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Gesammelte Werke 6

Gesammelte Werke 6

Titel: Gesammelte Werke 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Strugatsky
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steigen. Sie bleiben auf der Straße stehen und legen den Kopf in den Nacken.
    FRAUENSTIMME : In allen drei Fenstern ist Licht – im Schlafzimmer, im Arbeitszimmer und in der Küche. Sechster Stock.
    MÄNNERSTIMME : Komisch … Wieso brennt bei ihm überall Licht? Ob er Besuch hat?
    ANDERE MÄNNERSTIMME : Bestimmt nicht. Der ist allein. Niemand ist bei ihm.
    Snegirjows Arbeitszimmer ist hell erleuchtet. Alle Lampen brennen: die Tischlampe, die Stehlampe über dem Zeitungstischchen mit dem Telefon, der dreiarmige Leuchter und die Wandlampen über der gestreiften Couch gegenüber der Bücherwand.
    Snegirjow sitzt in einem exquisiten, wenn auch verwaschenen Pyjama am Schreibtisch. Der späten Stunde wegen hat er die Schreibmaschine beiseitegeschoben und schreibt mit der Hand. Der vor Sauberkeit blitzende Aschenbecher beschwert einen Stapel beschriebener Blätter. An der Tischkante stehen ein leeres Kaffeekännchen mit übergekochtem Kaffee und eine schmutzige Kaffeetasse. Der grauenhafte Pfriem liegt in dem Holzkästchen mit den Karteikarten.
    Da läutet es an der Tür.
    Snegirjow blickt auf die Uhr. Es ist fünf nach zwei. Er schluckt. Er hat Angst.
    Snegirjow steht auf, geht in den Flur und bleibt vor der Wohnungstür stehen.
    »Wer ist da?«, fragt er mit heiserer Stimme.
    »Mach auf, Felix, ich bin’s«, antwortet eine leise Frauenstimme.
    »Natalja?«, fragt Snegirjow freudig überrascht.
    Er nimmt hastig die Kette ab und reißt die Tür auf.
    Vor ihm steht jedoch nicht Natalja, sondern der kariert gekleidete Mann. Unter dem starren Blick seiner hellen, vorstehenden Augen tritt Snegirjow einen Schritt zurück.
    Dann geht alles sehr schnell. Der Karierte schiebt ihn sacht beiseite, drängt sich an ihm vorbei in den Flur, packt ihn fest an den Handgelenken und drückt ihn mit dem Rücken gegen die Toilettentür.
    Aus dem Treppenhaus gleiten rasch und lautlos in die Wohnung: der große, breitschultrige Iwan Dawydowitsch in schwarzem, knöchellangem Regenmantel, mit einer kleinen Reisetasche in der Hand, er wirft nur einen kurzen Blick auf Snegirjow und geht dann ins Arbeitszimmer; die schlanke, bezaubernde Natalja Petrowna, die eine kleine Tasche mit langem Riemen über der Schulter trägt, sie lächelt Snegirjow zärtlich an und macht eine weit ausholende Geste, als wollte sie sagen: Da bin ich wieder; der große dunkelhaarige Pawel Pawlowitsch in offenem grauem Mantel, unter dem er nach wie vor den schwarzen Frack mit der Nelke im Knopfloch trägt. Unter seinem Arm klemmt ein langer Regenschirm, beim Eintreten lüftet er den Hut, unter dem eine Glatze aufblitzt, und begrüßt Snegirjow mit einer leichten Verbeugung.
    SNEGIRJOW bestürzt: Pawel Pawlowitsch?
    PAWEL PAWLOWITSCH : So ist es, mein Lieber, so ist es.
    SNEGIRJOW : Was ist passiert?
    Bevor Pawel Pawlowitsch antworten kann, dröhnt aus dem Arbeitszimmer eine herrische Stimme: »Bringt ihn her!« Der Karierte führt Snegirjow ins Arbeitszimmer. Iwan Dawydowitsch sitzt in einem Sessel am Tisch. Den Regenmantel hat er achtlos über die Couch geworfen, die Reisetasche steht neben seinen Füßen.
    SNEGIRJOW : Was ist hier eigentlich los? Was hat das zu bedeuten?
    IWAN DAWYDOWITSCH : Bitte nicht so laut.
    KARIERTER : Wohin mit ihm?
    IWAN DAWYDOWITSCH : Hierher. Nehmen Sie bitte Ihren Platz ein, Felix Alexandrowitsch.
    SNEGIRJOW : Gern, aber ich möchte trotzdem wissen, was los ist.
    IWAN DAWYDOWITSCH : Die Fragen stelle ich. Sie setzen sich hin und beantworten meine Fragen.
    SNEGIRJOW : Was für Fragen? Mitten in der Nacht …
    Vom Karierten sanft geschoben, geht er um den Tisch herum und nimmt Iwan Dawydowitsch gegenüber Platz. Verwirrt sieht er sich nach allen Seiten um. Von seinem Gesicht ist abzulesen, dass ihm die Sache nicht geheuer ist.
    Aber wovor hat er eigentlich Angst? Natalja sitzt friedlich auf der Couch und betrachtet sich aufmerksam in einem kleinen Spiegel, den sie ihrer Handtasche entnommen hat. Pawel Pawlowitsch macht es sich umständlich in dem Sessel unter der Stehlampe bequem und nickt Snegirjow aufmunternd zu. Bloß der Karierte … Der steht mit gekreuzten Füßen an den Türrahmen gelehnt; seine Hände, die in schwarzen Lederhandschuhen stecken, hängen locker am Kör per herab.
    IWAN DAWYDOWITSCH : Sie waren heute um halb drei bei mir im Institut. Wohin sind Sie anschließend gegangen?
    SNEGIRJOW : Wer sind Sie überhaupt? Warum sollte ich …
    IWAN DAWYDOWITSCH : Darum. Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass Sie heute dreimal mit

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