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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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die Augen. »Woher wissen Sie, wie ich früher war?«
    »Ich habe Sie bei Maria gesehen. Sie rauchen zu viel, Riemaier, und der Tabak ist jetzt durchweg voll mit Dreck.«
    »Ach was, Tabak«, sagte er plötzlich gereizt. »Hier ist alles voller Dreck. Ansonsten haben Sie recht, ich müsste wirklich aufhören.« Nachdenklich zog er sich die Jacke an. »Ja, ich müsste aufhören«, wiederholte er. »Ich hätte gar nicht anfangen sollen.«
    »Wie geht die Arbeit voran?«
    »Lief schon mal schlechter. Eine überaus interessante Arbeit.« Er grinste unangenehm. »Nun, ich muss mich auf den Weg machen. Ich werde erwartet und möchte mich nicht verspäten. Also, entweder in einer Stunde oder morgen um zwölf.«
    Er nickte kurz mit dem Kopf und ging hinaus.
    Ich schrieb meine Adresse und Telefonnummer auf das Tischchen, und als mein Fuß gegen einen Haufen Flaschen stieß, dachte ich, die Arbeit müsse tatsächlich interessant sein. Ich rief den Empfangschef an und orderte eine Putzfrau. Eine ausnehmend höfliche Stimme antwortete, der Bewohner des Zimmers habe dem Personal kategorisch verboten, den Raum in seiner Abwesenheit zu betreten, und er habe das Verbot noch einmal erneuert, bevor er das Hotel verließ. »Ach so«, sagte ich und hängte den Hörer auf. Mir gefiel das nicht. Ich erteile nie solche Anordnungen und verheimliche auch nie etwas, nicht einmal mein Notizbuch. Es ist dumm, einen falschen Eindruck zu erwecken, man sollte lieber weniger trinken. Ich richtete den umgekippten Sessel auf und setzte mich hinein, um auf Riemaier zu warten; ich bemühte mich, Gefühle der Unzufriedenheit und Enttäuschung niederzuhalten.
    Ich brauchte nicht lange zu warten. Nach fünf Minuten wurde die Tür einen Spaltbreit geöffnet, und ein hübsches Gesicht zeigte sich.
    »He!«, sagte das hübsche Gesicht mit etwas rauer Stimme. »Ist Riemaier nicht da?«
    »Nein«, antwortete ich. »Aber kommen Sie doch herein.«
    Zögernd betrachtete sie mich. Allem Anschein nach hatte sie nur im Vorbeigehen kurz hereinschauen wollen.
    »Kommen Sie schon«, forderte ich sie auf. »Sonst langweile ich mich so allein.«
    Sie kam tänzelnd näher und blieb vor mir stehen, die Arme in die Seiten gestemmt. Sie hatte eine Stupsnase und eine strubbelige Jungenfrisur. Das Haar war rotblond, und ihre Shorts waren leuchtend rot; die kragenlose Bluse, die sie über der Hose trug, war eigelb. Eine farbenfrohe Erscheinung, noch dazu eine sehr angenehme. Ich schätzte die junge Frau auf fünfundzwanzig Jahre.
    »Sie warten?«, fragte sie.
    Ihre Augen glänzten. Sie roch nach Wein, Tabak und Parfüm.
    »Ja, ich warte«, bestätigte ich. »Setzen Sie sich, warten wir gemeinsam.«
    Sie ließ sich mir gegenüber auf die Liege fallen und legte die Füße auf das Telefontischchen.
    »Werfen Sie einem arbeitenden Menschen eine Zigarette herüber«, bat sie. »Fünf Stunden hab ich keinen Zug getan.«
    »Ich bin Nichtraucher. Soll ich anrufen, dass man welche bringt?«
    »Himmel, noch so ein Trauerkloß. Lassen Sie das Telefon, sonst kommt wieder dieses Weibsbild angelaufen. Kramen Sie mal im Aschenbecher, vielleicht findet sich ein längerer Zigarettenstummel!«
    Der Aschenbecher war voll mit langen Zigarettenstummeln.
    »Sie sind alle mit Lippenstift beschmiert«, sagte ich.
    »Geben Sie einen her, das sind meine. Wie heißen Sie?«
    »Iwan.«
    Sie knipste mit dem Feuerzeug und zündete sich die Zigarette an. »Und ich – Ilina. Sind Sie Ausländer? Ihr Ausländer breitet euch ganz schön aus. Was tun Sie hier?«
    »Ich warte auf Riemaier.«
    »Aber nein. Was führt Sie zu uns? Bringen Sie sich vor Ihrer Frau in Sicherheit?«
    »Ich bin nicht verheiratet«, sagte ich bescheiden. »Ich bin hier, um ein Buch zu schreiben.«
    »Ein Buch? Interessant, was Riemaier für Bekannte hat … Ist hier, um ein Buch zu schreiben! Über das Geschlechtsproblem bei impotenten Sportlern, was? Wie steht’s denn bei Ihnen mit dem Geschlechtsproblem?«
    »Das ist für mich kein Problem«, sagte ich wieder bescheiden. »Und für Sie?«
    Sie nahm die Beine vom Tischchen. »Na, na … Immer sachte. Sie sind hier nicht in Paris. Stutz dir erst mal die langen Haare. Sitzt da wie einer von den Gammlern …«
    »Wie wer?« Ich war sehr geduldig, denn ich hatte ja noch fünfundvierzig Minuten zu warten.
    »Wie einer von den Gammlern. Weißt du, es gibt da solche …« Sie wedelte mit den Händen an den Ohren.
    »Weiß nicht«, sagte ich. »Ich bin noch nicht lange hier. Ich weiß

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