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Gesammelte Werke 6

Gesammelte Werke 6

Titel: Gesammelte Werke 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Strugatsky
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Genosse Berater etwas dazu mitteilen?«
    Der Genosse Berater konnte. In seinem franko-russischen Kauderwelsch teilte er der Troika mit, dass Marie Brions Frisur auf den abendlichen Empfängen des Barons de Vaudreille sämtliche Gäste entzückt habe, eine Tatsache, die er, der wissenschaftliche Berater, nicht leugnen könne. Was hingegen die Unerklärbarkeit dieses, tjä, le ptérodactyle angehe, so liege sie auf einer Ebene mit seiner Ungewöhnlichkeit, und er, der wissenschaftliche Berater, halte es für seine traurige, aber ehrenvolle Pflicht, den Genossen Farfurkis hieran zu erinnern. Plato sei schon immer sein, des wissenschaftlichen Beraters, Freund gewesen und werde es auch bleiben, und der Wissenschaft in seiner, des wissenschaftlichen Beraters, Person gehe die Wahrheit über alles. Fliegende Krokodile oder, genauer gesagt, das Vorhandensein von zwei oder mehr Flügeln bei manchen Krokodilen habe die Wissenschaft bis heute noch nicht erklären können, weshalb er, der wissenschaftliche Berater, gerne den Gärtner bäte, ihm seine wunderschönen Tuberosen zu zeigen, von denen man vergangenen Freitag gesprochen habe. Und schließlich sehe er, der wissenschaftliche Berater, keine besonderen Gründe dafür, die Rationalisierung dieses Vorgangs noch länger aufzuschieben, behalte sich andererseits jedoch das Recht vor, ganz energisch gegen diese Einspruch zu erheben.
    Während Wybegallo schwätzte und im Schweiße seines Angesichts sein mehrere Hundert Rubel betragendes Gehalt abarbeitete, entwarf ich in aller Eile einen Schlachtplan. Ich mochte Kusma sehr, und mir war eines klar: Wenn wir uns jetzt nicht einmischten, hatte Kusma nichts mehr zu lachen.
    »Hrrrm«, stieß Lawr Fedotowitsch hervor. »Gibt es Fragen an den Vortragenden?«
    »Fragen habe ich nicht«, erklärte Chlebowwodow, der sich nun ausreichend vergewissert hatte, dass Kusma nicht biss, und sofort wurde er wieder frech und sagte: »Also, ich finde, dass es sich hier um ein ganz gewöhnliches Krokodil mit Flügeln handelt und sonst gar nichts. Der Genosse Berater will uns ein X für ein U vormachen. Außerdem fällt mir auf, dass der Kommandant Lieblinge in der Kolonie hat, die er auf Staatskosten päppelt. Damit will ich natürlich nicht behaupten, dass er Vetternwirtschaft betreibt oder Bestechungsgelder annimmt, aber eins ist Fakt: Ein Krokodil mit Flügeln, die simpelste Sache der Welt, wird hier wie ein rohes Ei behandelt. Jagen wir es einfach aus der Kolonie. Es soll gefälligst arbeiten gehen.«
    »Arbeiten?«, fragte der Kommandant, sehr besorgt um Kusma.
    »Jawohl! Es soll arbeiten wie wir! Sehen Sie sich’s doch mal an, es weiß ja gar nicht, wohin mit seiner Kraft. Es könnte im Sägewerk Baumstämme schleppen oder Steine verladen. Wollen Sie mir vielleicht weismachen, dass es dafür zu schwach ist? Ich kenne diese Krokodile, habe in meinem Leben schon genug gesehen – mit und ohne Flügel.«
    »Wie soll das denn gehen?«, fragte der Kommandant mit Leidensmiene. »Kusma ist doch kein Mensch, sondern ein Tier, das eine besondere Kost braucht.«
    »Macht nichts, es gibt auch Tiere, die arbeiten, Pferde zum Beispiel. Soll es unter die Pferde gehen! Besondere Kost! Die brauche ich auch, trotzdem muss ich jetzt seinetwegen ohne Mittagessen auskommen.« Allmählich merkte Chlebowwodow, dass er ein wenig zu dick aufgetragen hatte. Farfurkis musterte ihn spöttisch, und auch Lawr Fedotowitschs Haltung gab zu denken. Angesichts dieser Umstände machte Chlebowwodow plötzlich einen Schwenk um hundertachtzig Grad. »Warten Sie mal!«, rief er. »Um welchen Kusma handelt es sich hier überhaupt? Ist das derselbe, der die Glühbirnen im Klub gefressen hat? Ja, genau, das ist er! Was denn – wurden gegen den überhaupt keine Maßnahmen ergriffen? Genosse Subo, versuchen Sie sich jetzt nicht herauszuwinden. Wurden Maßnahmen ergriffen oder nicht?«
    »Jawohl«, antwortete der Kommandant heftig.
    »Und welche?«
    »Wir haben ihm ein Abführmittel gegeben«, antwortete der Kommandant; es war nicht zu übersehen, dass er eisern zu Kusma hielt.
    Chlebowwodow schlug mit der Faust auf den Tisch, und Kusma machte vor Schreck eine Pfütze unter sich. Da packte auch mich die Wut, und ich schrie, direkt an Lawr Fedotowitsch gewandt, dass hier kostbare wissenschaftliche Exponate verhöhnt würden. Auch Farfurkis erklärte, er erhebe Einspruch, der Genosse Chlebowwodow versuche mal wieder, der Troika Funktionen aufzuhalsen, die ihr gar nicht zukämen. Lawr

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