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Gesammelte Werke 6

Gesammelte Werke 6

Titel: Gesammelte Werke 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Strugatsky
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fest, sechs Mann schütten Flüssigkeiten in dich hinein, und sechs andere stehen noch Schlange …«
    Er blickt sich fortwährend um, tritt Snegirjow auf die Füße und drängt ihn zur Tür.
    »Was rempelst du mich so an?«, fragte Snegirjow schließlich im Flur.
    »Komm, alter Junge, komm, setzen wir uns. Dort unter der Palme ist eine Bank.«
    Sie setzen sich. Der Korridor ist leer und still, nur in der Ferne hört man die diensthabende Schwester leise mit den Medizinflaschen klirren, und hin und wieder ertönen die gedämpften Gefühlsausbrüche der Fußballfans.
    »Und dann haben sie Sauerstoff angeschleppt!«, fährt Kurdjukow begeistert fort. »Ein Röhrchen hierher, zwei in die Nase. Na, denke ich, jetzt ist es aus und vorbei. Aber nein! Eine Stunde vergeht und noch eine, ich komme zu mir, und alles ist wieder in Ordnung.«
    »Dann hast du es also gar nicht gebraucht?«, erkundigt sich Snegirjow unschuldig.
    »Was denn?«, fragt Kurdjukow rasch zurück.
    »Na, dein Mathussail… Methusalin … Hast mich also ganz umsonst durch die ganze Stadt gehetzt.«
    »Nicht doch! Sie haben mir sofort einen Einlauf gemacht, verstehst du, und mir den Magen ausgepumpt – kannst du dir das vorstellen? Ein Klistier haben die Halunken mir verpasst! Erst da hab ich verstanden, was es für eine Folter gewesen sein muss, wenn sie einem hinten Wasser reingepumpt haben … Mir quollen die Augen aus dem Kopf, verstehst du? Ich sage zu ihnen: Jungs, holt mal schnell den Augenarzt …«
    Dann aber bricht Kurdjukow jäh ab und fragt im Flüsterton: »Was guckst du mich so an?«
    »Was?«, fragt Snegirjow erstaunt. »Wie gucke ich denn?«
    »Schon gut, schon gut«, weicht Kurdjukow aus. »Wie ich sehe, bist du heute ein bisschen mitgenommen, alter Junge. Hast wohl was getrunken?«
    »Du hast es erraten«, gibt Snegirjow zu und kann es sich nicht verkneifen hinzuzufügen: »Und wenn du mich nicht hierherbestellt hättest, säße ich auch jetzt noch gemütlich im Restaurant.«
    »Mach dir nichts draus«, meint Kurdjukow mit einer weg werfenden Geste. »Morgen oder übermorgen schmeißen sie mich hier raus, dann machen wir’s uns beide gemütlich. Im Ernst: Weißt du, was ich für einen Kognak zu Hause stehen habe? Einen ›Achtamar‹, direkt aus dem Kaukasus. Dazu gibt es eine Legende: Ein Mädchen liebte einen jungen Mann, die Eltern aber waren dagegen. Das Mädchen wohnte in einem Schloss auf einer Insel …«
    »Hör mal, Kurdjukow«, unterbricht Snegirjow ihn zaghaft, »ich kenne die Legende schon. Entschuldige, aber ich habe noch eine arbeitsreiche Nacht vor mir. Anatoli Sokratowitsch hat einen Artikel bei mir bestellt …«
    »Ja, ja, natürlich«, ruft Kurdjukow. »Geh nur, geh! Was sollst du auch hier bei mir herumsitzen? Vielen Dank für deinen Besuch.«
    Er steht auf. Auch Snegirjow erhebt sich – äußerst verwirrt. Eine Zeit lang blicken sich die beiden schweigend in die Augen. Dann fragt Kurdjukow wieder im Flüsterton: »Was hast du denn?«
    »Nichts. Ich gehe jetzt.«
    »Ja, natürlich, geh nur. Vielen Dank. Das werde ich dir nicht vergessen, das wirst du noch sehen.«
    »Sonst hast du mir nichts zu sagen?«, erkundigt sich Snegirjow.
    »Wieso, was meinst du?«, murmelt Kurdjukow kaum hör bar.
    »Woher soll ich das wissen?«, faucht Snegirjow. »Ich weiß nicht, warum du mich aus dem Restaurant geholt hast. Ich konnte mich weder satt essen noch mein Glas austrinken. Anatoli Sokratowitsch war richtig beleidigt. Da sagt man zu mir: eine dringende Angelegenheit, unbedingt noch heute, möglichst sofort … Was ist das für eine dringende Angelegenheit? Was hast du auf dem Herzen?«
    »Wer hat was von einer dringenden Angelegenheit gesagt?«
    »Na, Soja, deine Frau!«
    »Ach wo!«, erklärt Kurdjukow wieder mit einer wegwerfenden Geste. »Das ist Unfug, da hat sie was verwechselt! Es ging gar nicht um dich, und so furchtbar dringend war’s auch nicht. Noch heute, hat sie gesagt? So was Dämliches! Nein, Snegirjow, die hat vor Schreck überhaupt nichts mehr mitgekriegt. Ist doch klar, dass eine Frau bei so was durchdreht …«
    Snegirjow winkt ab. »Schon gut. Kann ja mal passieren. Hat sie eben was verwechselt. Hauptsache, du bist wieder gesund. Ich gehe dann also.«
    Snegirjow steuert auf den Ausgang zu, während Kurdjukow hinter ihm hertrippelt, ihn bald von rechts, bald von links überholt und ihn mal am Ellbogen packt und mal an der Schulter drückt.
    »Na, ich hoffe, du nimmst es uns nicht übel«, murmelt er. »Soja

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