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Gesammelte Werke 6

Gesammelte Werke 6

Titel: Gesammelte Werke 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Strugatsky
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Dissertation keine eigenen Werke verfasst, sodass er der Menschheit nur diese Dissertation als ein Musterbeispiel für derartige Arbeiten hinterlässt.«
    Feofil versank in Gedanken.
    »Habe ich Sie richtig verstanden«, wandte sich nun Farfurkis an Feofil, »dass damit nun alles ausgestanden ist und wir unsere Arbeit fortsetzen können?«
    Feofil fuhr erneut auf und erwiderte: »Noch nicht. Ich hätte noch ein paar Fragen an den Bürger dort.«
    »Was?«, rief Farfurkis erschüttert. »An Lawr Fedotowitsch?«
    »Das Volk …«, murmelte Lawr Fedotowitsch, der irgendwas durch sein Theaterglas betrachtete.
    »Fragen an Lawr Fedotowitsch …«, murmelte Farfurkis völlig außer sich.
    »Ja«, bestätigte die Ziege. »An Lawr Fedotowitsch Wunjukow, geboren …«
    »Das war’s«, flüsterte mir der unsichtbare Edik zu. »Ich habe jetzt keine Energie mehr. Dieser Lawr ist ein Fass ohne Boden.«
    »Was fällt Ihnen ein?«, kreischte Farfurkis verzweifelt. »Genossen! Haben wir uns da nicht ein bisschen verrannt? Was ist nur in uns gefahren? Das gehört sich doch nicht!«
    »Richtig«, sagte Chlebowwodow. »Das ist gar nicht unser Bier. Soll sich die Miliz damit befassen.«
    »Hrrrm«, stieß Lawr Fedotowitsch hervor. »Gibt es andere Vorschläge? Oder Fragen an den Vortragenden? Ich spreche im Namen aller, wenn ich vorschlage, den Vorgang Nummer neunundzwanzig als unerklärtes Phänomen, für das sich das Ministerium für Nahrungsmittelindustrie und das Ministerium der Finanzen interessieren könnten, zu rationalisieren. Zwecks primärer Utilisierung schlage ich vor, den Vorgang Nummer neunundzwanzig, genannt ›Verwunschener Ort‹, der Staatsanwaltschaft des Kreises Tmuskorpion zu übergeben.«
    Ich warf einen Blick zum Hügel hinüber. Der Waldhüter Feofil stand, schwer auf seinen Wanderstock gestützt, auf der Außentreppe und sah sich um, wobei er eine Hand schü tzend über die Augen hielt. Die Ziege spazierte im Gemüsegarten auf und ab. Zum Abschied winkte ich den beiden mit meiner Mütze zu. Als der Große Runde Stempel knallend niederging, hörte ich den unsichtbaren Edik seufzen.

Epilog
    Als ich am nächsten Morgen die Augen öffnete, wurde mir unsere bittere, ausweglose Lage in aller Schärfe bewusst. Edik saß in Unterhosen am Tisch und hatte den Kopf mit den zerzausten Haaren auf seine Hände gestützt. Vor ihm lag eine aufgeschlagene Zeitungsseite, auf der er alle Teile seines demontierten Remoralisators ausgebreitet hatte – bis hin zur kleinsten Schraube. Auch ihm ging es schlecht, das war deutlich zu erkennen.
    Ich schlug die Decke beiseite, setzte mich auf, zog aus meiner Jackentasche eine Zigarette heraus und zündete sie an. Unter anderen Umständen hätte Edik mein ungesundes Verhalten sofort mit einer unmissverständlichen Reaktion quittiert, denn er konnte es nicht ausstehen, wenn jemand sich gehen ließ und die Luft verpestete. Unter anderen Umständen hätte ich es auch nie gewagt, in seiner Anwesenheit und auf nüchternen Magen zu rauchen. Doch heute war uns alles egal. Wir hatten eine vernichtende Niederlage einstecken müssen und hingen nun über dem Abgrund.
    Zum einen waren wir völlig übernächtigt. Das wäre erstens, hätte Modest Matwejewitsch gesagt. Bis drei Uhr nachts hatten wir uns verdrossen in den Betten hin und her gewälzt und bitter Bilanz gezogen, die Fenster geöffnet und wieder geschlossen, Wasser getrunken – und ich hatte sogar in mein Kissen gebissen.
    Es ging nicht nur darum, dass wir diesen Ignoranten und Schlächtern nicht beigekommen waren. Das war halb so schlimm. Schließlich hatte uns niemand beigebracht, wie wir mit ihnen umzugehen hatten. Wir waren eben noch zu weich, und wohl auch noch zu grün hinter den Ohren.
    Es ging auch nicht darum, dass sich nach dem gestrigen Gespräch am Hoteleingang sämtliche Hoffnungen, den Schwar zen Kasten und Quasselstrippe zu bekommen, in Schall und Rauch aufgelöst hatten. Immerhin verfügte unser Gegner über eine mächtige Waffe – den Großen Runden Stempel, dem wir nichts entgegenzusetzen hatten.
    Nein: Jetzt ging es um unser aller Schicksal.
    Das besagte Gespräch am Hoteleingang war ungefähr so abgelaufen: Kaum hatte ich den verstaubten Wagen vor dem Hotel geparkt, als plötzlich Edik auf der Vortreppe auftauchte und in ungewöhnlich harschem Ton das Gespräch begann.
    EDIK : Verzeihen Sie, Lawr Fedotowitsch, hätten Sie ein paar Minuten für uns?
    LAWR FEDOTOWITSCH schnauft, leckt über die Mückenstiche auf seiner

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