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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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Amalthea sind wunderbare Mädchen.« Er schloss den Deckel der Druckkammer mit einem höflichen Lächeln, das sich aber sogleich verlor, als Mollard ihn nicht mehr sehen konnte. Wenn nur alles erst vorbei wäre!, dachte er.
    Er ging durch den Korridor, der ihm plötzlich furchtbar öde vorkam, klopfte bei jeder Druckkammer an den Deckel und wartete, bis ihm mit einem Klopfen geantwortet wurde. Dann kehrte er in die Steuerzentrale zurück.
    Bykow saß auf dem Platz des Chefpiloten. Er trug einen Überbelastungsanzug, der dem Kokon eines Seidenspinners ähnelte. Nur sein Kopf mit dem zerzausten roten Schopf sah daraus hervor. Er verhielt sich wie immer, nur dass er sehr grimmig war und wohl auch sehr müde.
    »Alles bereit, Alexej Petrowitsch«, meldete Shilin.
    »Gut.« Bykow maß ihn mit einem scheelen Blick. »Hast du keine Angst, mein Junge?«
    »Nein«, antwortete Shilin.
    Er hatte keine Angst, nur den Wunsch, es möge alles so bald wie möglich vorbei sein. Außerdem wünschte er sich auf einmal sehr, seinen Vater zu sehen, wie er, vierschrötig, schnurrbärtig und mit seinem Hut in der Hand, aus einem Stratoplan stieg – ja, und seinen Vater mit Bykow bekannt zu machen.
    »Schwirr ab, Wanja!«, befahl Bykow. »Zehn Minuten hast du noch Zeit.«
    »Ruhiges Plasma, Alexej Petrowitsch!«, wünschte Shilin.
    »Danke.« Bykow nickte. »Geh jetzt.«
    Das muss man aushalten!, dachte Shilin. Verdammt, halte ich es etwa nicht aus? Als er vor der Tür zu seiner Kajüte stand, erblickte er plötzlich Waretschka. An die Wand geschmiegt, kroch sie mühsam dahin und zog ihren an den Seiten aufgeblähten Schwanz hinter sich her. Als sie Shilin erblickte, hob sie das dreieckige Maul und blinzelte matt.
    »Ach, du Arme«, sagte Shilin. Er packte sie an ihrer schlaffen Haut, zog sie in die Kajüte, öffnete den Deckel der Druckkammer und sah auf die Uhr. Dann warf er Waretschka – sie war sehr schwer und zuckte heftig in seinen Händen – in die Druckkammer und kroch dann selbst hinein. Im Dunkeln liegend, hörte er leise das Amortisationsgemisch rauschen, und sein Körper wurde immer leichter. Das tat sehr gut. Aber Waretschka zappelte fortwährend und stach ihm mit den Borsten in den Arm. Das muss ich aushalten, dachte er. Genauso, wie er es aushält.
    In der Steuerzentrale drückte Alexej Petrowitsch Bykow mit dem Zeigefinger auf die gerippte Startertaste.

Epilog
    Amalthea, J-Station
    Der Direktor der J-Station betrachtet
nicht den Jupiteruntergang, und
Waretschka wird am Schwanz gezogen
    Der Untergang des Jupiters ist ebenfalls ein sehr schöner Anblick. Ganz allmählich erlischt der gelbgrüne Strahlenglanz der Exosphäre, und nacheinander leuchten die Sterne auf wie Diamantbroschen auf schwarzem Samt.
    Doch der Direktor der J-Station sah weder die Sterne noch das gelbgrüne Leuchten über den nahen Felsen. Sein Blick war auf das Eisfeld des Raketenstartplatzes gerichtet. So langsam, dass es mit bloßem Auge kaum zu erkennen war, sank der gigantische Turm der »Tachmasib« auf das Eisfeld herab. Die »Tachmasib«, ein Photonenfrachter erster Klasse, war ein Raumschiff von gewaltigen Ausmaßen. Es war so groß, dass man es hier auf dem blaugrün schimmernden Start- und Landeplatz mit den runden schwarzen Einsprengseln mit nichts vergleichen konnte. Von der Spektrolitkuppel aus hätte man glauben können, die »Tachmasib« lande selbstständig. In Wirklichkeit aber wurde sie mit fremder Hilfe auf das Eisfeld gesetzt: Im Schatten der Felsen und am anderen Ende der Ebene zogen mächtige Seilwinden sie an Trossen herunter; bisweilen blitzten diese in den Strahlen der Sonne silbrig auf. Das Raumschiff wurde grell von der Sonne beschienen, und man konnte es deutlich erkennen – von der riesigen Schale des Reflektors bis hin zur kugelförmigen Wohngondel.
    Ein so schwer beschädigtes Raumschiff war auf der Amalthea noch nie gelandet. Der Rand des Reflektors war halb aufgestülpt, und in die riesige Schale fiel ein tiefer, gezackter Schatten. Das zweihundert Meter lange Rohr des Photonenreaktors war fleckig und wie von eitrigem Grind zerfressen. Die Havarieraketen spreizten sich auf verbogenen Konsolen unschön nach allen Seiten, die Frachtabteilung hatte sich verzogen, und ein Sektor war völlig zermalmt. Die ursprünglich ellipsoide Frachtabteilung ähnelte jetzt einer flachen, runden Konservendose, die von einem Bleistiefel platt getreten wurde. Ein Teil der Lebensmittel wird bestimmt verdorben sein, dachte der Direktor der

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