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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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mir einen verstohlenen Blick zu und sagte: »Folgendes sage ich Ihnen: Schauen Sie bei den Fischern vorbei. Nur, um Ihr Gewissen zu beruhigen.«
    »Bei den Fischern? Bei was für Fischern?«
    »Sie werden es herausfinden«, sagte er ungeduldig. »Und keine Marotten! Tun Sie, was man Ihnen befiehlt.« Dann sagte er, als wollte er sich rechtfertigen: »Ich möchte keine Voreingenommenheit, verstehen Sie?«
    Der Lift hielt im Erdgeschoss, und er drückte den Knopf für das achte Stockwerk.
    »Das wär’s«, sagte er. »Wir treffen uns danach und unterhalten uns ausführlicher. Vielleicht morgen um zwölf?«
    »Gut«, stimmte ich zögernd zu. Ihm war anzumerken, dass er nicht mit mir sprechen wollte. Möglicherweise traute er mir nicht. Was soll’s, das kommt vor. »Nebenbei bemerkt«, sagte ich, »ein gewisser Oscar war bei Ihnen im Zimmer.«
    Mir war, als zuckte er zusammen. »Hat er Sie gesehen?«
    »Selbstverständlich. Er ruft Sie heute Abend an, lässt er Ihnen ausrichten.«
    »Das ist schlecht, verdammt, das ist schlecht«, murmelte Riemaier. »Mist, wie war doch Ihr Name?«
    »Shilin.«
    Der Lift hielt.
    »Hören Sie, Shilin, es ist sehr schlecht, dass er Sie gesehen hat. Aber egal … Ich gehe jetzt.« Er öffnete die Kabinentür. »Morgen sprechen wir, einverstanden? Morgen … Und Sie schauen bei den Fischern vorbei, ja?«
    Mit voller Wucht schlug er die Tür zu.
    »Und wo soll ich die Fischer suchen?«, fragte ich.
    Eine Weile sah ich ihm nach. Mit nervösen Schritten entfernte er sich im Korridor. Beinahe rannte er.

5
    Ich ging langsam und hielt mich im Schatten der Bäume. Hin und wieder sauste ein Auto vorbei. Eins davon hielt an, der Fahrer öffnete die Tür, beugte sich heraus und übergab sich. Er war schon etwas älter, hatte ein rotes Gesicht und trug ein buntes Hemd auf dem bloßen Körper. Er fluchte leise, wischte sich mit der Hand über den Mund, schlug die Tür wieder zu und fuhr weiter. Riemaier war bestimmt ein Trinker. Das kam oft vor: Jemand gab sich Mühe, arbeitete, galt als wertvoller Mitarbeiter, man hörte auf ihn und stellte ihn als Beispiel hin, aber genau in dem Augenblick, da man ihn für eine bestimmte Aufgabe brauchte, stellte sich heraus, dass er schlapp war und aufgeschwemmt, leichte Mädchen ihn besuchten und er schon morgens eine Fahne hatte. Die konkrete Aufgabe interessierte ihn nicht, zugleich tat er schrecklich beschäftigt, traf sich ständig mit jemandem, redete unklar und verworren und war überhaupt keine Hilfe. Ehe man sich’s versah, steckte er in der Entziehungskur oder im Irrenhaus, oder er war in ein Gerichtsverfahren verwickelt. Oder er heiratete plötzlich – ebenso merkwürdig wie sinnlos –, und diese Heirat stank nach Erpressung. Da blieb nur zu sagen:Arzt, hilf dir selber …
    Es wäre trotz allem gut, Pek ausfindig zu machen. Pek war ein harter, ehrlicher Mensch, der immer Bescheid wusste. Noch ehe man mit der technischen Kontrolle fertig war und das Raumschiff verlassen hatte, duzte er sich mit dem diensthabenden Koch der Basis, beteiligte sich mit großer Sachkenntnis an der Beilegung eines Konflikts zwischen dem Kommandeur der Fährtensucher und dem Chefingenieur, die einen Troser nicht geteilt hatten, gaben die Techniker ihm zu Ehren eine Party und nahm ihn der stellvertretende Direktor beiseite, um seinen Rat einzuholen. Unschätzbarer Pek! In dieser Stadt war er geboren worden, hier hatte er ein Drittel seines Lebens verbracht.
    Aus einer Telefonzelle rief ich das Servicebüro an und erkundigte mich nach der Adresse und der Rufnummer von Pek Senai. Man bat mich zu warten. In der Zelle roch es wie üblich nach Katzen. Das Plastiktischchen war mit Telefonnummern, Fratzen und unanständigen Zeichnungen vollgekritzelt. Jemand hatte, offenbar mit einem Messer, in Druckbuchstaben das mir unbekannte Wort » SLEG « eingeritzt. Ich öffnete ein wenig die Tür, weil es mir zu schwül war, und bemerkte auf der gegenüberliegenden, schattigen Straßenseite einen Barmann in weißer Jacke mit aufgekrempelten Ärmeln, der vor seinem Lokal rauchte. Man teilte mir mit, Pek Senai wohne laut Angaben vom Ersten des Jahres in der Straße der Freiheit einunddreißig, Telefon 11-331. Ich dankte und wählte sofort die Nummer. Eine fremde Stimme erklärte mir, ich sei an den Falschen geraten. Telefonnummer und Adresse seien zwar richtig, aber Pek Senai wohne hier nicht, und wenn er früher hier gewohnt habe, so sei unbekannt, wann und wohin er verzogen sei. Ich legte

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