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Gesammelte Werke 6

Gesammelte Werke 6

Titel: Gesammelte Werke 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Strugatsky
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überschreitet die Redezeit! Wenn das so wei tergeht, sitzen wir um Mitternacht noch hier.«
    Chlebowwodow blickte auf die Uhr. »Ja, wirklich«, sagte er. »Entschuldigung. Lies weiter, Bruderherz. Wo waren Sie stehengeblieben?«
    »Punkt fünf«, las der Kommandant. »Nationalität: Pterodaktylus.«
    Alle zuckten zusammen, aber die Zeit drängte, und niemand ergriff das Wort.
    »Schulbildung: Strich«, fuhr der Kommandant fort. »Fremdsprachenkenntnisse: Strich. Beruf und gegenwärtige Arbeitsstelle: Strich. Aufenthalte im Ausland: wahrscheinlich.«
    »Ach, das ist schlecht«, murmelte Chlebowwodow. »Ganz schlecht! Tja, die Wachsamkeit … Ein Pterodaktylus, sagen Sie? Ist er demnach ein Weißer oder ein Schwarzer?«
    »Ein Grauer, würde ich sagen«, meinte der Kommandant.
    »Aha«, sagte Chlebowwodow. »Und sprechen kann er nicht, bloß quäken … Na schön, weiter.«
    »Kurz umrissenes Wesen des Unerklärten: Gilt seit fünfzig Millionen Jahren als ausgestorben.«
    »Seit wann?«, fragte Farfurkis.
    »Hier steht seit fünfzig Millionen Jahren«, antwortete der Kommandant unsicher.
    »Das kann man doch nicht ernst nehmen«, murmelte Farfurkis mit einem Blick auf die Uhr. »Na, lesen Sie schon«, bat er stöhnend. »Lesen Sie weiter!«
    »Angaben über die nächsten Angehörigen: wahrscheinlich durchweg ausgestorben. Ständige Wohnanschrift: Tmuskorpion, Kolonie Unerklärter Phänomene.«
    »Gemeldet?«, erkundigte sich Chlebowwodow streng.
    »Ja, es scheint so«, antwortete der Kommandant. »Seit er bei uns auftauchte und ins Buch der Ehrengäste eingetragen wurde, hält er sich hier auf. Er fühlt sich bei uns wohl, der Kusma.« In der Stimme des Kommandanten schwangen zärtliche Töne mit: Er hatte Kusma ins Herz geschlossen.
    »Ist das alles?«, vergewisserte sich Lawr Fedotowitsch. »Dann gibt es den Vorschlag, den Vorgang aufzurufen.«
    Da keine anderen Vorschläge vorlagen, zog der Kommandant die Vorhänge auf und rief lockend: »Kus, Kus, Kus! … Der Schlingel hockt drüben auf dem Schornstein«, erklärte er gerührt. »Er geniert sich, weil er furchtbar schüchtern ist … Kus! Kus, Kus! … Jetzt kommt er angeflattert, der Gau ner«, sagte er und trat vom Fenster zurück.
    Wir hörten ein ledriges Rascheln, dann pfiff es, und ein riesiger Schatten verdunkelte den Himmel. Schon landete Kusma, die vibrierende Flughaut ausgebreitet, auf dem De monstrationstisch. Er klappte die Flügel zusammen, warf den Kopf zurück, sperrte den länglichen, zahnbewehrten Rachen auf und quäkte leise.
    »Er begrüßt uns«, erläuterte der Kommandant. »Ein höflicher Lump, und er versteht jedes Wort.«
    Kusma beäugte die Troika, begegnete Lawr Fedotowitschs starrem Blick und genierte sich plötzlich fürchterlich. Er hüllte sich in seine Flughaut, legte den Kopf an den Bauch und lugte mit einem riesigen grünen und anachronistischen Auge, das einer halb geschlossenen Irisblende glich, verschämt hinter den Hautfalten hervor. Kusma war ein reizendes Kerlchen. Auf den ersten Blick wirkte er allerdings abscheulich. Chlebowwodow ließ vorsichtshalber etwas fallen, kroch unter den Tisch und murmelte: »Und ich dachte, das wäre so ein quäkender Hund …«
    »Beißt er?«, fragte Farfurkis ängstlich.
    »Wo denken Sie hin!«, empörte sich der Kommandant. »Das ist ein ganz harmloses Geschöpf, an dem jeder sein Mütchen kühlt. Natürlich, wenn er in Wut gerät … Aber er gerät eigentlich nie in Wut.«
    Lawr Fedotowitsch betrachtete den Pterodaktylus durch sein Theaterglas und brachte ihn damit endgültig aus der Fassung. Kusma quäkte leise und steckte den Kopf unter die Flügel.
    »Hrrrm«, stieß Lawr Fedotowitsch zufrieden hervor und legte das Theaterglas beiseite.
    Die Sache ließ sich gut an.
    »Und ich dachte, das wäre irgendein Pferd«, murmelte Chlebowwodow, der noch immer unter dem Tisch umherkroch.
    »Gestatten Sie mir ein paar Worte, Lawr Fedotowitsch«, bat Farfurkis. »Ich sehe bei diesem Vorgang gewisse Schwierigkeiten. Wäre es unsere Aufgabe, ungewöhnliche Phänomene zu untersuchen, so würde ich als Erster für eine sofortige Rationalisierung plädieren. Ein Krokodil mit Flügeln ist in unseren Breiten tatsächlich eine ungewöhnliche Erscheinung. Wir haben hier jedoch unerklärte Phänomene zu untersuchen, und da kommen mir Zweifel. Enthält der Vorgang Nummer zwei ein Element des Unerklärten? Wenn nicht, warum sollen wir ihn dann untersuchen? Wenn ja, worin besteht es? Vielleicht kann uns der

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