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Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band

Titel: Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Strugatzki , Arkadi Strugatzki
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den Hörer auf und wechselte zur anderen Straßenseite, in den Schatten.
    Als der Barmann meinen Blick auffing, regte er sich und sagte schon von Weitem: »Bitte einzutreten!«
    »Ich möchte eigentlich nicht«, sagte ich.
    »Will das Luder nicht?«, erkundigte sich der Barmann teilnahmsvoll. »Immer herein, was soll’s, dann quatschen wir eben ein bisschen. Ist ja so langweilig.«
    Ich blieb stehen. »Morgen früh um zehn«, sagte ich, »findet in der Universität eine Vorlesung zur Philosophie des Neooptimismus statt. Es spricht der berühmte Doktor der Philosophie Opir aus der Hauptstadt.«
    Der Barmann lauschte begierig und hielt sogar im Rauchen inne. »Muss das sein!«, rief er, als ich geendet hatte. »Ach, wie tief sind sie gesunken! Vorgestern haben sie die Mädchen aus dem Nachtklub geworfen, und jetzt halten sie Vorlesungen. Wir müssen es ihnen zeigen!«
    »Höchste Zeit«, sagte ich.
    »Die kommen mir nicht über die Schwelle«, fuhr der Barmann fort und wurde immer lebhafter. »Ich habe ein scharfes Auge. Braucht nur einer an der Tür aufzutauchen, da weiß ich schon: Intel. Jungs, sage ich, ein Intel! Unsere Jungs sind auf Draht, wissen Sie, selbst Dod sitzt jeden Abend nach dem Training bei mir. Na, und dann steht er auf, fängt den Intel an der Tür ab, und, ich weiß wirklich nicht, was sie da reden, jedenfalls komplimentiert er ihn wieder hinaus. Manchmal lungern sie in ganzen Gruppen herum. Dann verriegeln wir eben die Tür, damit’s keinen Skandal gibt. Sollen sie doch klopfen, habe ich recht?«
    »Sollen sie«, sagte ich. Er langweilte mich schon. Manche Leute langweilen einen ungewöhnlich schnell.
    »Was genau?«
    »Na klopfen. An jede Tür.«
    Der Barmann musterte mich.
    »Los, hauen Sie ab«, sagte er plötzlich.
    »Wollen wir nicht was trinken?«, schlug ich vor.
    »Hauen Sie ab, hauen Sie ab«, wiederholte er. »Hier werden Sie nicht bedient.«
    Eine Weile schauten wir uns an. Dann knurrte er etwas, tat einen Schritt zurück und schob die Glastür zu.
    »Ich bin kein Intel«, sagte ich. »Ich bin ein armer Tourist. Nein, ein reicher Tourist!«
    Er starrte mich an, die Nase an der Scheibe. Ich machte eine Bewegung, als kippte ich ein Glas. Er sagte etwas und verzog sich dann nach hinten ins Lokal. Ziellos wanderte er zwischen den leeren Tischchen herum. Sein Etablissement nannte sich »Lächeln«. Lächelnd ging ich weiter.
    Ich gelangte auf eine breite Magistrale. Am Straßenrand stand ein großer, mit verlockenden Reklamen beklebter Lastwagen. Die hintere Wand war herabgelassen, und darauf lag wie auf einem Ladentisch ein Haufen verschiedener Dinge: Konserven, Flaschen, Spielzeug sowie Zellophanpakete mit Wäsche und Kleidung. Zwei Mädchen probierten plappernd Blusen an. »Die steht dir«, piepste die eine. Die andere, die gerade eine Bluse vor sich hielt, antwortete: »Ach, Quatsch, die ist blöd.« – »Am Hals aber nicht.« – »Quatsch!« – »Aber das Kreuz schillert nicht …« Der Fahrer des Lastwagens, ein magerer Mann im Overall und mit schwarzer, klobiger Brille, saß auf der Bordkante, den Rücken gegen eine Reklamesäule gelehnt. Seine Augen waren nicht zu sehen; dem herabhängenden Unterkiefer und der schweißbeperlten Nase nach zu schließen schlief er. Ich trat an den Verkaufstisch. Die Mädchen verstummten und starrten mich mit offen stehendem Mund an. Sie waren etwa sechzehn Jahre alt und hatten Augen wie junge Katzen – blau und leer.
    »Quatsch«, sagte ich fest. »Die ist blöd und schillert.«
    »Und am Hals?«, fragte die, die sie gerade anprobierte.
    »Am Hals ist sie eine Meisterleistung.«
    »Quatsch«, entgegnete das zweite Mädchen unschlüssig.
    »Los, sehen wir uns eine andere an«, schlug die erste friedfertig vor. »Die da.«
    »Die silberne ist besser. Die ist sexy.«
    Ich entdeckte Bücher. Prachtvolle Bücher. Strogow mit herrlichen Illustrationen. Die »Änderung eines Traums« mit einem Vorwort von Saragon. Drei Bände Walter Minz, die auch seine Briefe enthielten. Fast der gesamte Faulkner, die »Neue Politik« von Weber, »Der Pol der Schönheit« von Ignatowa, »Der unveröffentlichte Sjan Schikuj«, »Die Geschichte des Faschismus« in »Das Gedächtnis der Menschheit« … Die neuesten Zeitschriften und Almanache, Taschenbücher über den Louvre, die Ermitage, den Vatikan. Alles. »Die fetzt …« – »Ist aber zu sexy!« – »Quatsch …« Ich griff nach dem Minz, klemmte mir zwei Bände unter den Arm und schlug den dritten auf. Nie war

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