfe Sechsecke in Rot, Schwarz und Grau, die kaum merklich federten und die Schritte dämpften. Ich stellte den Koffer ab und setzte mir die Sonnenbrille auf die Nase.
    Von allen sonnigen Städten, die ich bisher kennengelernt hatte, war diese die sonnigste. Und das völlig umsonst … Es wäre mir leichter gefallen, wenn sie düster, schmutzig und voller Schlamm gewesen wäre, der Pavillon grau, mit Wänden aus Zement, und jemand hätte in die noch feuchten Wände eine Zote geritzt, etwas Trostloses und Sinnloses – aus bloßer Langeweile. Dann hätte ich mich sicher sofort in die Arbeit stürzen wollen. Bestimmt sogar, weil einen so etwas ärgert und zu Taten herausfordert … Obwohl es schwer ist, sich daran zu gewöhnen, dass das Elend auch reich sein kann … Daher spürte ich nicht den üblichen Elan und hatte keine Lust, unverzüglich loszulegen; lieber wäre ich in einen der Busse gestiegen, in den rot-blauen zum Beispiel, um an den Strand zu fahren, mit dem Tauchgerät unter Wasser zu schwimmen, in der Sonne zu liegen und mit anderen Ball zu spielen. Oder ich hätte Pek ausfindig gemacht, mich neben ihn in einem kühlen Zimmer auf den Fußboden gelegt und an schöne Momente zurückgedacht. Er hätte mich nach Bykow gefragt, dem Transpluto, neuen Raumschiffen (mit denen ich mich jetzt selber schlecht auskannte, aber dennoch besser als er). Dann hätte er sich an den Aufruhr erinnert und mit seinen Narben und seiner guten Stellung angeben. Es wäre gut, wenn Pek hier einen hohen Posten hätte, zum Beispiel Bürgermeister …
    Ein braungebrannter dicker Mann kam langsam auf mich zu; er war weiß angezogen, trug eine runde weiße Mütze, die er schief aufgesetzt hatte, und wischte sich mit einem Taschentuch über die Lippen. Die Mütze hatte einen durchsichtigen grünen Schirm und ein grünes Band mit der Aufschrift: »Herzlich willkommen«. Am rechten Ohrläppchen blinkte ein Ring – ein Empfänger.
    »Gratuliere zur Ankunft«, sagte der Mann.
    »Guten Tag«, erwiderte ich.
    »Herzlich willkommen. Ich heiße Amad.«
    »Und ich Iwan. Erfreut, Sie kennenzulernen.«
    Wir nickten einander zu und beobachteten dann, wie sich die Touristen auf die Busse verteilten. Sie schwatzten fröhlich, und der warme Wind trieb Zigarettenstummel und zerknülltes Bonbonpapier vor ihnen her über den Platz. Amads Gesicht war von dem Schirm grün beschattet.
    »Badegäste«, erklärte er. »Laut und unbekümmert. Man karrt sie jetzt zu den Hotels, und dann rennen sie gleich zum Strand.«
    »Mit Freuden würde ich Wasserski laufen«, bemerkte ich.
    »Tatsächlich? Also, das hätte ich nicht gedacht. Wie ein Badegast sehen Sie am allerwenigsten aus.«
    »Das ist gut«, sagte ich. »Ich bin nämlich zum Arbeiten hier.«
    »Zum Arbeiten? Nun, warum nicht, auch dazu kommt man her. Vor zwei Jahren war Jonathan Krice hier und hat ein Bild gemalt.« Er lachte. »In Rom machte dann der päpstliche Nuntius, den Namen habe ich vergessen, Kleinholz aus ihm.«
    »Des Bildes wegen?«
    »Kaum. Er ist ja nie fertig geworden, hat Tag und Nacht im Kasino gehockt. Kommen Sie, wir trinken etwas.«
    »Gern«, sagte ich. »Und Sie werden mich beraten.«
    »Es ist mir eine angenehme Pflicht, Ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen«, sagte Amad.
    Wir bückten uns beide hinunter und langten nach dem Koffergriff.
    »Bemühen Sie sich nicht, ich kann selbst …«
    »Nein«, entgegnete Amad. »Sie sind der Gast. Gehen wir in die Bar dort drüben. Die ist jetzt leer.«
    Wir traten unter ein blaues

Weitere Kostenlose Bücher