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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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stützt?«
    »Das da? Das ist ein Eroul.«
    »Was?«
    »Na, ein Eroul. Ein elektronisches Roulette.«
    Ich machte große Augen. »Was hat ein Roulette hier zu suchen?«
    »Wo?«
    »Na, hier, auf dem Denkmal.«
    »Keine Ahnung«, erwiderte der Mann nach kurzem Überlegen. »Vielleicht hat Ihr Freund es erfunden?«
    »Bestimmt nicht«, sagte ich. »Er hat auf einem anderen Gebiet gearbeitet.«
    »Auf welchem?«
    »Er war Planetologe und Sternenflieger.«
    »Ach so. Nun, falls er es doch erfunden hat, war er ein Ass. Nützliche Sache. Sollte man sich merken: Jurkowski, Wladimir. Ein Deutscher mit Köpfchen …«
    »Bestimmt hat er es nicht erfunden«, sagte ich. »Ich habe doch gesagt: Er war Sternenflieger.«
    Der Mann sah mich unverwandt an. »Warum steht er dann damit herum, wenn er es nicht erfunden hat, he?«
    »Das ist es ja, worüber ich mich wundere«, erklärte ich.
    »Red keinen Unsinn«, sagte der Mann plötzlich. »Du lügst und weißt selber nicht warum. So früh am Morgen, und hat schon einen sitzen. Saufbold!« Er drehte sich um und ging davon, wobei er laut zischte und mit den dünnen Beinen über den Boden schlurfte.
    Ich zuckte mit den Schultern, blickte ein letztes Mal auf Wladimir Sergejewitsch und schritt über den ausladenden Platz zum Hotel.
    Der Portier, ein echter Hüne, riss vor mir die Tür auf und rief: »Willkommen!«
    Ich blieb stehen. »Ach, wissen Sie zufällig, was das für ein Denkmal ist?«, fragte ich.
    Der Portier blickte über meinen Kopf hinweg auf den Platz. In seinen Zügen war Verwirrung zu erkennen. »Steht das nicht dran?«
    »Doch«, sagte ich. »Aber wer hat das Denkmal errichtet? Und warum?«
    Der Portier trat von einem Fuß auf den anderen. »Ich bitte um Verzeihung«, sagte er kleinlaut. »Die Frage kann ich Ihnen beim besten Willen nicht beantworten. Es steht schon lange da, und ich bin erst seit Kurzem im Hotel. Ich möchte Sie nicht falsch informieren. Vielleicht kann der Empfangschef …«
    Ich seufzte. »Schon gut, vergessen Sie’s. Wo ist hier ein Telefon?«
    »Dort rechts, wenn ich bitten darf«, antwortete der Portier erleichtert.
    Der Empfangschef wollte mir entgegeneilen, doch ich schüttelte den Kopf, nahm den Hörer und wählte Riemaiers Nummer. Diesmal war die Leitung besetzt. Ich ging zum Lift und fuhr ins achte Stockwerk hinauf.
    Riemaier empfing mich im Bademantel, unter welchem Hosen und Schuhe hervorsahen; sein Gesicht war ungewöhnlich schlaff, die Bewegungen schwerfällig. Im Zimmer roch es nach abgestandenem Tabakrauch, der Aschenbecher auf dem Tisch war voller Stummel. Überhaupt herrschte eine fürchterliche Unordnung. Ein Sessel war umgekippt, auf dem Sofa lag ein zusammengeknülltes Hemd, offensichtlich von einer Frau, unter dem Fensterbrett und unter dem Tisch lagen haufenweise leere Flaschen.
    »Womit kann ich dienen?«, erkundigte sich Riemaier unfreundlich und blickte auf mein Kinn. Er schien eben aus der Wanne gestiegen zu sein, denn die spärlichen hellen Haare auf seinem langen Schädel waren feucht.
    Ich reichte ihm meine Karte. Riemaier las sie aufmerksam, schob sie in die Tasche seines Bademantels und sagte, wobei er wieder auf mein Kinn sah: »Nehmen Sie Platz.«
    Ich setzte mich.
    »Sie kommen ungünstig«, sagte er. »Ich habe schrecklich viel zu tun und nicht eine Minute Zeit.«
    »Ich habe heute mehrere Male versucht, Sie anzurufen«, sagte ich.
    »Eben bin ich zur Tür herein … Wie heißen Sie?«
    »Iwan.«
    »Und mit Nachnamen?«
    »Shilin.«
    »Sehen Sie, Shilin … Um es kurz zu machen: Ich muss weg, sobald ich mich angezogen habe …« Er rieb sich die welken Wangen. »Ja, damit wäre eigentlich alles gesagt … Aber wenn Sie wollen, können Sie hier auf mich warten. Sollte ich in einer Stunde nicht zurück sein, kommen Sie morgen um zwölf wieder. Ja, und schreiben Sie mir Ihre Adresse und Ihre Telefonnummer auf, am besten gleich auf den Tisch …« Er warf den Bademantel ab und ging, ihn hinter sich herschleifend, ins Nebenzimmer. »Schauen Sie sich einstweilen die Stadt an. Ein schlimmes Städtchen … Mit der müssen Sie sich ohnehin befassen. Mich kotzt sie mittlerweile an.« Er kam zurück und band sich den Schlips. Seine Hände zitterten, das Gesicht war welk und grau. Ich spürte plötzlich, dass ich ihm nicht traute, und sein Anblick war mir so unangenehm, als sei er ein verwahrloster, kranker Mann.
    »Sie sehen schlecht aus«, sagte ich. »Sie haben sich sehr verändert.«
    Riemaier blickte mir zum ersten Mal in

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